Siegen. Das DRK sucht während der Coronakrise dringend Blutspender. Die Termine finden im Marienkrankenhaus und in der Turnhalle der Gesamtschule statt.

Dienstagsmorgen, 10 Uhr in der Turnhalle der Bertha von Suttner Gesamtschule in Siegen. Thomas Petzold ist heute der erste Blutspender, der sich an die Nadel legen lassen möchte. Früher ist der 49-Jährige regelmäßig zum Blutspenden gegangen. 25 Spenden hat er schon geschafft. Aus rein persönlichen Gründen hat er in den letzten drei Jahre pausiert.

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„Doch als ich von der mangelnden Spendenbereitschaft in der Bevölkerung und dem erhöhten Bedarf jetzt in der Corona-Krise gehört habe, habe ich mich entschlossen, noch einmal spenden zu gehen und wollte ursprünglich ins Marienkrankenhaus. Als ich dann erfahren habe, dass dort aktuell keine Blutspenden stattfinden, habe ich nachgeforscht und die junge Frau bei der Hotline hat sich erkundigt und mich sogar zurückgerufen. Somit wusste ich von dem Termin in der Turnhalle“, erklärt Thomas Petzold.

Blutspender erhalten Desinfektionsmittel als Geschenk

Auf ein leckeres Essen nach der Spende muss er bei der Übergangslösung in der Turnhalle wie die anderen Blutspender derzeit leider verzichten. Dafür gibt es aber ein Lunchpaket mit Obst und ein paar Süßigkeiten. Als kleines Geschenk gibt es diesmal sogar noch etwas, was selbst in Drogeriemärkten und Apotheken momentan Mangelware ist und in Krankenhäusern in den letzten Wochen vielfach sogar gestohlen wurde: eine kleine Flasche mit 100 ml Händedesinfektionsmittel.

Auch wenn die Blutspende in der Turnhalle unter einer anderen Atmosphäre als in den Praxisräumen des Marienkrankenhauses oder etwa einem Gemeindehaus stattfand, möchte der 49-Jährige in Zukunft wieder regelmäßig zur Blutspende kommen.

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Wenige Minuten später kommt auch schon der nächste Spender zur Tür herein. Sonst gibt es bei Blutspendeterminen in den ländlichen Orten meist zu Beginn lange Menschenschlangen. Die bleiben am ersten Tag in der Turnhalle aber aus. Und die Klebebandmarkierungen, die den Abstand von 1,5 bis 2 Metern vorgeben, können in den ersten Stunden so durchlaufen werden.

Zu wenige wissen zu diesem Zeitpunkt schon von dem Umzug in die Turnhalle. Von der Kolpingstraße, an der die Turnhalle liegt, ist die Blutspende schon mit Schildern angekündigt. Auch in den sozialen Medien wurde auf die Möglichkeit hingewiesen, den wichtigen Lebenssaft auf dem Giersberg abgeben zu können. Vielleicht spielt auch die frühe Uhrzeit oder die Empfehlung, soziale Kontakte zu meiden eine entscheidende Rolle, warum diesmal zu Beginn noch nicht so viel Ansturm ist.

Vor der Blutspende wird Fieber gemessen

Veränderte Bedingungen bis mindesten Ostern

Bis Ostern wird die Blutspende statt im Marien-Krankenhaus in der Schulturnhalle auf dem Giersberg stattfinden. Jeweils von dienstags bis freitags von 10 bis 20 Uhr. Und immer mit einer Mischung von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfern.

Üblicherweise übernimmt der DRK-Frauenverein die Verköstigung der Spenderinnen und Spender. Da diese Personen aufgrund ihres Alters aber teilweise zur Risikogruppe gehören, wurden sie zum eigenen Schutz von den Aufgaben entbunden.

Als zweiter Blutspender lässt sich unser Reporter anzapfen und hofft, dass er schnell genug fertig ist. Denn schon kommt der nächste Spender in die Turnhalle. Auch er hat den Desinfektionsspender vor der Tür benutzt. Es ist Lukas Schlosser, 26 Jahre jung und aus Gebhardshain in Rheinland-Pfalz. Er geht regelmäßig spenden und kommt im Jahr auf fünf Termine. Da er in München studiert und dort zu den Blutspenden geht, stehen die Daten bei der Anmeldung erst einmal nicht so schnell zur Verfügung.

Das liegt daran, dass die Blutspenden in München vom BRK, also vom Bayrischen Roten Kreuz durchgeführt werden. Aber das hält Lukas Schlosser nicht ab. Nach der Anmeldung geht es zu Alexander Heusiger, der zum hauptamtlichen Team des DRK-Blutspendeteams aus Hagen gehört. „37,3 Grad, alles okay“, erklärt der. Da auch der HB-Wert, also der Hämoglobin-Wert, der für den sicheren Transport von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im menschlichen Körper wichtig ist, einen guten Wert zeigt, darf Alexander Schlosser zum Arzt.

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Verschärfte Hygienemaßnahmen geben sicheres Gefühl

Wie gewohnt überprüft Dr. Thomas Reis die Angaben, die der mehrseitige Fragebogen mit sich bringt. Anders als sonst trägt er eine Schutzhaube, die sein komplettes Gesicht schützt. Ein wenig beschlägt die Plexiglasscheibe, als Dr. Reis mit Alexander Schlosser spricht. Dann wird der Blutdruck gemessen und da auch dieser Wert voll und ganz im Normbereich liegt, darf auch der 26-jährige Gebhardshainer zur eigentlichen Blutspende.

Auch bei ihm läuft es bestens. Gemeint ist natürlich das Blut. Angst vor einer Ansteckung hat er nicht: „Hier werden ja die hygienischen Maßnahmen deutlich verschärft und daher habe ich keine Bedenken. Denn an einem Einkaufswagen kleben immerhin mehr Viren und Bakterien. Und die fassen wir ja auch alle an.“

Als Belohnung bekommen die Spender begehrtes Händedesinfektionsmittel.
Als Belohnung bekommen die Spender begehrtes Händedesinfektionsmittel. © Kai Osthoff

„Diese Einstellung habe ich auch“, erklärt eine 59-jährige Kreuztalerin. Innerhalb von nur 4,19 Minuten ist bei ihr der Blutkonservenbeutel gefüllt. „Ich gehe viermal im Jahr zur Blutspende. Da ich gestern Abend eine Mail vom Blutspendedienst erhalten habe, bin ich heute gleich der Einladung gefolgt. Hier werden ja hoffentlich nur gesunde Menschen hingehen“, so die Kreuztalerin.

Siegerländer leisten ehrenamtliche Arbeit

Ebenfalls aus Kreuztal hat es Tamara Woicik in die Schulturnhalle verschlagen. Doch nicht als Blutspenderin, sondern ehrenamtliche Helferin. Die 39-Jährige ist gelernte Zahnarzthelferin, arbeitet aber mittlerweile in der Gastronomie. „Da unser Betrieb in Olpe aber geschlossen ist, sitze ich schon seit zwölf Tagen Zuhause. Über Facebook habe ich von dem Aufruf gehört, dass ehrenamtliche Helfer gesucht werden. Da habe ich mich gleich drauf gemeldet. Es ist ein toller Ausgleich“, erklärt sie. Ihre Aufgabe ist die Anmeldung. Sie nimmt die Blutspende- und Personalausweise entgegen, überprüft die Angaben und druckt die Unterlagen aus. Zwei Wochen will sie diese Aufgabe übernehmen - ehrenamtlich. Engagement liegt bei ihr in der Familie, da ihr 16-jähriger Sohn seit sieben Jahren in der Kreuztaler Feuerwehr ist.

Blutspende in Siegen: Größere Abstände zwischen den Liegen

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Die 33-jährige Inna Wiebe an diesem Tag dabei und gibt kleine Lunchpakete und Getränke aus. Alles mit dem notwendigen Abstand zwischen den einzelnen Stationen. Acht Spenden- und acht Ruheliegen sind in der großen Turnhalle aufgebaut. Die Abstände zwischen den einzelnen Liegen sind deutlich größer als sonst. „Das können wir ja auch hier sehr gut gewährleisten. In der Praxis im Marienkrankenhaus wäre das nicht möglich“, erklärt Björn, der ebenfalls im festen Hagener Blutspendeteam ist.

Alle Helfer tragen Mundschutz. Handschuhe gehören ja sowieso zur persönlichen Schutzausrüstung der Teammitglieder. Nach und nach kommen auch immer mehr Blutspender in die Turnhalle. Es scheint sich rumgesprochen zu haben. „Es ist ja auch der erste Termin hier“, erklärt Björn und ist zuversichtlich, dass noch mehr kommen werden. Viereinhalb Stunden später ist die Zahl der Spender immerhin schon auf 17 gestiegen.

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