Kreuztal. . Hans-Werner Bachmann spendet in 40 Jahren rund 100 Liter Blut. Der DRK-Blutspendedienst West ehrt ihn nun für die 200. Spende.

„Und? Wie schnell war ich?“ Hans-Werner Bachmann blickt gespannt zum Arzt, der gerade die Nadel aus seinem Arm zieht und den Beutel mit frischem Blut verstaut. „Vier Minuten und 13 Sekunden“, sagt dieser anerkennend. So schnell schaffen das nicht viele; normal sind 30 Minuten – immerhin wird ein halber Liter Blut abgezapft. Aber Hans-Werner Bachmann ist ein echter Profi in Sachen Blutspende. Insgesamt 100 Liter hat er schon gespendet und konnte damit 600 Menschen helfen. Acht Tage und acht Stunden hat das laut Bachmann insgesamt gedauert. Dieses Mal lässt er sich in der Kreuztaler Stadthalle zum 200. Mal für den guten Zweck stechen und wird für sein seit 40 Jahren andauerendes Engagement vom DRK-Blutspendedienst West mit Urkunde, Blumen und Ehrennadel geehrt.

Die Strategie

„Seit 1978 bin ich Spender“, sagt Hans-Werner Bachmann, der am Tag seiner 200. Spende auch seinen 60. Geburtstag feiert. Um eine so hohe Zahl an Spenden zu erreichen, nimmt Bachmann weite Fahrten in Kauf. Der Siegener geht alle 56 Tage, sprich sechs Mal im Jahr, im Siegerland spenden. Mehr geht nicht. „Die meisten spenden da, wo sie wohnen. Ich fahre von Hilchenbach bis nach Burbach. So schaffe ich die sechs Termine seit 40 Jahren“, erklärt der 60-Jährige seine Strategie. Wann er wo unterwegs war, zeigen seine vielen Stempelausweise.

Die „Spender-Karriere“ des Siegeners

1. Blutspende: Seine erste Spende gab Hans-Werner Bachmann am 21.3.1978 ab.

100Spenden: Dieses Ziel erreicht Bachmann am 4. April 2002 und ist damit jüngster Blutspender mit 100 Spenden im Kreisgebiet.

125Spenden macht er am 18. April 2006 voll.

150Spenden erreicht Bachmann am 16. Juli 2010. Er wird drei Jahre später beim Weltblutspender-Tag in Berlin durch den Präsidenten des DRK, Rudolf Seiters, geehrt.

1. Blutspender im Kreisgebiet, der die 175. Spende abgibt, ist Bachmann im September 2014. Vier Jahre später macht er die 200 voll – erneut als Erster.

Seit 2012 ist Hans-Werner Bachmann der Spender mit der höchsten Spendenzahl im Kreis Siegen-Wittgenstein. Zudem entschließt er sich im selben Jahr auch Organspender zu werden.

Seit 1991 ist Bachmann zudem auch registrierter Stammzellen-Spender bei der Deutschen-Knochenmark-Spenderdatei DKMS.

„Es gibt schon Menschen, die häufig spenden. Aber das ist eine Riesenleistung“, versichert Stephan David Küpper vom DRK. „Eine Blutspende mit Krönchen drauf.“ Stolz ist Bachmann trotzdem nicht: „Ich freue mich einfach“, sagt er.

Das erste Mal

An seine erste Spende erinnert sich Hans-Werner Bachmann noch genau. „Es war der 21. März 1978 in Buschhütten bei der Firma Achenbach.“ Damals ist Bachmann 19 Jahre alt. Sein Vater nimmt ihn mit. „Ich hatte schon ein mulmiges Gefühl beim ersten Mal“, erinnert sich Bachmann. „Man spürt den Einstich.“ Doch wenn die Nadel richtig sitze, spüre er gar nichts mehr. „Keinerlei Schmerzen oder so“, versichert der Siegener.

Der Ablauf

Am Dienstagnachmittag kommen 178 Spender in die Stadthalle. Sie alle durchlaufen mehrere Stationen. Erst mit Lichtbildausweis anmelden, dann einen Fragebogen ausfüllen. „Um möglichst viele Risiken auszuschließen“, erklärt Bachmann. Danach geht es zum HB-Test – Bluteisenwert und die Temperatur werden gemessen. Anschließend checkt ein Arzt jeden Spender durch, bevor losgelegt werden kann. Gespendet wird jeweils ein halber Liter Blut plus einige Milliliter für Tests im Labor. Danach erholen sich die Spender auf Liegen und beim kostenlosen Essen.

Die Motivation

„Mein Gefühl ist, dass insbesondere Jüngere vor einer Spende zurückschrecken“, sagt Bachmann. Doch der Bedarf ist hoch, sagt Stephan David Küpper. 3500 Liter Blut pro Tag braucht der DRK-Blutspendedienst West in seinem Gebiet. „Das ist ein dickes Brett.“ Zumal das Blut in drei Komponenten – Plasma, rote Blutkörperchen und Blutplättchen – zerlegt wird und nicht alle lange gelagert werden können. Besonders heikel sei es mit den Blutplättchen an Feiertagen. Vier Tage sind diese nur haltbar, doch allein die Weiterverarbeitung des Bluts dauere einen Tag. Umso wichtiger seien treue Spender. „Es könnte mich auch jeden Tag treffen...dass ich wegen eines Unfalls oder einer Krankheit Blut benötige“, sagt Hans-Werner Bachmann.

In Zukunft

Solange er noch gesund ist und sich in der Lage fühlt zu spenden, will Hans-Werner Bachmann weitermachen. Etwas weniger als 17 Jahre bleiben ihm noch zum Spenden, bevor er zu alt ist. „Also kann ich noch etwa 296 Mal gehen“, sagt er grinsend.