Siegen/Hilchenbach. Imbisse und Restaurants in Siegen und Umgebung reagieren mit unterschiedlichen Ansätzen auf die Coronakrise. Schwer ist es allerdings für alle.
Die Verunsicherung in der heimischen Gastronomieszene ist groß. Mit unterschiedlichen Konzepten reagieren Imbisse und Restaurants auf die Coronakrise. Die provisorischen Lösungen reichen von sofortiger Schließung über die Einrichtung von Lieferdiensten bis zum Fensterverkauf. Normaler Betrieb findet nirgendwo mehr statt.
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In Siegen und Umgebung: Fensterverkauf
„Geschlossen“ steht handschriftlich auf einem Schild im Fenster einer Kneipe mit Küchenbetrieb in Bahnhofsnähe. Der Inhaber hat unterschrieben, ansonsten nur dieses eine Wort. In den Schaufenstern anderer Restaurants sind die Nachrichten etwas länger: „Auf Grund des Coronavirus“ oder „auf unbestimmte Zeit“ ist dort oft zu lesen. Die Gemeinsamkeit: Die Lokale sind dunkel und leer.
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Informationen, wie es wirklich weitergeht, hat niemand, auch nicht in den Imbissen, die noch offen sind. Die verkaufen ihr Angebot nur durchs Fenster, wer keine klassische Theke hat, versperrt den eigentlichen Eingang mit Tischen und reicht die Ware darüber an. Mittlerweile sei nur noch das erlaubt, erklärt Yilmaz Püsküllü vom türkischen Imbiss Yedoy aus der Hindenburgstraße.
Der Laden gehört seiner Frau. „Wir haben so viele Mitarbeiter hier, wir können nicht einfach schließen“, erklärt Püsküllü. Er habe von sich aus beim Ordnungsamt angerufen und auf den Seiten der Stadt nach Informationen gesucht, unter welchen Auflagen das Geschäft weitergehen kann. „Ich möchte mein Team schützen“, sagt er – in wirtschaftlicher und gesundheitlicher Hinsicht. Auf etwa ein Drittel sei der Umsatz geschrumpft, inzwischen hat er Kurzarbeit für seine Mitarbeiter angemeldet.
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Vor der Pizzeria Ciao in der Oberstadt weisen die Tafel, auf der sonst aktuelle Angebote stehen, und zwei Sicherheitskegel auf den Abstand von zwei Metern hin. Auch dort ist kaum noch etwas los, berichtet Inhaber Giovanni Giglio. Er erwartet eine Ausgangssperre, dann würde er komplett schließen. Einen Lieferdienst hat er nicht. „Das habe ich nie gemacht und werde ich nie machen.“
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Lieferung im Siegerland
Gastronom Hüseyin Fidan hat schon früh auf die Situation reagiert. Seit 33 Jahren betreibt er mehrere Gastrobetriebe in Weidenau, unter anderem das Kulturcafé Casablanca und den Lieferdienst „Casa’s Pizza“. Den Restaurantbetrieb hat er schon am 17. März eingestellt, als zunächst noch eine Öffnung bis 15 Uhr erlaubt war. „Mein Team kann diese Regelung nicht verstehen“, schrieb er dazu in den sozialen Medien. Er habe auch an den Landrat geschrieben, über die aktuellen Regelungen ist er froh.
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Essenslieferungen und Abholungen werden kontaktlos angeboten, das Team hat er schon in der vergangenen Woche zum Tragen von Handschuhen und Mundschutz verpflichtet – gegen großen Widerstand. Er kritisiert das Verhalten anderer Unternehmer, mit denen er teilweise auch befreundet sei, die um jeden Preis weiter öffnen wollen. „Ich will auch Geld verdienen“, sagt er. „Aber wollen wir dafür über Leichen gehen?“ Er könne es nicht verkraften, wenn sich in seinem Laden jemand infiziert, sagt Fidan.
Der Lieferdienst laufe aktuell stabil, aber keineswegs besser als sonst, insgesamt sind auch Fidan Einkünfte weggebrochen. Teilzeitkräfte und Minijobber musste er entlassen, für seine Festangestellten hat er Kurzarbeit beantragt. Mit einem halbwegs normalen Betrieb rechnet er frühestens im November – und das auch nur, wenn „die Leute es jetzt begreifen“.
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Abholung: Siegerländer fahren selbst vor
Auch klassische Restaurants versuchen teilweise, den Betrieb mit Abhol- und Lieferangeboten weiterzuführen. „Mit der neuen Anordnung für Restaurants, haben wir uns überlegt, dass die Gäste ihr Essen einfach vorbestellen und dann am Eingang abholen können“, erklärt Stefan Dörrenberg, Pächter des Gasthauses Pampeses am Markt in Hilchenbach.
Auf einer verkleinerten Karte gibt es Burger, Schnitzel, Ofenkartoffeln und Salate. „Wir haben auch die Preise ein wenig runtergeschraubt“, erklärt Dörrenberg. „Der Service ist schon gut angelaufen. Am ersten Abend sind schon 25 Essen außer Haus verkauft worden“, erzählt die Auszubildende Angelique Klein.
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Nach jeder Abholung werden die Türen und die Klingel desinfiziert. Die Bezahlung und die Übergabe der Speisen findet ausschließlich draußen statt. „In Ausnahmefällen würden wir auch liefern. Beispielsweise bei älteren Menschen, die ihr Haus nicht verlassen können“, erklärt Stefan Dörrenberg.
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Auf Abholung setzt inzwischen auch die Gaststätte Moritz in der Freudenberger Altstadt. „Wir fühlen uns unseren Gästen verpflichtet, haben uns schnell auf die neue Situation eingestellt und bieten den neuen Außerhaus-Service“, sagt Inhaberin Stefanie Lindenschmidt. „Die Auflagen für Lieferservice sind mittlerweile so hoch und zu umfangreich, so dass sich dieser Service nicht rechnen lässt – aber abholen unserer Speisen mit der geänderten Mittagskarte ist möglich.“
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