Coronavirus: In Siegens Stadtmitte herrscht die große Ruhe
•
Lesezeit: 4 Minuten
Siegen. In Siegen-Mitte geht es während der Corona-Krise inzwischen werktags ruhiger zu als sonntags. Ein bisschen tut sich aber noch auf den Straßen.
Das Stadtwappen bleibt in der Corona-Krise nicht hinter verschlossenen Türen. Die Künstlerin Tzveta Grebe malt es am Donnerstag auf einen Stromkasten am Marktplatz, direkt vor einer Außenmauer des Rathauses. Ungestört, denn nur wenige Menschen kommen vorbei. In der Stadt ist es nun sogar mitten in der Woche so ruhig wie sonst nicht einmal sonntags.
Von Steffen Schwab, Hendrik Schulz, Florian Adam, Tim Haacke und Nicolas Stange
"Angst habe ich sowieso", sagt Tzveta Grebe über die derzeitige Lage. Aber im Moment spreche sie bei ihrer Arbeit niemand an, die wenigen Leute, die unterwegs sind, halten Abstand. Die von ihr innerhalb von Martin Zielkes Initiative "Siegen sind wird" bemalten Stromkästen sind längst stadtbildprägend, auch einige Wände im öffentlichen Raum hat Tzveta Grebe gestaltet. Nun kommt ein weiterer Kasten hinzu; ein schönes Stück Normalität in einer alles andere als normalen Zeit.
Siegen: wenig los auf Straßen und Parkplätzen
Auf den Straßen sind weit weniger Autos unterwegs als sonst, viele Busse sind nahezu leer, auf vielen sonst ausgelasteten Parkplätzen - Kampen, Neumarkt - sind kaum Stellflächen belegt. Am Marburger Tor und in der Marburger Straße ein paar Passanten, rund ums Obere Schloss ein paar Spaziergänger.
Ein älteres Paar sitzt im Schlosspark auf einer Bank am Großen Krebs und schaut ins Tal gen Weidenau. Ein junges Pärchen sitzt kuschelnd und schäkernd auf dem breiten Mauerrand neben der großen Wiese mit Blick Richtung Hainer Hütte. Hinweisschilder weisen darauf hin, dass die Rasenflächen nicht betreten werden sollen, "hier wachsen gerade die Frühjahrsblüher". Sie wachsen unbehelligt, es ist sowieso kaum jemand hier. Über allem liegt eine ungewöhnliche Ruhe. Der Gesang der Vögel ist heute lauter als das ferne Rauschen des städtischen Verkehrs.
Coronavirus: Siegens Innenstadt wird zu einem Ort der Ruhe
1/16
Corona: Mundschutz für Siegener Monumente
In vielen Eingangstüren und Schaufenstern in Ober- und Unterstadt kleben Zettel mit der Erklärung für die Schließung. "Natürlich sind Schallplatten und CD's Dinge des täglichen Bedarfs", steht etwa auf dem Aushang in Rainers Plattenladen am Marburger Tor. "Aber ich habe auch eine Verantwortung meinen Mitmenschen gegenüber." Läden, die noch geöffnet sind, haben andere Aushänge, bitten wie der Dornseifer am Markt um Einhaltung von Mindestabständen und bargeldloses Bezahlen, wenn irgend möglich.
Auffällig ist, dass die Siegener offenbar ein Herz für Statuen haben. Nachdem Henner und Frieder bereits vor einigen Tagen mit Mundschutz versorgt wurden (auch wenn dieser nicht lange hielt), tragen nun auch die Figur von Graf Johann dem Mittleren zu Nassau-Siegen im Schlosspark und der Schäfer in der Alten Poststraße Masken - wobei der Graf sie über der Nase trägt. Vom geschützten Schäfer einmal ab, gibt es in der Alten Poststraße derzeit sonst wenig zu sehen. Zwei junge Frauen sitzen auf dem Brunnen. "Hier ist echt weniger los als sonntags", sagt die eine.
Am Kölner Tor wäre aufgrund des wenigen Verkehrs - theoretisch, wohl bemerkt! - das Überqueren der Straße selbst bei roter Fußgängerampel möglich. Allein: Es ist, gemessen am sonst üblichen Betrieb, kaum jemand da, der die Straße überhaupt queren möchte. Etwas voller wird es in der Bahnhofstraße und am Bahnhofsvorplatz, doch auch hier ist es weit von dem entfernt, was man von Siegener Donnerstagen gewöhnt ist.
Im Eingangsbereich der City Galerie ist das Licht gedimmt. Bei der Gelegenheit: Gerade mal Lotto abgeben, diesmal für fünf Wochen. "Besser so, wer weiß, was noch kommt", sagt die freundliche Mitarbeiterin.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.