Siegen. Albrecht Thomas gibt nach 30 Jahren den Vorsitz im Kunstverein Siegen ab. Nachfolgerin wird Künstlerin Andrea Freiberg. Die Suche war langwierig.
Manche Menschen würden sich in einer solchen Situation selber loben. Albrecht Thomas lobt andere. Nach 30 Jahren als Vorsitzender des Kunstvereins Siegen gibt der 83-Jährige sein Amt ab. Nachfolgerin ist die freischaffende Künstlerin Andrea Freiberg. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Donnerstagabend stimmten 50 von 51 Anwesenden für die 54-Jährige – und Nummer 51 enthielt sich.
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Der Vorlauf
Es war nicht nur ein sehr klares Votum, es gab auch „Klatschaktionen von zwei, drei Minuten und Standing Ovations“, sagt Kunstvereinsgeschäftsführer Franz-Josef Weber. Die Begeisterung fußt auch darauf, dass die Frage der Nachfolge sich so langwierig gestaltete; aber keinesfalls darauf, dass Albrecht Thomas den Posten räumte. Ganz im Gegenteil, wie Wolfgang Suttner, Kreiskulturreferent a. D., Gründungsmitglied des Vereins und Mitglied des erweiterten Vorstands, betont: „Als Albrecht Thomas vor anderthalb Jahren sagte, dass er aufhören will – da haben wir uns Tricks überlegt, wie wir ihn länger halten können.“
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Die Suche
Eine Weile haute das hin, im November kündigte Albrecht Thomas aber endgültig seinen Rückzug an. Bis Juli wird er den Vorsitz noch kommissarisch übernehmen, da seine Nachfolgerin bis dahin einen Arbeitsaufenthalt in der Villa Massimo in Rom verbringt. Für die Vorsitzenden-Suche wurde Wolfgang Suttner intern in den Rang des „Findungskommissars“ erhoben, um Kandidaten zu mobilisieren. Zehn Leute habe er angesprochen, sagt er – „Künstler, Pensionäre, einen Schornsteinfeger“ – aber niemand erklärte sich bereit. Schließlich habe Andrea Freiberg Interesse signalisiert, ebenso aber großen Respekt vor der Aufgabe. „Sie sagte: ,Die Schuhe von Albrecht Thomas sind so groß, da könnte ich drin wohnen’“, erzählt Wolfgang Suttner.
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Die Weggefährten
Was die Nachfolgerin pointiert auf den Punkt brachte, ist nüchtern betrachtet nicht von der Hand zu weisen. Albrecht Thomas, der den Kunstverein zusammen mit Uwe Pieper, Wolfgang Suttner und anderen 1979 gründete, sei immer ein sehr guter Organisator gewesen, habe Gelder für Projekte akquiriert, war immer praktisch tätig, hatte Ideen, war kreativ, hat überall mit angepackt, wie Wolfgang Suttner hervorhebt – „und er hat Riesen-Verdienste in der Kunstvermittlung in der Region“. Auch Franz-Josef Weber unterstreicht die besondere Kombination aus Kreativität, Einfallsreichtum und praktischer Kompetenz. Weber erinnert an einen Satz, den er früher bereits über Albrecht Thomas geschrieben habe: „Bevor die Idee bei ihm da ist, ist die Ausführung schon vollendet.“ Bei dem Aufwand, den Ausstellungen, Projekte, Kunstfahrten erfordern, brauche es einfach jemanden wie Albrecht Thomas, „der die Dinge in die Hand nimmt – sonst stirbt die Idee.“
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Der Scheidende
Albrecht Thomas wiederum lobt Ursula Wagener, die als 2. Vorsitzende mehr als zehn Jahre „im Hintergrund“ enorm wichtige Arbeit geleistet und viele Impulse gegeben habe. Sie gab ihren Posten ebenfalls ab – an Sabine Helsper-Müller.
Die Neue
Die Suche nach einem oder einem neuen Vorsitzenden habe sie aus Rom mitbekommen, sagt Freiberg, die ihre Hauptwohnsitz seit 20 Jahren in Siegen hat und im vergangenen Jahr in Geisweid das „Atelier Hoch 2 “ mit ihrem Lebensgefährten, dem in Rostock geborenen Autor und Ingeborg-Bachmann-Preisträger Peter Wawerzinek, eröffnete. Sie schätzt die Siegener Kunstszene, möchte etablierte Ausstellungsformate des Kunstvereins beibehalten, aber auch neue Formate entwickeln, wie sie sagt. Dabei wird es auch darum gehen, mehr junge Menschen als Besucher und Mitwirkende zu gewinnen. „Ich komme gerade noch rein und recherchiere noch: was wurde gemacht – und was machen andere?“ Sie „stehe aber auch für ihre Überraschungen“, betont sie.
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