Netphen. Wasserburg Hainchen, Alter Bahnhof Deuz/Bühlgarten und Bewegungspark Netphen sollten öffentliches WLAN bekommen. Aber braucht das noch jemand?
Öffentliches WLAN wird es in Dreis-Tiefenbach wohl nicht geben – und das braucht es wohl auch nicht. Genauso wenig wie in anderen Netphener Siedlungsschwerpunkten. Mittel aus dem Förderprogramm „WiFi4EU“ stehen für Dreis-Tiefenbach ohnehin nicht zur Verfügung – und für die drei WLAN-Standorte, für die Geld da ist, deutet vieles darauf hin, dass die Politik das Geld lieber zurückgibt, als dem städtischen Haushalt die Folgekosten aufzulasten für etwas, das überholt scheint.
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In Zeiten von LTE/4G, demnächst 5G, und Internet-Flat-Tarifen ist öffentliches und meist eher langsames WLAN nicht wirklich eine Alternative. Für Jugendliche nicht, aber auch für ältere Smartphone-Nutzer nicht, wie aus eigener Erfahrung Erwin Rahrbach, nun Baudezernent im Ruhestand, in seiner letzten Ratssitzung im Amt anmerkte. Gleichzeitig ist der Aufbau einer WLAN-Infrastruktur für den öffentlichen Raum vergleichsweise aufwendig, weil die einzelnen Sender eine nur geringe Reichweite haben – es lohnt sich schlicht nicht.
WLAN für Dreis-Tiefenbach wäre eine teure Angelegenheit
Ursprünglich waren die „WiFi4Eu“-Mittel dazu vorgesehen, an der Wasserburg Hainchen, am Alten Bahnhof Deuz/Bühlgarten und am Bewegungspark in Netphen WLAN auszustrahlen. Die Verwaltung hatte die Wasserburg statt Dreis-Tiefenbach ausgewählt, weil es dort im Bereich um den Schillingsplatz mindestens 6000 Euro zusätzlich bräuchte, um WLAN vernünftig auszustrahlen.
WLAN an der Dreisbachhalle sei nicht zielführend, weil dort nicht ausreichend publikumswirksame Veranstaltungen stattfinden würden, „dann könnten wir jede Halle nehmen“, so Rahrbach, für die Wasserburg habe man sich entschieden, weil da viele Besucher seien. „Dreis-Tiefenbach können wir ohne ziemliche Mehrkosten nicht aufnehmen.“ Die Stadt wolle es beim nächsten Förderaufruf erneut versuchen.
Viel Beton stört den Empfang am Kunstturnzentrum Dreis-Tiefenbach
Manfred Heinz mochte das für die SPD nicht akzeptieren: „Dreis-Tiefenbach muss berücksichtigt werden!“ Es gebe auch andere Gebäude, die in Frage kämen, etwa die Halle des Kunstturnzentrums. „Genauso gut könnte Hainchen im nächsten Zyklus versorgt werden.“ Zuerst müssten die Siedlungsschwerpunkte profitieren.
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Das koste aber mehr Geld, weil auch an der Kunstturnhalle in Dreis-Tiefenbach, das habe man geprüft, einfach sehr viel Beton verbaut sei, der die Signalübertragung störe, so Rahrbach. Die sogenannten Access Points hätten eine Reichweite zwischen 50 und 100 Metern, wegen der Gegebenheiten bräuchte man hier mehr davon – „das Geld ist im Haushalt nicht vorgesehen, wir können es nicht freigeben. Wir können die Fördermittel zurückgeben.“ Dreis-Tiefenbach sei zudem zumindest in den Geschäften im Einkaufszentrum mit WLAN versorgt.
Telefon und Strom zwingend nötig für öffentliches WLAN
Überall im Kunstturnzentrum gebe es doch Telefonanschlüsse, so Bernhard Jüngst – also müsse man den jungen Leuten diese Möglichkeit auch bieten. „Mit ein bisschen gutem Willen wäre doch was möglich.“ Aber auch dann könne man nicht alle Räume abdecken – wegen des Betons, antwortete Rahrbach, „unser Anspruch ist, es richtig zu machen – wir können versuchen, das umzusetzen, aber dann kommt nichts Vernünftiges dabei raus.“ Auch die Idee von Klaus-Peter Wilhelm (UWG), öffentliches WLAN mit dem Projekt „Sieg verbindet“ zu verbinden, sei nicht zielführend: Im Außenbereich gebe es weder Telefonanschlüsse noch Strom. „Der Access Point am Rathaus Netphen reicht gerade Mal bis zum nächsten Haus.“
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Wenn nicht mal er sich in öffentliches WLAN einlogge, wenn schnelles 4G verfügbar sei – warum sollten die Jugendlichen als avisierte Nutznießer dieser Maßnahme das tun? „WLAN hier ist ein totales Auslaufmodell.“ Warum man sich dann die Folgekosten von ein paar tausend Euro ans Bein binden solle, überlegte Manfred Heinz. „Wir geben den Bescheid gerne zurück“, bekräftigte Rahrbach. Weil bis Ostern der Auftrag vergeben sollte, um die Maßnahme in diesem Jahr umzusetzen, wollen die Fraktionen jetzt bis zur nächsten Ratssitzung am 26. März beraten, ob sie WLAN in Netphen wollen. Oder eben nicht.
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