Siegen. Dekanatskirchenmusikerin Helga Maria Lange leitet unter anderem den Kammerchor Weidenau – und bringt Studierenden in St. Joseph die Orgeltöne bei.
Menden ist die Heimat einer Reihe bedeutender Persönlichkeiten des Nordrhein-Westfälischen Chorlebens: Klaus Levermann, Bildungsreferent des Chorverbands NRW lebt dort, Prof. Michael Schmoll, einer der renommiertesten Chor-Erneuerer, lange Jahre Landeschorleiter und Professor an der Hochschule Osnabrück, wuchs in Menden auf und war dort in einigen Chören aktiv. Ebenso wie Helga Maria Lange: Dekanatskirchenmusikerin des Dekanats Siegen, Organistin, Lehrbeauftragte an der Uni Siegen und Leiterin mehrerer Chöre in der Region.
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Aus einer musikalischen Familie stammend – der Vater spielte außer Elektroorgel und Gitarre vor allem Akkordeon, die Mutter Zither, alle Schwestern sangen in Chören, Hausmusik gehörte zum Familienalltag – bekam sie schon mit sieben Jahren Klavierunterricht. Mit zwölf Jahren kam Orgel hinzu. In der Jugendkantorei Menden erlebte sie die Faszination des Gesangs und vor allem, wie ein Dirigent einen Chor inspirieren kann. Theo Disselkamp, der die Jugendkantorei mehr als 20 Jahre leitete, wurde damit für Helga Maria Lange sowohl zum Vorbild als auch ein Förderer ihres Entschlusses: „Musik soll mein Beruf werden.“
Siegerland ist Sängerland
Das Siegerland ist Sängerland: Südwestfalen ist mit guten Chören gesegnet. Nicht von ungefähr kamen die beiden Gewinner-Ensembles beim Wettbewerb des WDR „Der beste Chor im Westen“ aus unserer Region. Unsere Serie blickt hinter die Kulissen der Chöre und porträtiert eine Auswahl von Chorleitern.
Gegen den Schuldienst entschieden
Die erste Stufe war der C-Kurs, den sie mit 16 Jahren abschloss. Dieser beinhaltete viele Bereiche, etwa Orgelspiel, Gehörbildung, Tonsatz, Chorleitung, aber auch Gesang, Musikgeschichte und Orgelbau. Nach dem Abitur begann sie mit dem Studium der Kirchenmusik. Zunächst ein Jahr in Dortmund, ab 1983 dann in Freiburg. Helga Maria Lange erfuhr dabei auch, wie man Barockmusik, Romantik oder Gregorianik sängerisch gestaltet und dirigiert.
Vieles lernte sie dabei von Hans Michael Beuerle, dem inzwischen verstorbenen Leiter des Freiburger Bach-Chors, der ein weiterer wichtiger Wegbereiter für ihren späteren Beruf wurde. Nachdem sie 1985 erstmals die Leitung eines Chors in Freiburg-Günterstal übernahm, entschied sie sich endgültig für den Beruf der Musikerin. Und damit gegen den Schuldienst, denn sie hätte nach ihrem Musik- und Französischexamen auch Lehrerin werden können.
Den Kammerchor Weidenau übernommen
1991 bekam Helga Maria Lange ihre erste Stelle als Kirchenmusikerin: Der berühmte „Attendorner Dom“ wurde für knapp 20 Jahre ihre musikalische Heimat. Als Organistin und auch Leiterin des Kirchenchors und eines Kinderchors. Und sie ging auch „auf die Dörfer“: Sie leitete Kirchenchöre in Heggen und Dünschede. Das bedeutete vorwiegend Gottesdienst-Begleitung, manchmal auch mit Bach-Chorälen, aber seltener Bach-Kantaten mit anspruchsvoller Mehrstimmigkeit.
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Seit 2008 ist Helga Maria Lange Dekanatskirchenmusikerin der Region Südsauerland/Siegerland und ihr Dienstort die katholische Pfarrei St. Josef an der Stadtteilgrenze Weidenau/Geisweid. Sie leitet in Siegen außer dem „Chor der Kirche Peter und Paul“ und dem etwa zehnköpfigen Ensemble „Neues Geistliches Lied“, mit dem sie auch Ausflüge in die Pop-Musik unternimmt, den Kammerchor Weidenau, der 1968 von ihrem Vorgänger Franz Josef Breuer gegründet wurde. „Meine 35 Sängerinnen und Sänger sind kein Kirchenchor, werden aber von der Gemeinde St. Josef unterstützt.“
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Helga Maria Lange hat auch einen Lehrauftrag für Orgel an der Universität Siegen. Das Unterrichtsinstrument ist die große Orgel in St. Josef, mit der sie auch die Messen begleitet und Konzerte gibt. Außerdem veranstaltet sie C- Dirigentenkurse für angehende Chorleiter.
In der Diözese Paderborn ist sie für Kinderchorarbeit verantwortlich.
Die Sängerinnen und Sänger fordern
Die meisten Konzerte kann der Chor in der Kirche St. Joseph veranstalten, auch deswegen ein Glücksfall, weil diese Kirche eine hervorragende Akustik hat. Der Kammerchor Weidenau ist für anspruchsvolle Programme bekannt, für die er auch Projektsänger einlädt. So bildeten beim letzten Konzert, dem „Fauré Requiem“, mehr als 60 Vokalisten einen beeindruckenden Klangkörper.
Diese Gesangskultur kommt nicht von selbst. „Es geht nie um Töne-Kloppen, sondern die Entwicklung von Klängen“, sagt Helga Maria Lange. „Also baue ich in die Proben spezielle, zu den Werken passende Gesangsübungen ein.“
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Dass im Stadtbereich gleich vier Chöre mit ähnlichem Anspruch und auch Repertoire um die Gunst der Musikfreunde buhlen, ist Helga Maria Lange sehr bewusst: „Ich bemühe mich, Kollisionen mit dem Bach-Chor, der Kantorei und dem Philharmonischen Chor zu vermeiden. Sowohl terminlich wie auch thematisch.“ Sie setzt auf anspruchsvolle, dabei aber nicht zu schwierige und machbare Chorliteratur. Die darf manchmal auch eher unbekannt sein: So wie Gioachino Rossinis „Petite Messe solennelle“ im nächsten Jahr.
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