Netphen. Die Erleichterungen für Wohngebiete in kleinen Orten nutzen der Stadt nur wenig. Vor allem die Topografie erweist sich als problematisch.

Die seit einem Jahr amtierende Landesregierung von CDU und FDP ändert den Landesentwicklungsplan — durchaus im Sinne der Stadt, die dem von SPD und Grünen geprägten Werk vor allem wegen der Einschränkungen bei Baugebieten in kleinen Ortschaften widersprochen hatte. „Eine Rolle rückwärts zu Lasten von Natur und Umwelt“, fand Helga Rock (Grüne) im Stadtentwicklungsausschuss. Die Stellungnahme der Stadt wurde bei zwei Gegenstimmen der Grünen und eine Stimmenthaltung der SPD verabschiedet.

Baugebiete

Manfred Heinz (SPD) begrüßte die Öffnung, die die Landesregierung mit der von ihr so genannten „Entfesselung“ bewirke: „Man kann leichter Baugebiete entwickeln.“ Zu prüfen seien nun aber Folgen für die Landwirtschaft, wenn diese Flächen entzogen würden. Von einer Änderung des gerade neu gefassten Flächennutzungsplans, wie Heinz sie ins Gespräch brachte, riet Baudezernent Erwin Rahrbach ab: Reservebauflächen seien für jeden Ortsteil vorgesehen — wenn die Stadt mehr wolle, müsse sie nach wie vor den Bedarf erst einmal begründen. „Unser Problem sind die Gewerbeflächen.“ Da hat Netphen ein Defizit, allerdings auch keinen Vorschlag für noch in Frage kommende Standorte. „Wir sind so eingeengt, dass wir kaum Erfolg haben dürften“, sagte Rahrbach. „Die Topografie passt hinten und vorne nicht zu uns“, folgerte Paul Legge (CDU).

Manfred Heinz (SPD), Ortsbürgermeister in Frohnhausen, wies darauf hin, dass viele Bauplätze nicht genutzt werden könnten, weil ihre Eigentümer weder bau- noch verkaufswillig seien. „Baulücken ohne Ende“ sah Ortsbürgermeisterin Annette Scholl (SPD) auch in Grissenbach. „Wir sollten sehen, ob wir nicht woanders ein kleines Gebiet mit etwa zehn Häusern entwickeln können.“ Dezernent Rahrbach hält nichts davon, auf Unterschriftensammlungen von Bauwilligen: „Da bin ich gebranntes Kind.“ Immerhin, so Salchendorfs Ortsbürgermeisterin Alexandra Wunderlich (CDU) würden jetzt auch diese von Rahrbach angesprochenen Bauplätze nach und nach bebaut. Warum erst jetzt, wusste Vorsitzender Alfred Oehm (CDU): Die Unterschriftenliste sei auch an Personen gelangt, die damit etwas anzufangen wussten. „Den Bauwilligen wurden woanders Grundstücke geboten.“

Wind

Wie andere Kommunen zeigt sich auch Netphen wenig beeindruckt von den Neuregelungen in Sachen Windkraft. Manfred Heinz (SPD): „Ein Scheingefecht für die Öffentlichkeit.“ Der 1500-Meter-Mindestabstand von Windrädern zur Wohnbebauung könnte allenfalls greifen, wenn trotzdem genug Platz für neue Anlagen bleibt — die Gerichte verbieten „Verhinderungsplanungen“, stellt die Verwaltung klar. Die Streichung des Satzes, dass Windräder im Wald errichtet werden dürfen, „könnte dem Leser unnötigerweise suggerieren, dass zukünftig die Errichtung von Windenergieanlagen im Wald nicht mehr möglich sei“. Dagegen aber steht das Baugesetzbuch des Bundes.

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