Obersdorf. Richtung Obersdorf sollen im Zuge des sechsstreifigen Ausbaus der A45 keine Lärmschutzwände gebaut werden. Das wollen die Bürger nicht hinnehmen.

Die Bürger wollen nicht hinnehmen, dass Obersdorf im Zuge des sechsstreifigen A45-Ausbaus zwischen Siegen-Süd und Wilnsdorf beim Lärmschutz leer ausgeht (wir berichteten). Die Obersdorfer erwägen, die frühere Bürgerinitiative Lärmschutz A45 wieder zu reaktivieren – oder eine neue ins Leben zu rufen – und politisch Druck zu machen.

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Die Situation: Obersdorf hat keinen Rechtsanspruch auf Lärmschutz

Bis 2028 soll die A45 an dieser Stellesaniert und um einen Fahrstreifen erweitert werden. Weil eine solche Erweiterung rechtlich mit einem völligen Straßenneubau gleichzusetzen ist, haben Anwohner einen Rechtsanspruch auf Lärmprävention, der sich an bestimmten Schallpegeln bemisst: In Wohngebieten 45 Dezibel am Tag, 60 in der Nacht. Ausschlaggebend dafür ist nicht eine reine Schalldruckmessung, sondern eine Formel, die Fahrzeugarten und -mengen (Prognose bis 2030) zur Berechnung heranzieht.

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Laut den Berechnungen von Straßen NRW haben die A45-Anlieger in Eisern und Rinsdorf, südlich der Autobahn, einen Rechtsanspruch auf Lärmschutzwände, nördlich in Obersdorf nicht. Zwischen Siegen-Süd und der Talbrücke Rinsdorf sind keine Lärmschutzwände vorgesehen. Straßen NRW rechnet zwar auch mit einem leichten Anstieg des Lärms – aber nicht so viel, dass die Grenzwerte überschritten würden.

Die Bürger: Das Thema Lärmschutz ist in Obersdorf in aller Munde

„Wir kriegen hier jetzt schon ziemlich viel Lärm mit“, sagt Anne Bender, die etwa 1,5 Kilometer Luftlinie von der A45 in Obersdorf wohnt. Die Topografie bildet eine Art Trichter, wenn der Wind ungünstig steht, wird der Schall zwischen den Hängen emporgetragen. Bender und ihre Nachbarn fürchten, dass sich das mit steigendem Verkehrsaufkommen – bis 2030 rund 80.000 Autos und 13.000 Lastwagen am Tag – noch verschärft.

Wilden weniger betroffen

Auch Richtung Wilden ist in den Planungen von Straßen NRW keine Lärmschutzwand vorgesehen, auf der nördlichen Seite Richtung Wilnsdorf hingegen schon.

Allerdings ist hier auch die Topografie eine andere: Während das Gelände von der A45 Richtung Obersdorf ansteigt, liegt der Ortsteil Wilden tiefer als die Autobahn und könnte vom Lärm verschont bleiben.

Zusätzlich, so die Sorge, wirft die südseitige Lärmschutzmauer einen Teil der Verkehrsgeräusche wieder zurück – Richtung Obersdorf. Auch wenn für eine Überschreitung des Grenzwerts die vierfache Menge des prognostizierten Werts nötig sei, wie Horst Dieter Schmidt achselzuckend anmerkt: Die Kommunen entlang der A45 erschließen immer weitere Industriegebiete, der Schwerlastverkehr als Hauptverursacher des Verkehrslärms werde auf der Nord-Süd-Achse in jedem Fall weiter zunehmen.

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Es stellten sich zwei Fragen, so Bürgermeisterkandidat Hannes Gieseler: Ist der von der Lärmschutzwand reflektierte Schall in die Grenzwert-Berechnung eingeflossen? Und: Wenn für den gesamten Ausbau auf dem rund 5 Kilometer langen Teilstück insgesamt 2,4 Milliarden Euro veranschlagt sind – könnte man dann nicht diese kleine Lärmschutzmaßnahme auch noch realisieren? Es gebe sicher einen Spielraum zwischen gesetzlicher Verpflichtung und tatsächlich realisierbarem Handeln.

Auf der Südseite der Autobahn ist eine Lärmschutzwand vorgesehen. Auf der Nordseite, Richtung Obersdorf, nicht
Auf der Südseite der Autobahn ist eine Lärmschutzwand vorgesehen. Auf der Nordseite, Richtung Obersdorf, nicht © Strassen NRW

„Wir werden das nicht hinnehmen und uns als Obersdorfer zur Wehr setzen“, sagt Anne Bender, „das Thema betrifft viele im Dorf.“ Das bestätigt Michael Goedeke: Beim Obersdorfer Weihnachtsmarkt sei das Thema A45 und Lärm in aller Munde gewesen.

Die Optionen: Wilnsdorfer Rat soll Resolution verabschieden

Anne Bender, die auch Fraktionsvorsitzende der WPU im Wilnsdorfer Rat ist, und Hannes Gieseler wollen sich für eine parteiübergreifende Initiative der Wilnsdorfer Politik einsetzen. „Wir möchten eine Resolution im Rat einbringen, um das Bundesverkehrsministerium dazu zu bewegen, diese Lärmschutzmaßnahme noch mit in die Maßnahme aufzunehmen.“

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Auch wenn das vielleicht als zahnloser Tiger erscheine – betroffen sei in Deutschland sicher nicht nur Obersdorf, auch der Widerstand gegen die KAG-Beiträge habe so angefangen und habe es immerhin in den Landtag geschafft. Die Bürgerinitiative, reaktiviert oder neugegründet, soll dieses Anliegen flankieren.

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