Siegerland. . Tiere von Armin Küthe leisten Beitrag zu Erhalt der Landschaft, Ökologie und Naherholung. Schafhaltung lohnt kaum – das wollen die Grünen ändern.

Ökologisch, nachhaltig, artgerecht: Für die klassische Landwirtschaft spielt die Schafhaltung nur eine untergeordnete Rollen. Ihr Beitrag für die Umwelt allerdings ist beachtlich: Die Tiere erhalten auf natürlichem Wege Landschaften wie die Trupbacher Heide und tragen zur Artenvielfalt bei. Gleichzeitig wird die Situation für Schäfer wie den Siegener Armin Küthe wirtschaftlich immer brenzliger. Die NRW-Grünen wollen das jetzt ändern.

Die Schafhaltung

Natur und Naherholung sind Standortfaktoren. Armin Küthe beweidet 80 Hektar um die Trupbacher Heide, spricht mit vielen Menschen, die dort gern herkommen, viele von außerhalb. „Wir bräuchten mehr Offenland sagt er.“ Ohne seine Schafe sähe die Heide aus wie das sonstige Siegerland in weiten Teilen: grün und bewaldet. Die Tiere zerbeißen die Bäume, die gehen ein – andernfalls würde bald Buschwerk über die Heide wuchern. Ohne Schafe, sagt Johannes Remmel, Landtagsabgeordneter der Grünen, wäre die Landschaftspflege deutlich teurer: „Das ist die preisgünstigste Naturschutzleistung.“ Auch für die Biodiversität leistet die Herde ihren Beitrag: Schafe wechseln häufig den Standort, transportierten dabei als natürliche Taxis Pollen durch die Landschaft und sorgen so für Austausch zwischen den Biotopen.

Armin Küthes Schafe beweiden eine Fläche von etwa 80 Hektar.
Armin Küthes Schafe beweiden eine Fläche von etwa 80 Hektar. © Hendrik Schulz

„Schafhaltung ist die extensivste Bewirtschaftungsform, die es gibt“, sagt Remmel. Die Branche in Deutschland stehe unter erheblichem Druck, vor allem die Wanderschäfer. Aber auch die Zahl der Hüteschäfereien sinke; derzeit gebe es noch knapp 1000.

Die Probleme

Personal: Neun bis zehn Stunden pro Tag müssen die Schafe gehütet werden, „es muss immer einer dabei sein“, sagt Küthe. Zweieinhalb Stunden davon ist er unterwegs, um Trinkwasser für die Herde auf die Heide zu schaffen, es gibt hier kaum Quellen. „Wenn ich nicht in der Nähe wohnen würde, hätte ich ein Problem.“ Schafe hüten heißt: Sechs-Tage-Woche, nur jedes zweite Wochenende frei. Küthe findet kaum Nachwuchskräfte. Auch, weil die wirtschaftliche Situation der Schäfer schwierig ist und die Probleme zunehmen: Eine gute Perspektive für eine langfristige Ausbildung ist das nicht. „Wir brauchen aber diese Perspektive, sonst macht’s keiner“, sagt Remmel.

Geld: „Die Schafzucht trägt sich nur, weil ich ein Einkommen außerhalb der Landwirtschaft habe“, sagt Küthe. Das Magergras auf der Trupbacher Heide ist nicht sehr energiereich, die Schafe holen sich nur die besten Pflanzen. Vor allem in der Lämmermast muss Küthe zufüttern. Von Januar bis April stehen seine Schafe und Ziegen im Stall – auch das kostet.

Preise stagnieren seit Jahren

11 Mark kostete das Kilo Lammfleisch nach der Tschernobyl-Katastrophe 1986. Damals sanken die Preise, weil draußen lebende Schafe als radioaktiv belastet galten.

5,60 Euro kostet das Fleisch heute – also quasi genauso viel wie vor 30 Jahren.

8 bis 9 Euro, fast das Doppelte, müsste das Kilo Lammfleisch kosten, damit Armin Küthe „einigermaßen auskömmlich“ wirtschaften könnte.


Ertrag: Eine wichtige Rolle spielen die Einnahmen aus EU-Subventionen: Flächenprämien – wer viel Land bewirtschaftet, bekommt viel Geld. „Das ist ein Problem für Schafhalter, weil sie traditionell wenig Fläche haben“, sagt Remmel. Zudem sei nur Lammfleisch gut vermarktbar, „Wolle ist im Grunde wertlos“, so Remmel. Weil es so wenig Schäfer gibt, gibt es kaum Schlachter – auch das muss Küthe selbst erledigen. Genauso die Fleischvermarktung.

Die Lösungen

Was es bräuchte, sagt Remmel, wäre eine „tierbezogene Zusatzunterstützung“ – Geld für Weidetiere statt für Flächen. „Wenn wir dem Trend nicht entgegenwirken, geht die Schafhaltung noch weiter zurück.“ Einen entsprechenden Antrag haben die Grünen im Landtag gestellt. Die EU-Agrarpolitik wird ab 2020 wieder diskutiert, die Grünen wollen sich dafür einsetzen, dass eine Weidetierprämie kommt – wie in vielen EU-Staaten. „Wenn sich alle einig wären, könnten wir das schon heute tun“, sagt er, das EU-Recht lasse das zu. Aber die Bundesländer sind sich uneinig: Mittel müssten geringfügig umverteilt werden, Remmel nennt zwei Euro pro Hektar als Richtwert. Das scheue manche Landesregierung.

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