Netphen. Was in der Freizeit Spaß macht, ist auf dem Weg zur Arbeit lästig: Netphen möchte Fahrradverbindungen wieder näher an die Straßen heranholen.

Das radelnde Wappentier ist eines der Markenzeichen der Stadt: Der Keiler auf dem Fahrrad weist den Weg über den Netphener Radring, steht aber auch als Symbol: Immerhin elf Radwege zwischen den Stadtteilen wurden seit 2010 neu gebaut, zuletzt die Abschnitte in den Siegauen in Dreis-Tiefenbach und im Bühlgarten in Deuz. Schon in den 1980er Jahren, erinnert SPD-Fraktionschef Manfred Heinz im Stadtentwicklungsausschuss, wurden Wald- und Wirtschaftswege für den Radverkehr ertüchtigt: „Wir waren sehr früh.“ Einige Strecken sind auch Teile überregionaler Verbindungen: Mittellandroute, Oranier-Fahrradroute, Radweg Sieg, Lahntalradweg und Ederauenweg.

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Der Auftrag

Rainer Schild, Fachbereichsleiter Tiefbau: „Unsere Wege sind absolut vorzeigbar.“ „Aber wir können noch zulegen“, findet Manfred Heinz, dessen SPD-Fraktion die Bestandsaufnahme gefordert hat. Nicht nur, weil hier und da Schilder verschmutzt oder verblasst sind. Sondern wegen veränderter Anforderungen: Das in den letzten Jahrzehnten ausgebaute Netz fern der Hauptstraßen wird für die Fahrten zum Arbeitsplatz und zum Einkaufen nicht akzeptiert. „Ich verstehe nicht, dass die da herfahren“, sagt Manfred Heinz über Radfahrer an der L 729 zwischen Netphen und Deuz – die Strecke am ehemaligen Bahndamm wäre eine Alternative. Wer aber dort in dieser Jahreszeit frühmorgens zur Arbeit fährt, braucht Licht und Winterdienst, mahnt Annette Scholl (SPD).

Weitere Verbindungen

Auf dem Radwege-Wunschzettel der Stadt stehen der Lückenschluss in Deuz zwischen Freibad und Bahnhof sowie die Verbindungen Unglinghausen-Kredenbach, Deuz-Feuersbach, Walpersdorf-Siegquelle und Afholderbach-Lützel.

Nicht ins Radwegenetz Nordrhein-Westfalen aufgenommen, aber aus Sicht der Stadt Netphen sehr wünschenswert wären Verbindungen von Dreis-Tiefenbach auf den Giersberg über die K 5 und von Unglinghausen nach Setzen.

Derzeit nicht verfolgt werden mögliche Verbindungen Herzhausen-Unglinghausen, Eschenbach-Frohnhausen, Afholderbach-Hohenroth, Nenkersdorf-Obernautalsperre, Nenkersdorf-Salchendorf, Werthenbach-Lahnhof und Netphen-Breitenbach.

Andreas Falkowski vom Verkehrsverbund Rhein-Sieg betreut die Stadt Netphen als neues Mitglied im landesweiten „Netzwerk Zukunft Mobilität NRW“. 50 Prozent der Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer, sagt er, 30 Prozent sogar kürzer als drei Kilometer – solche Fahrten könnten auch per Rad zurückgelegt werden. Die bisherigen Wege, wendet Alexandra Wunderlich (CDU) ein, seien mitunter „sehr dunkel und sehr einsam“. Paul Legge (CDU) glaubt nicht, dass das Fahrrad alltagstauglich wird: „Alles Luftschlösser.“ Seine Alternative: „Richtig viel Geld in die Hand nehmen“ – und mehr Linienbusse in jedes Dorf schicken.

Die Baustellen

Das sind aktuelle Baustellen im Netphener Radwegenetz:

Dreis-Tiefenbach-Weidenau: Es gibt weiterhin keinen durchgehenden Schutzstreifen für Radfahrer in der Siegstraße. Auf Siegener Gebiet gibt es die Markierung, in Netphen kommt sie im Frühjahr – aber zwischen den beiden Ortstafeln in der Fischerkurve nie: Außerhalb geschlossener Ortschaften dürfen Schutzstreifen nicht markiert werden. Einen „Radvorrangstreifen“ hat das NRW-Verkehrsministerium

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abgelehnt.

Herzhausen-Allenbacher Höhe: Die Stadt will den Weg von der Steinwiese bis zum Hof Maustal durchs Tal führen; weil der Grunderwerb nicht gelingt, endet er derzeit auf halber Strecke. Fahrradfahrer werden über einen unbefestigten Weg zur Landstraße abgeleitet. Bei Matschwetter sei das lästig, begründet Alexandra Wunderlich (CDU) den Antrag ihrer Fraktion, den Stichweg zu asphaltieren: „Sie sehen hinterher aus wie ein Zebra.“ Alltagstauglich, so Vorsitzender Alfred Oehm (CDU), sei so ein Weg nicht. Ab Hof Maustal wird der Radweg derzeit auf die andere Seite der L 728 hinauf zum Hof Buchen geführt. Der Landesbetrieb Straßenbau untersucht Alternativen entlang der Landstraße hinauf auf die Oberbach.

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Beienbach: Eine Gruppe von Radfahrern um Ortsbürgermeisterin Rosel Flender (Grüne) hat den Weg von Beienbach in den Ratssaal geschafft und macht sich dort klingelnd bemerkbar. „Ärgerlich“ sei es, dass die Anbindung Beienbachs an den Bahndamm-Radweg immer noch nicht gelungen sei, bestätigt Manfred Heinz (SPD). Neuralgische Stelle ist das Naturschutzgebiet Auenwald, durch das der Stichweg zwischen dem Radweg Netphen-Deuz und der L 729 geführt werden muss. Er sei „guter Hoffnung“, dass es nun eine Einigung über die Trassenführung gebe, sagt Fachbereichsleiter Rainer Schild: „Wir arbeiten daran wirklich mit Hochdruck.“ Ulrich Brück (UWG) erinnert daran, wie fast auf derselben Trasse der Abwasserkanal verlegt wurde, als das Beienbacher Klärwerk vom Netz genommen wurde: „Das war überhaupt kein Problem.“

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