Kreuztal. In der Stadtbibliothek Kreuztal können Jugendliche eine VR-Brille ausprobieren. Zwei Medienwissenschaftler der Uni Siegen begleiten sie dabei.

Einen Würfel nach dem anderen sieht John (12) auf sich zufliegen. In der linken und rechten Hand hält er ein Laserschwert, mit der er die Quadrate nacheinander zerstören muss. Er schlägt sich gut und weicht auch den Wänden, die ihm entgegenkommen, gekonnt aus. Zum ersten Mal können Kinder ab 12 Jahren eine VR-Brille in der Stadtbibliothek Kreuztal ausprobieren. Angeleitet werden sie von den Medienwissenschaftlern Claudius Clüver und Timo Schemer-Reinhard von der Universität Siegen.

Gleichzeitig im realen und virtuellen Raum

„Das hat Spaß gemacht“, sagt John. Zum ersten Mal in seinem Leben hat er eine VR-Brille ausprobiert und „Beat Saber“ gespielt. Auch Emma hat sie getestet: „Am Anfang war es ein bisschen gruselig. Man hört Stimmen von allen Seiten, aber man sieht niemanden.“ Das Hören und Sehen passen nicht zusammen: sie sieht die Würfel, aber eigentlich stehen sprechende Menschen um sie herum.

Virtuelle Realitäten in der Stadtbibliothek Kreuztal erkunden

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    „Ich habe schon auf YouTube gesehen, wie jemand eine VR-Brille ausprobiert hat. Ich wollte das selbst mal testen!“, sagt Emma. Ihr Fazit: „Es ist ein komisches Gefühl, weil alles so echt wirkt.“ So hatte sie mit VR-Brille Angst, dass sie eine Schlucht hinunterfällt oder gegen die Wand läuft. Setzt sie sie ab, ist nichts mehr davon zu sehen. Dass sie nicht gegen reale Wände läuft, während sie sich visuell in einem anderen Raum befindet, darauf achten Timo Schemer-Reinhard und Claudius Clüver.

    Die VR-Brille zum Ausprobieren und Erforschen

    „Die VR-Brille ist super zum Ausprobieren, Erkunden und Erforschen“, sagt Claudius Clüver. 15 Kinder können an diesem Tag an dem Angebot teilnehmen. Und auch Claudius Clüver lernt immer etwas Neues, wenn er anderen den Umgang damit zeigt. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, wenn die Leute die Brille selbstständig abnehmen“, sagt er. So kommen die VR-Brillenträger wieder entspannter in der Realität an. „Eine VR-Brille kann auch desorientierend und stressig sein“, sagt er. „Kinder unter sechs Jahren sind damit überfordert“, sagt Timo Schemer-Reinhard.

    Im Spiel „Beat Saber“ fliegen blaue und rote Würfel auf den VR-Brillen-Nutzer zu.
    Im Spiel „Beat Saber“ fliegen blaue und rote Würfel auf den VR-Brillen-Nutzer zu. © Ina Carolin Lisiewicz

    Die beiden Medienwissenschaftler geben Interessierten gern die Möglichkeit, die VR-Brille auszuprobieren. Häufiger bieten sie die Nutzung auf Events an. So erfahren die Wissenschaftler auch, welche Probleme bei der Nutzung der VR-Brille auftreten können und wie man am besten den Umgang mit der Brille schult.

    „Außerdem machen wir damit den medienwissenschaftlichen Studiengang an der Uni Siegen bekannter. Vielleicht will einer der Teilnehmer später auch mal etwas mit Medien studieren“, sagt Claudius Clüver. An diesem Tag können die Kinder gleich mehrere Spiele ausprobieren.

    Stadtbibliothek Kreuztal plant Anschaffung einer VR-Brille

    „Wir können uns schon eine größere Aktion mit einer VR-Brille in den nächsten Sommerferien vorstellen“, sagt Bibliothekarin Linda Donalies. Auch sie selbst möchte sie heute ausprobieren. „Wir wollen mehr im digitalen Bereich anbieten“, sagt sie. Sie plant, im nächsten Jahr eine VR-Brille für die Stadtbibliothek anzuschaffen. „Die Anschaffung ist so kostenintensiv, da muss ich ein großer Fan und Spieler sein, damit ich mir eine VR-Brille zuhause hinstelle“, sagt Linda Donalies.

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    1500 Euro muss man mindestens ausgeben, um die richtige Ausrüstung für diese Technik zu haben. So muss dafür extra ein Computer angeschafft werden, der der Rechenleistung einer VR-Brille gerecht wird. „All das kann sich nur eine gewisse Klientel leisten“, sagt Linda Donalies. In der Bibliothek könnten von einer Anschaffung gleich mehrere Menschen davon profitieren.

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    Die Lokalredaktion Siegen testet den Harry-Potter-Escape-Room in der Stadtbibliothek Kreuztal. Teilweise ganz schön verzwickt.
    Von Florian Adam (Text)und Hendrik Schulz (Fotos)

    Es soll einen Führerschein für VR-Brillen-Nutzer geben

    „Wir wollen vorher einen Führerschein für die VR-Brille anbieten, so dass die Kinder den Umgang damit erst lernen“, so die Bibliothekarin. Die neueste Technik sei für die Jugend sehr wichtig. „Wir wollen bewusst Jugendliche mit dem VR-Brillen-Angebot ansprechen“, sagt sie. Wenn es bei der Nutzung dann etwas lauter wird, sei das auch kein Problem. Denn die Kinder werden die VR-Brille in einem eigenen Gaming-Raum nutzen. Für Linda Donalies ist der „Probelauf“ mit den Medienwissenschaftlern spannend anzusehen, da sie so lernt, was beim Umgang mit der VR-Brille zu beachten ist.