Weidenau. . Prof. Dr. Matussek erzählt, wie er zu seinem Beruf gekommen ist und wieso er ausgerechnet im Lehrstuhl für Medienwissenschaft arbeitet.

Medienwisschaften - das klingt für den einen trocken und langweilig, für den anderen vielleicht hochinteressant. Doch wie sieht es jemand, der sozusagen Experte auf dem Gebiet ist? Wir haben Professor Peter Matussek aus dem Lehrstuhl für Medienwissenschaft gefragt, warum er seinen Beruf liebt.

Welche Fächer unterrichten Sie?

Prof. Matussek: Mein Lehrstuhl vertritt das Forschungs- und Lehrgebiet der „Medienästhetik“. Dabei geht es zentral um die Frage, welchen Einfluss Medien - insbesondere die neuen digitalen Medien - auf unsere Wahrnehmung haben. Die entsprechenden Lehrveranstaltungen erstrecken sich in den medienwissenschaftlichen Bachelor- und Masterstudiengängen jeweils über vier Modulelemente, die sich mit den medienkulturell wichtigsten Wahrnehmungsformen befassen: Lesen, Hören, Bild- und Film-Sehen. Darüber hinaus bin ich an Studiengängen anderer Fächer und Fakultäten beteiligt – so unter anderem LKM (Literatur, Kultur, Medien) und HCI (Human Computer Interaction). Und in einer gemeinsamen Initiative mit der Musikwissenschft bin ich an der Gründung eines neuen Masterstudiengangs beteiligt: den Sound Studies.

Seit wann unterrichten Sie an der Uni Siegen?

Prof. Matussek: 2001 bis 2003 vertrat ich hier die Professur für Multimediaproduktion. Dann nahm ich einen Ruf der Uni Düsseldorf an und kehrte fünf Jahre später zurück, weil mir der Praxisbezug der Siegener Medienwissenschaft sehr zusagt.

Wollten Sie schon immer Professor werden?

Prof. Matussek: Dass dies der geeignete – ja der ideale – Beruf für mich ist, habe ich erst über mehrere Umwege herausgefunden. Ich hatte zunächst in Hamburg das Staatsexamen für das Höhere Lehramt abgelegt, wollte dann aber doch erstmal promovieren – mit einer Dissertation über Goethes Faust. Unterdessen war 1984 der Apple Macintosh erschienen, der mich dermaßen faszinierte, dass ich lieber programmieren als promovieren wollte. Daraus ergab sich dann eine neue Berufsperspektive als Computerjournalist, der ich einige Jahre nachging. Aber trotz des guten Gehalts war ich damit schließlich doch unzufrieden, weil die rein technische Orientierung mir zu substanzlos erschien. Also promovierte ich zuende und kaum, dass die Dissertation publiziert war, erhielt ich eine Anfrage des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen, ob ich ein Forschungsprojekt über Goethe leiten wolle. Ich wollte. Und noch vor Abschluss des zweijährigen Projekts fragte mich ein Professor, mit dem ich mich dort angefreundet hatte, ob ich mit ihm als sein wissenschaftlicher Mitarbeiter an das Kulturwissenschaftliche Seminar der Humboldt-Uni in Berlin gehen wolle.Ich wollte. Und so geriet ich auf die Schiene einer Uni-Laufbahn, ohne es je geplant und ohne mich je beworben zu haben. Ich war einfach stets meinen aktuellen Neigungen und Interessen gefolgt und landete dann doch in meinem Traumjob – von dem ich vorher gar nicht wusste, dass er das sein würde.

Was gefällt Ihnen gut am Standort Siegen und was eher weniger?

Prof. Matussek: Siegen ist natürlich nicht gerade eine Metropole mit glamourösem Kulturangebot. Aber gerade, weil im Vergleich mit Berlin, Hamburg oder Köln wenig los ist, sehen sich die Studierenden veranlasst, selbst etwas „los zu machen“. Insbesondere unsere medienwissenschaftlichen Studierenden sind dabei äußerst aktiv und kreativ. Sie sorgen für eine Fülle attraktiver Veranstaltungen – zum Beispiel den Goldenen Monaco, Playin’ Siegen, Rudirockt etc. – und erschaffen dadurch eine Mitmach-Kultur, deren Charme und Lebendigkeit andere Universitätsstädte alt aussehen lässt.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Prof. Matussek: Der Begriff „Freizeit“ ist mir eher fremd. Das liegt zum einen daran, dass die Aufgaben und Verantwortlichkeiten meines Berufs derart vielfältig und zahlreich sind, dass es den Zustand, seine Arbeit „für heute erledigt“ zu haben, nicht gibt. Zum anderen ist es ja gerade das Privileg dieses Berufs, meistens das tun zu dürfen, was einen auch persönlich interessiert. Zum Beispiel interessiere ich mich sehr für Musik, spiele auch selbst mit Hingabe Klavier. Das bietet einen Ausgleich zum Forschungs- und Lehrbetrieb – und führt diesem zugleich neue Impulse zu.

Wie würden Sie Ihren Lehrstil beschreiben?

Prof. Matussek: Als „mäeutisch“ – also der sokratischen „Hebammenkunst“ verpflichtet, die Wissen nicht als Stoff versteht, den es einzutrichtern gilt, sondern als Hervorbringung des eigenen Denkens, die der Lehrer im Sinne einer Geburtshilfe unterstützt.

Wie haben Sie Ihr Studium in Erinnerung?

Prof. Matussek: Als „wildes Denken“: immer der Spürnase der eigenen Neugier folgend.

Welche Eigenschaften bei Studierenden gehen gar nicht?

Prof. Matussek: Wer immer nur dem Kalkül folgt, wie er/sie mit minimalem Einsatz die maximale Ausbeute an CP und Noten erzielen kann, verpasst das Entscheidende, was die Uni bieten kann: sich auszuprobieren, sich zu entfalten, sich zu bilden.

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