Siegen. Medienbildung und Leseförderung: Das Projekt Digikids geht in der Siegener Stadtbibliothek weiter. Nun können Kinder auch eine VR-Brille nutzen.
So richtig traut sich Jana noch nicht, durch den Raum zu laufen. Sie hat Angst, sich zu stoßen. Irgendwie ist es ein komisches Gefühl, die große VR-Brille auf dem Kopf zu tragen, sagt sie. Die Zehnjährige schaut sich vorsichtig in der virtuellen Welt um. Aus dem neuen Gaming-Raum der Siegener Stadtbibliothek ist eine Unterwasserwelt geworden. Statt wenigen Quadratmetern und vielen Sitzsäcken hat Jana nun richtig viel Platz und alte Gemäuer vor sich. Egal wie sie den Blick wendet, überall gibt es etwas zu entdecken. Spannend.
Wissen mit Technik erweitern
Das Projekt Digikids geht im Krönchen-Center passend zum Schulstart in die zweite Runde. Das Ziel: Kinder sollen lernen, wie sie digitale Medien und virtuellen Welten zum Wissenserwerb nutzen können. „Es geht darum, Schülern den Umgang mit digitalen Medien näherzubringen“, sagt Bürgermeister Steffen Mues. Denn für viele junge Menschen gehörten Tablet und Co zwar zum Alltag, doch die meisten würden Inhalte oder Spiele nur konsumieren. Um für die Arbeitswelt, vor allem in Industrie und Handwerk, später gewappnet zu sein, sollen die Kleinen bereits früh lernen, wie die Technik gezielt genutzt werden kann. Dazu gibt es nun in der Stadtbibliothek neue Möglichkeiten.
Ab sofort ist der Gaming-Raum geöffnet. Dort können Kinder (unter Aufsicht) und Jugendliche mit einer VR-Brille (Virtual Reality) virtuelle Welten erobern. Bisher gibt es dafür eine Handvoll Spiele, weiß Thomas Günther, der für die Kinder- und Jugendmedien zuständig ist. Außer der Unterwasserwelt gibt es unter anderem Einblicke ins Fliegen (Günther: „Ich habe mein erstes Flugzeug gelandet!“) oder ins Tanzen mit Mangas. Das Angebot könne schrittweise ergänzt werden. Gerd Doege, Vorsitzender des Fördervereins der Bibliothek, kann sich vorstellen, dass Kinder bald einen Rundgang durch den Regenwald machen oder eine Mondlandung erleben. Die Optionen seien vielfältig und es sei wichtig, den Kindern den Zugang zu ermöglichen. Das Angebot habe „nichts mit Pistolenmännchen“ oder einfachem Zocken zu tun. Bildung stehe im Vordergrund. Alle Erlebnisse können mit anderen digitalen oder analogen Medien der Bücherei kombiniert werden. Das ist auch Bürgermeister Steffen Mues wichtig: „Für mich ist Lesen immer noch die Kernkompetenz, um Welten zu erschließen.“ Digitale Angebote könne analoge dabei ergänzen, aber nicht ersetzen.
Tablets kommen gut an
Bereits seit April 2018 bietet die Stadtbibliothek Leseförderung mit Tablets und entsprechenden Apps an, die mit Büchern kombiniert werden. „Ich lese zum Beispiel Grüffelo vor und zeige Bilder auf dem Fernseher“, sagt Thomas Günther. Anschließend können die Kinder das Gehörte auf dem Tablet spielerisch vertiefen. Auch digitale Schnitzeljagden, sogenannte Biparcours, kommen gut an. Die Inhalte können angepasst werden, an die Bedürfnisse der Nutzer. Mehr als 1000 Kinder aus 17 Schulen und vier Kitas haben das schon ausprobiert. Auch die Erzieher und Lehrer finden es gut. Ganze Schulklassen kommen vorbei.
Rund 20.000 Euro investiert
Finanziert wird das Projekt, das rund 20.000 Euro kostet, durch Fördermittel des Landes und des Bibliotheks-Fördervereins. Auch die Stadt Siegen sowie die die Sparkasse Siegen und der Rotary Club Siegen haben Geld zugesteuert. Dadurch konnten außer der VR-Brille und den passenden Spielen auch 27 Tablets mit kindgerechten Apps gekauft werden.
Und wie finden Jana und Chiara das Angebot? Sie flitzen mit dem Tablet durch die Gänge. „Wir mussten Fragen zum Wappen der Stadt beantworten“, sagt Jana. Überall sind QR-Codes versteckt, die gescannt werden müssen, damit die nächste Frage auftaucht. „Das klappt gut und macht Spaß.“
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