Siegen-Wittgenstein. Der ZWS ist mit der Qualität des Personennahverkehrs in der Region weiter unzufrieden. Auch der Baustellenfahrplan löst Probleme nicht.

Der Busverkehr macht dem Zweckverband Personennahverkehr (ZWS) nach wie vor Sorgen – auch der verkürzte Baustellenfahrplan, der eigentlich kurzfristig für Stabilität im Angebot sorgen sollte, erweist sich anscheinend nicht als Lösung. Nicht mehr drei Prozent der Fahrten wie im Juli fallen aus, aber immer noch ein Prozent. Diese Quote sei „wesentlich zu hoch“, sagte ZWS-Geschäftsführer Günter Padt. Bei der Pünktlichkeit gibt es sogar eine Verschlechterung: Nicht mehr 90, sondern nur noch 85 Prozent der Busse kommen pünktlich an. „Das geht so nicht.“

Die Schiene: Alte Probleme

Bei der Bahn sieht es nach wie vor nicht gut aus. Schlusslicht bleibt der Rhein-Sieg-Express (RE 9) mit nur 79,7 Prozent pünktlichen Zügen; im Juli kam sogar jeder vierte Zug aus Köln verspätet in Siegen an. Die Verspätungsrangfolge geht weiter mit der Rothaarbahn (86 Prozent Pünktlichkeit), dem Ruhr-Sieg-Express Siegen-Essen (90,3 Prozent), dem Main-Sieg-Express Siegen-Gießen-Frankfurt (90,2 Prozent), der Kurhessenbahn Bad-Laasphe-Erndtebrück (91,4 Prozent), der Ruhr-Sieg-Bahn Siegen-Hagen (93,6 Prozent), dem Biggesee-Express (95,4 Prozent), der Sieg-Dill-Bahn (96,6 Prozent) und der Hellertalbahn (99,8 Prozent).

Wege trennen sich

Zum Jahresbeginn trennen sich die Wege von ZWS und Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL): Bisher war der ZWS Teil der NWL-Geschäftsstelle, der Geschäftsführer des ZWS einer der stellvertretenden Geschäftsführer des NWL.

Künftig wird der ZWS nur noch für den Busverkehr zuständig sein. Die Siegener NWL-Abteilung für den Bahnverkehr wird zentral von Unna aus gesteuert. Mit zehn Mitarbeitern bezieht der NWL eigene Büros im Haus der ehemaligen Landeszentralbank an der Koblenzer Straße.

„Gar nicht gut“, so Padt, ist die Statistik der Zugausfälle. Im grünen Bereich mit einer tolerierten Ausfallquote von 0,46 Prozent ist nur noch der Main-Sieg-Express. „Rot“ mit mehr als 1,5 Prozent Ausfällen sind der RE 9 (1,55 Prozent) und die Hellertalbahn (1,89 Prozent). Alle anderen Linien mit Ausfällen zwischen 0,75 und 1,5 sind auf „gelb“ gestellt. Ursachen sind in der Regel Mängel an Fahrzeugen und fehlendes Personal. Auf der Siegstrecke kam ein Unwetter dazu, auf der Hellertalbahn das nicht besetzte Burbacher Stellwerk – die Bahn hatte keinen einsatzbereiten Fahrdienstleiter.

Auf der Rothaarbahn findet sich der ZWS damit ab, dass die Züge in Ferndorf auf 40 km/h abgebremst werden. Ursprünglich sollten die 60 km/h wieder erlaubt werden, wenn der Bahnübergang Aherhammer geschlossen ist. Inzwischen gelten die 40 km/h in Ferndorf aber als Regelgeschwindigkeit. „Wir müssten ein neues Verfahren zur Beschleunigung der Strecke lostreten“, sagt Günter Padt, mit Gutachten und Planungskosten: „Wir haben keinen, der das finanziert.“

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Am Hilchenbacher Bahnhof, von dem die Bahn versehentlich einen zu großen Teil verkauft hat, ist die Eingangshalle versperrt. „Schalter 2“ ist nur die Dependance der „1.Klasse“, des Burger-Restaurants im Eisenbahnwaggon auf dem Abstellgleis. Den Fahrkartenschalter verlegt die DB Vertrieb in einen Container auf der gegenüberliegenden Straßenseite der B 508 – nach einem Intermezzo in einem leerstehenden Laden in der Herrenwiese. „Da wird keiner hingehen“, fürchtet ZWS-Geschäftsführer Günter Padt, „wir müssen eine bürgerfreundliche Lösung finden.“ Zumal der Bahnhof Hilchenbach mit einem Aufwand von 213.500 Euro zur Mobilstation aufgewertet werden soll, mit Fahrgastinfo, Fahrradboxen, Gepäckschließfächern und E-Ladestation.

Die Straße: Neue Ideen

Die Zukunft spielt auf den Straßen im Kreis Olpe: „SAM“ („Südwestfalen Autonom & Mobil“), der selbstfahrende Kleinbus, soll von der zweiten Novemberwoche an in der Drolshagener Ortsmitte für vier Monate auf die Strecke gehen, danach ist ein zweiter Testbetrieb in Meggen vorgesehen.

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Für Lennestadt ist „Bürger fahren Bürger im Gespräch. Auch diese Idee stellte Günter Padt jetzt der ZWS-Verbandsversammlung vor: Die VWS vermieten E-Autos an Bürger, die wiederum auf Anforderung per App auf Strecke gehen – die Fahrten werden mit der Fahrzeugmiete verrechnet. ZWS und Stadt Lennestadt würden sich die Kosten teilen. Derzeit, so Padt, wird untersucht, wo auf Dauer die Lücken im ÖPNV-Angebot sind, die von „Bürger fahren Bürger“ geschlossen werden können.

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