Siegen-Wittgenstein. „Wir brauchen Typen wie Dich – Werde Busfahrer in Siegen-Wittgenstein“ gegen den Fahrermangel. Neuer VWS-Fahrplan kommt. Nachwuchs über Jobcenter

„Wir brauchen Typen wie Dich – Werde Busfahrer in Siegen-Wittgenstein“ – mit diesem Slogan wollen die heimischen Busunternehmen gemeinsam mit dem Kreis, der Bundesagentur für Arbeit und dem Jobcenter verstärkt um neue Busfahrer werben. Das haben Vertreter der beteiligten Unternehmen und Institutionen jetzt bei einem Arbeitstreffen auf Einladung von Landrat Andreas Müller im Kreishaus vereinbart.

Mit Plakaten in Bussen, Social-Media-Kampagnen, Anzeigen, Radiospots und Informationen für Berufseinsteiger sollen verstärkt Busfahrer für Siegen-Wittgenstein geworben werden. Dabei haben die Beteiligten sowohl Schulabgänger als auch Wiedereinsteiger oder ältere Menschen im Blick, die sich noch einmal beruflich umorientieren wollen. Insbesondere auch Frauen sollen angesprochen werden.

Fahrermangel zentrales Problem – deutschlandweit

„Ein zentraler Grund für die Busausfälle in den letzten Monaten war der grundsätzliche Fahrermangel, der nicht nur uns in Siegen-Wittgenstein betrifft, sondern ein deutschlandweites Problem ist“, betont Andreas Müller. Aktuell sei das das zentrale Problem der Branche überhaupt, wie ihm Vertreter aller Busunternehmen unisono bestätigt hätten.

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Grund seien gegenläufige Entwicklungen, die kaum unter einen Hut zu bringen seien: Die Ausweitungen von Busverkehren überall in Deutschland, das hohe Durchschnittsalter der Belegschaften in den Busunternehmen, der allgemeine Fachkräftemangel und der Rückgang der Zahl der Schulabgänger, was sich wiederum auf die Ausbildungszahlen auswirke.

Wern: Fahrpersonal trägt viel Verantwortung

Um das Problem des Fahrermangels zu lösen, gibt es überhaupt nur eine einzige Möglichkeit, nämlich dafür zu werben, den Beruf des Busfahrers zu ergreifen!“, stellt der Landrat fest. Das wollen alle beteiligten Partner jetzt gemeinsam verstärkt versuchen – und zwar mit besagter Infokampagne.

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Diese hatte der Landrat im Vorfeld erarbeiten lassen und konnte sie bei dem Treffen bereits in Grundzügen vorstellen. „Busfahrer sind in der Tat ‚echte Typen‘“ bestätigt Klaus-Dieter Wern die Grundaussage der Kampagne. Der Inhaber der VWS und Konzessionär für den Busverkehr in Siegen-Wittgenstein sagt: „Viele unserer Fahrerinnen und Fahrer machen diesen Beruf aus Leidenschaft. Sie haben Spaß an Technik, tragen Verantwortung für die Fahrgäste und stellen sich der Herausforderung, die großen Busse durch zum Teil auch enge und zugeparkte Straßen zu manövrieren.“

Immer mehr Frauen als Busfahrerinnen tätig

Dazu müsse man ein „echter Typ“ sein. „Und genau solche Typen, brauchen und suchen wir. Im Übrigen sind auch immer mehr Frauen solche „Typen“, die als Fahrerinnen einen hervorragenden Job machen!“, betont Wern.

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„Nur wenn wir mehr solcher ‚Typen‘ als Busfahrerinnen und Busfahrer für unsere Region gewinnen, werden wir kurzfristig in der Lage sein, das ÖPNV-Angebot in der Region in vollem Umfang verlässlich anzubieten und darüber hinaus noch attraktiver zu machen“, betont Landrat Müller.

Arbeitsagentur und Jobcenter übernehmen Kosten oft komplett

Auch die Bundesagentur für Arbeit und das Jobcenter des Kreises sind Partner der gemeinsamen Aktion. Sie bieten zahlreiche Qualifizierungsmöglichkeiten – sowohl für Arbeitslose als auch für Personen, die bereits beschäftigt sind.

Arbeitsagenturchefin Daniela Tomczak und Stephanie Krömer, Geschäftsführerin des Jobcenters, stellten die unterschiedlichen Qualifizierungsmodelle vor und wiesen auf die Fördermöglichkeiten hin. In vielen Fällen können Arbeitsagentur und Jobcenter die kompletten Kosten übernehmen, auch die für die Erlangung des Busführerscheins.

Einige Dutzend zusätzliche Fahrer über Arbeitsagentur und Jobcenter

Zudem konnte die Arbeitsverwaltung berichten, dass in diesem Bereich auch schon einiges passiere. So hat das Jobcenter in diesem Jahr bereits sieben Busfahrer ausgebildet, drei weitere werden die Ausbildung voraussichtlich bis Ende des Jahres erfolgreich abschließen. Vier Qualifizierungen werden, Stand heute, noch folgen, zehn weitere mögliche Busfahrer befinden sich in der Vorbereitung.

Im Rahmen von Maßnahmen der Arbeitsagentur haben drei Frauen und zwölf Männer eine Qualifizierung als Busfahrer begonnen, für vier weitere Bewerber ist eine Teilnahme geplant. Grundsätzlich sieht die Bundesagentur bei ihren Kunden noch einige Dutzend Personen, die für eine Qualifizierung zum Busfahrer in Frage kommen.

Neuer VWS-Fahrplan gilt bis nach den Weihnachtsferien

Neben der Gewinnung von zusätzlichen Fahrern sollen andere Themen rund um den ÖPNV weiter bearbeitet werden: So werden die VWS Ende nächster Woche einen neuen Fahrplan vorstellen, der den aktuellen Gegebenheiten wie etwa den vielen Baustellen in der Region und der Zahl der Fahrer Rechnung trägt. Dieser Fahrplan wird bis nach den Weihnachtsferien gelten.

„Meine zentrale Forderung an diesen Fahrplan ist, dass die darin festgelegten Fahrten auch tatsächlich durchgeführt werden, damit die Fahrgäste wieder verlässlich planen können. Die täglich neue Frage ‚kommt mein Bus jetzt oder kommt er nicht‘ muss der Vergangenheit angehören“, sagt Müller.

Von dieser Basis ausgehend, werde es dann Schritt für Schritt Verbesserungen geben. Nächste Anpassungen sind bereits nach den Herbstferien möglich. Das betrifft dann auch erste Maßnahmen aus der ÖPNV-Befragung des Landrates. Weitere Verbesserungen sollen dann zum regulären Fahrplanwechsel Mitte Januar kommen.

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