Weidenau. Das Hallenbad Weidenau abreißen und neu bauen – oder im Bestand sanieren und erweitern? Der Vorwurf: Abgespeckte Variante sei ein Schnellschuss.

Die Lösung für die künftige Siegener Bäderlandschaft droht immer kleiner zu werden. Zumindest baulich: Nachdem die Kosten für den geplanten Neubau des Weidenauer Bades aus dem Ruder zu laufen drohten (wir berichteten), soll die benötigte Wasserfläche mit einem Anbau an die Schwimmstätte an der Bismarckstraße sichergestellt werden. Das wird weiter kritisiert.

Der Stand: Neue Grundsatzentscheidung im Rat

Ursprünglich hatte die Stadt mit 10 Millionen Euro – ohne Abriss – für den Neubau kalkuliert, laut aktueller Zahlen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen würden sich die Kosten auf mehr als 30 Millionen summieren, so die Schätzung.

Siegener Wasserfläche

900 Quadratmeter Wasserfläche soll das Weidenauer Hallenbad haben, unabhängig davon, welche Variante am Ende umgesetzt wird: 780 Quadratmeter das reguläre Becken, 120 der Kinderbereich.

425 Quadratmeter Wasserfläche hat das Hallenbad in Eiserfeld. Mit dem Stadtbad am Löhrtor entfallen 475 Quadratmeter.

Für die Sanierung des Altbestands plus Anbau, um auf die benötigte Wasserfläche zu kommen – das Löhrtorbad soll gemäß Ratsbeschluss aufgrund des enormen Sanierungsstaus geschlossen werden – wären gut 16 Millionen Euro nötig, rechnet die Verwaltung.

Der Rat soll in seiner Sitzung am Mittwoch, 25. September, 16 Uhr, eine weitere Grundsatzentscheidung treffen, nachdem im Jahr 2016 vereinbart worden war, das Weidenauer Bad neu zu bauen. Das schmeckt nicht allen.

Die Argumente:

Contra: Unter anderem die SPD geht auf die politischen Barrikaden: Die genannte Grundsatzentscheidung von 2016 für einen Neubau gelte nach wie vor, sagte Fraktionsvorsitzender Detlef Rujanski im Hauptausschuss. Nachdem jahrelang Untersuchungen durchgeführt und Konzepte erstellt worden seien, werde nun innerhalb einer ziemlich kurzen Frist auf einer „vagen Zahlenbasis“ entschieden, dass statt Neubau nur Sanierung und Anbau in Frage kämen.

Die SPD habe seinerzeit auch für den Neubau gestimmt, weil Umbauten im Bestand gemeinhin nicht günstiger seien als ein Neubau – „das wird hier aber vorausgesetzt.“ Neubauten hingegen seien deutlich besser kalkulierbar. Aufgrund von Hochrechnungen eine Grundsatzentscheidung rückgängig zu machen, sei vorschnell.

Löhrtorbad: Die Zeit drängt

Günther Langer (UWG) sprang bei: Eine Sanierung im Bestand berge hohe Risiken, „wir wissen nicht, was auf uns zukommt.“ Ähnlich äußerte sich auch Klaus-Volker Walter, Vorsitzender der FDP-Fraktion. Silke Schneider (Linke) gab zu bedenken, dass das Löhrtorbad eine „tickende Zeitbombe“ und Siegen in Sachen Schwimmbäder für eine nicht unbedeutende Zeit ausschließlich auf Eiserfeld angewiesen sei.

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Seit 2015 werde das Löhrtorbad auf „Havarie gefahren“, erinnerte Rujanski an ein Zitat von Bürgermeister Steffen Mues – ein Neubau sei überdies auch wesentlich schneller zu errichten, als ein Anbau-Sanierungs-Prozedere im Bestand, „was wieder fünf Jahre dauert.“

Weitere Variante: Die Privatwirtschaft beteiligen

Ebenfalls noch nicht geprüft, so Rujanski weiter, sei die Variante, dass ein Unternehmen das Bad privat baut und an die Stadt vermietet. „Diese Alternative wurde nicht berücksichtigt, jetzt wird der Neubau totgerechnet.“ Wenn die Stadt einen Neubau finanziell nicht schaffe, müsse man wenigstens Gespräche darüber führen, wie man das vereinbarte Ziel erreichen könnte.

Seine Fraktion sei nicht festgelegt auf eine Lösung, wolle angesichts dieser Summen und des Themas aber alle Wege zur Finanzierung wenigstens untersucht haben, „dafür sind unsere Bäder für Kinder und Vereine viel zu wichtig.“

Der Siegener Haushalt lässt große Sprünge nicht zu

Pro: „Wir können in unserem Haushalt diesen großen Batzen nicht verstecken“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Rüdiger Heupel mit Blick auf den teureren Neubau. „Wir müssen Schwimmmöglichkeiten günstiger anbieten – es bleibt uns nichts anderes übrig, als im Rahmen unseres Haushalts eine abgespeckte Version zu realisieren.“

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Wenn ein Vorhaben im siebenstelligen Bereich kostengünstiger sei, „müssen wir das in Betracht ziehen“, pflichtete Michael Groß (Grüne) bei: „Es geht um eine adäquate Wasserfläche.“ Das Argument brachte auch der zuständige Dezernent Arne Fries: „Es geht um die wirtschaftlichste Variante, die benötigte Wasserfläche darzustellen.“

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