Siegen. Für Gebäude am Lohgraben gibt es ein Energiekonzept, das den neuesten Standards entspricht. Die Technik ist kostengünstig und gleichzeitig robust

Ein Studierendenwohnheim der ungewöhnlicheren Art wird im Auftrag der Kommunalen Entwicklungsgesellschaft (KEG) der Stadt Siegen am Lohgraben gebaut: An der Stelle des früheren Euterpe-Sängerheims entsteht das Gebäude mit 21 Apartments auf vier Etagen. Bemerkenswert ist vor allem das energetische Konzept. Im Frühjahr 2020 soll das neue Wohnheim bezugsfertig sein.

Kosten

1,5 Millionen Euro Bruttobaukosten sind veranschlagt, die NRW-Bank fördert das Vorhaben mit mehreren zehntausend Euro pro Wohnheimplatz. Eben weil die KEG Landesmittel für die Wohnheimförderung bezieht, deckelt das die Gesamtkosten – wenn mit öffentlichen Mitteln gebaut wird, gibt es eine Obergrenze pro Platz. Gleiches gilt dann auch für die Miethöhe.

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Ursprünglich hatte die Stadt Siegen geplant, Flüchtlinge auf dem Areal unterzubringen. Als die Zahlen sanken, hatte die Verwaltung auch mit Blick auf die Erweiterung des Campus Unteres Schloss Richtung Häutebachweg entschieden, dort Apartments für Studierende zu schaffen.

Energie

Trotz begrenzter finanzieller Möglichkeiten wird das Gebäude energetisch modern und möglichst effizient ausgestattet. „Für das Gebäude gibt es ein Energiekonzept, das den neuesten Standards entspricht, die Technik ist möglichst kostengünstig und gleichzeitig robust“, sagt Architektin Susanne Hoffmann-Stein, Planungsgruppe Almasi und Stein. Es wird nicht alles verbaut was geht – aber so viel wie möglich; im Sinne der Kostenersparnis für Bauherr und Mieter.

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Dach: Das Flachdach des Wohnheims wird extensiv begrünt – das ist auf der einen Seite für das Stadtklima relevant, so Hoffmann-Stein,: Die Begrünung senkt die Temperaturen in der Umgebung, weil sie Wasser zurückhält. Neben diesem Kühlungseffekt wird auch Lebensraum für Vögel und Insekten geschaffen und die Schalldämmung verbessert. Nicht zuletzt ist ein Gründach langlebiger als gewöhnliche Flachdächer, deren Kunststofffolien durch UV-Licht-Einstrahlung mit der Zeit spröde werden und durch Hitze, Kälte und Hagelschlag in Mitleidenschaft gezogen werden. Statt die Folie alle 20 Jahre erneuern zu müssen, halten begrünte Dächer 30 Jahre und länger.

Haustechnik: Eine Luftwärmepumpe entzieht der Umgebungsluft Energie, die wiederum fürs Heizen genutzt wird. „Das trägt auch dazu bei, die Mietnebenkosten niedrig zu halten“, erläutert Susanne Hoffmann-Stein. Die KEG wird daher vermutlich eine Warmmiete anbieten. Zwar ist die bauliche Infrastruktur dazu ausgelegt, Zähler einzubauen, zunächst wurde aber darauf verzichtet. Das spart unmittelbar Kosten sowie langfristig Verwaltungsaufwand – denn Zählerstände müssen nicht mehr abgelesen, Nebenkostenabrechnungen nicht mehr erstellt werden. Zum Energiesparen trägt zudem eine Lüftungsanlage bei, die Luft anzieht und über entsprechende Ablässe wieder abgibt.

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Ausstattung

Das Wohnheim ist barrierearm – die Duschen sind bodengleich, es gibt einen Aufzug, entsprechend breite Türen und die dazu nötigen Zuwegungen.

Stollen gesichert

In den Siegberg führt vom Gelände ein Stollen. Vermutungen, dass eine Verbindung zum berühmten Hainer Stollen besteht, in dem die Nazis während des Zweiten Weltkriegs Raubkunst gelagert hatten, bestätigten sich nicht.

Der Stollen wurde denkmaltechnisch vermessen und dokumentiert und bleibt bis auf einen kleinen Teil erhalten. Ein kurzes Stück muss aus statischen Gründen verfüllt werden, weil darüber die Parkplätze angelegt werden.

Die einzelnen, jeweils rund 23 Quadratmeter großen Apartments sind möbliert, haben eine Küchenzeile – und jedes einen Balkon. Auch nicht unbedingt alltäglich für ein Studierendenwohnheim.

Im Erdgeschoss wird ein sehr großer Raum als Fahrradgarage eingerichtet, „direkt zur Straße hin, die Räder dort abzustellen wird sehr bequem“, sagt die Architektin. Auch Aufenthalts- bzw. Gemeinschaftsräume sind geplant.

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