Breitenbach. In der Werkstatt in Siegen-Breitenbach restaurieren Mathias Mebold und seine Mitarbeiter auch Orgeln – zum Beispiel die der Martinikirche Siegen.
Sie erreichen ein Alter von mehr als 300 Jahren. Und das in einer Zeit, in der alles das, was Menschen produzieren, auf immer kürzere Lebensdauer angelegt ist: Orgeln, die Königinnen der Instrumente. Etwa 300 Orgelbau-Werkstätten gibt es in Deutschland. Mathias Mebold hat eine davon.
Schon als Kind führte Mathias Mebolds erster Gang nach Kindergarten oder Schule in die Werkstatt seines Vaters. Dort konnte er mit Holz spielen oder bauen. Orgelbaumeister Peter Mebold hatte den Betrieb 1976 in Marburg gegründet und drei Jahre später in den kleinen Siegener Ortsteil Breitenbach verlegt. Sein Sohn Mathias wusste sehr schnell: „Holz soll auch beruflich einmal mein Werkstoff werden.“
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Nach seiner Lehrzeit bei Orgelbau Rohlf im nördlichen Schwarzwald, einer 14-monatigen Gesellenzeit in Mittelschweden und weiteren beruflichen Stationen im Elsass und im ostfriesischen Leer kam er 2007 in den Familienbetrieb nach Siegen zurück. Einige Jahre zuvor war sein Vater gestorben, seine Mutter hatte den Betrieb übernommen und einen langjährigen Mitarbeiter als Betriebsleiter eingesetzt. „Geh weiter deinen Weg“, hatte seine Mutter ihm gesagt. Und so machte Mathias Mebold 2010 seine Meisterprüfung und wurde 2018 Inhaber der Firma.
Orgelneubau
Einer der letzten Verträge, die Peter Mebold vor seinem Tod unterzeichnet hatte, war der Neubau einer Orgel in Welschen-Ennest. Mathias Mebold ist heute noch dankbar, „dass die Gemeinde das Vertrauen in unsere Firma hatte, es weiterhin mit uns zu wagen.“ Für ihn ist die Faszination des Orgelbaus: 100 Prozent Handwerk mit hohem Anspruch und Präzision. Aber auch, das Instrument mit seiner Technik zu verstehen und dabei unterschiedlichste Materialien von Holz, Zinn, Blei, Leder bis hin zu Eisen und Messing zu verarbeiten. Wobei er die Pfeifen aus Metall von speziellen Firmen ankauft. Er könnte sie auch selbst herstellen – das gehörte zu seiner Ausbildung – aber das wäre für seinen kleinen Betrieb mit drei festen Mitarbeitern zu aufwändig.
„Ich habe vor Baubeginn eine klare Vorstellung, wie die Orgel klingen soll“, sagt Mathias Mebold. Dabei ist seine Aufgabe auch eine architektonisch-künstlerische. Die Orgel muss sich einerseits in den Raum einfügen, darf aber auch optisch nicht untergehen; sie soll als eigenes Kunstwerk dastehen. So wie der Neubau einer Orgel mit 33 Registern in der St. Martin Kirche in Idstein vor einigen Jahren.
Restaurierung
Mathias Mebold und sein Team schaffen pro Jahr neben dem Bau eines neuen Instruments auch eine große Restaurierung. Dabei wird die Orgel vor Ort überarbeitet oder in die Einzelteile demontiert und in die Werkstatt nach Breitenbach gebracht. Oft wünschen die Auftraggeber einen klanglichen Umbau. Eine Um-Intonierung vom scharfen, obertonreichen in einen grundtonigen, harmonischeren Klang etwa. So hat die Firma Mebold auch die Orgel der Siegener Martinikirche Schritt für Schritt restauriert und klanglich der Gegenwart angepasst.
Der schönste Orgelklang
Klar, dass ein Orgelbau-Meister auch Instrumente nennen kann, die es ihm besonders angetan haben. Natürlich die riesige Orgel im Kölner Dom mit ihrem vollen Klang, der bis in den letzten Millimeter des Kirchenschiffs dringt. Aber mit dem Nachteil, dass alles zwar großartig und beeindruckend, aber sehr hallig und verwaschen klingt. Den wirklich schönsten Orgelklang hat Mathias Mebold in der Martini-Kerk im holländischen Groningen genossen: „Vom ersten Ton an wusste ich: Das wird etwas Besonderes.“
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