Siegen. . Klaus Füllengraben verkauft Klaviere, stimmt sie und führt Reparaturen aller Art durch: Von der defekten Saite bis zur Grundrenovierung.
„Man kennt sich“, sagt Klaus Füllengraben, „Instrumentenbauer sind sehr kollegial.“ Manche Geschichte der Kollegen hat er seit Jahren miterlebt, zumal das Pianohaus Füllengraben die älteste der in dieser Serie beschriebenen Firmen ist. Hermann Füllengraben, der Vater des heutigen Inhabers, gründete die Klavierhandlung 1949 in der Fürst-Moritz-Straße. Der gelernte Schreiner hatte, bevor er sich selbstständig machte, bei der Firma Seiler in Liegnitz den Beruf des Klavierbauers erlernt und hat im alteingesessenen Siegener Musikhaus Loos gearbeitet.
Als Hermann Füllengraben 1975 starb, übernahm Sohn Klaus das Pianohaus. Da war er gerade 25 Jahre alt und hatte eine Ausbildung zum Klavierbauer bei der renommierten Firma Ibach in Schwelm abgeschlossen, die 1794 gegründet worden war und bis 2007 existierte. Dort hat er auch alle Fertigungsschritte eines Pianos durchlaufen. „Ein Unternehmen mit familiärer Atmosphäre und besonderem Charakter. Deren Klaviere konnten sich in Klang und Qualität durchaus mit denen des Marktführers Steinway messen.“ Natürlich verkaufte auch das Pianohaus Füllengraben Ibach-Klaviere, solange sie gebaut wurden. Und Klaus Füllengraben weiß heute noch: „Unser letztes Ibach-Klavier ging nach Kreuztal. Der Kunde legte großen Wert auf das Zertifikat, dass es in Deutschland produziert worden ist.“
Jeder Flügel hat eigene Besonderheit
Wer den großzügigen Verkaufsraum des Pianohauses Füllengraben an seinem heutigen Standort in der Frankfurter Straße betritt, ist sofort von den Flügeln fasziniert, die im vornehmen Schwarz glänzen. Ähnlich wie Autos der Oberklasse. Doch der Vergleich hinkt mächtig: Während die Limousinen einer bestimmten Serie sich bis ins kleinste Detail gleichen, hat jeder Flügel seine Besonderheiten und klanglichen Eigenarten. Vor allem weil die Resonanzböden aus dem Naturprodukt Fichtenholz hergestellt sind. Klaus Füllengraben: „Die Stämme sollten möglichst kleine und gleichmäßige Jahresringe haben. Das ist zum Beispiel bei Bäumen aus Südtirol und Kanada der Fall, wo sie in einer Höhe von 700 bis 1000 Meter wachsen.“ Man kann den Klangcharakter auch durch unterschiedliche Intonierung verändern. Je nachdem, ob man etwa Werke der Romantik oder Jazz darauf spielt.
Grundrenovierungen alter Klaviere
Neben dem Verkaufen von Klavieren gehört das Stimmen und Grundrenovieren von Instrumenten zu den Kernbereichen der Firma Füllengraben. Für ein Konzert muss ein Flügel erst vorgestimmt und kurz vor Beginn der Veranstaltung konzertreif gestimmt werden. „Hinzu kommt oft noch ein Bereitschaftsdienst. Und alles immer in Abstimmung mit den Künstlern, von denen man bekanntlich sagt, sie könnten sehr exzentrisch sein.“ Klaus Füllengraben hat einige Stars der Szene kennengelernt. „Die waren alle sehr nett.“ Auch Grundrenovierungen alter Klaviere und Flügel gehören zu seinen Aufgabenfeldern: Teile müssen ersetzt, die Mechanik bearbeitet werden. Sogar Saiten können in der Werkstatt angefertigt werden. Die Firma Füllengraben hat eine eigene Spinnmaschine.
Ganz am Ende des Besuchs lobt Klaus Füllengraben die gute Zusammenarbeit mit den regionalen Kollegen, etwa Gunther Gerbershagen, der sein Geschäft in der Oberstadt kürzlich geschlossen hat, aber auch Klaus Vetter und Wolfgang Dubbel, „alles Ibach-Leute“. Eine Ausnahme gibt es jedoch: Einen, der sich „fälschlicherweise auch noch mit dem Meistertitel schmückt.“ Da kann Klaus Füllengraben eine gewisse Empörung nicht verbergen.
Doch wenn er an einem seiner neuen Flügel sitzt, schöne Harmonien spielt und den ganzen Zauber eines gut gestimmten Instruments genießen kann, lächelt er zufrieden.
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