Siegen. . Kürzere Grünphasen an zwei Ampeln in Siegen sollen die Verkehrsteilnehmer zum Ausweichen auf die HTS bewegen und damit innerstädtische Stickstoffdioxid-Belastung senken.

Die Sandstraße wird für Autofahrer ab Montag eine weniger attraktive Route. Um die Stickstoffdioxid-Belastung zu senken, verkürzt die Stadt für eine dreimonatige Testphase an Kochs Ecke und an der Ecke Sandstraße/Freudenberger Straße die Grünphasen für den Verkehr zum Kölner Tor um die Hälfte. Das soll Autofahrer motivieren, auf die HTS auszuweichen.

Was genau wird gemacht?

Die Ampelschaltungen an Kochs Ecke Richtung Weidenau und am Knotenpunkt Sandstraße/Freudenberger Straße in Richtung Eiserfeld werden verändert. Außerdem wird an der Freudenberger Straße eine Ampel für den – bisher frei geführten – Rechtsabbieger-Verkehr zur HTS installiert. Diese Arbeiten erfolgen am morgigen Sonntag zwischen 8 und 11 Uhr. Wer geradeaus fahren will, muss länger warten – und wer zur HTS will, kommt schneller vom Fleck.
Warum?

An der Sandstraße ist ein Messpunkt für die NO2-Belastung – und die ist trotz Umbaus der Sandstraße im Zuge von „Siegen – Zu neuen Ufern“ (Reduzierung von vier auf zwei Spuren) und trotz Einrichtung der Umweltzone noch zu hoch.

Busrouten bleiben unverändert

Die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) sehen keine Möglichkeit, ihre Linienbusse an Koblenzer und Sandstraße vorbeizuleiten. Das hat Stadtbaurat Henrik Schumann im Rat mitgeteilt. Die Grünen hatten vorgeschlagen, Busse aus Richtung Kochs Ecke direkt zum ZOB und Busse in Richtung Weidenau vom ZOB durch die Hindenburgstraße zu schicken, die derzeit noch Einbahnstraße in der Gegenrichtung ist.

Formal wäre eine Änderung des Nahverkehrsplans durch den Kreistag und der Linienkonzessionen durch die Bezirksregierung erforderlich. Positive Bescheide zu einem solchen Ansinnen seien „nicht zu erwarten“, sagte Schumann.

Die VWS führen auch wirtschaftliche Argumente an. Das Kölner Tor sei zentrale Umsteigestation und meistfrequentierte Haltestelle nach den ZOBen in Siegen und Weidenau. Täglich halten dort 528 Busse.


  • Der Grenzwert beträgt 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, an der Sandstraße liegt er bei 48 Mikrogramm. Nach EU-Vorgaben aber sind Kommunen verpflichtet, für eine Einhaltung zu sorgen. Druck besteht jedoch nicht nur von dieser Seite, sondern auch wegen einer angedrohten Klage der Deutschen Umwelthilfe. Siegen ist bei weitem nicht die einzige Stadt, die davon betroffen ist.

Ließe sich das Problem durch Umbauten im Straßennetz nicht besser in den Griff bekommen?

Doch. „Aber das ginge nur langfristig“, erläutert Stadtbaurat Henrik Schumann. „Wir sind gezwungen, kurzfristig zu agieren. Wir müssen der Bezirksregierung gegenüber belegen, was für Maßnahmen wir ergreifen, um den Luftreinhalteplan zu erfüllen. Und da wollen wir lieber die Zügel in der Hand behalten, als dass andere uns beispielsweise ein Dieselfahrverbot vorschreiben.

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Was sollen die veränderten Ampelschaltungen bringen?

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Über den Abschnitt zwischen Cinestar und Kochs Ecke soll weniger Individualverkehr fahren, dieser dafür flüssiger vorankommen – denn Emissionen sind im stehenden und wartenden Verkehr höher als im rollenden.


  • „Wir wollen dort weniger Stau haben“, erläutert Anke Schreiber, Leiterin der Abteilung Straße und Verkehr. „Und das schaffen wir, wenn wir die Strecke unattraktiv machen.“ Die HTS, die Verkehrsteilnehmer stattdessen nutzen sollen, sei außerdem als Entlastungsstraße konzipiert.

  • Wird der Plan aufgehen?

    Unbekannt, „wir nennen es ja extra einen Testlauf“, sagt Stadtbaurat Schumann. Natürlich gehe das mit Belastungen einher, gerade in den ersten Tagen rechnet die Verwaltung mit Staus – bis die Autofahrer sich daran gewöhnt haben und den Bereich großräumig umfahren. Die Stadt aber sieht sich aufgrund der Vorgaben und angedrohten Klagen unter Zugzwang und möchte es ausprobieren. „Wir können so auch testen, welchen Einfluss genau die Verkehrsmengen auf die Messwerte haben“, sagt Schumann.

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    Und wenn es im Chaos endet?

    „Wir haben Prognosen erstellt“, betont Schumann. Demnach gebe es realistische Chancen, dass alles funktionieren kann – sofern sich zeigt, dass die HTS das erhöhte Verkehrsaufkommen tatsächlich verkraftet. „Es kommt aber darauf an, wie sich die Verkehrsteilnehmer verhalten“, sagt der Stadtbaurat. Sollte sich das Arrangement für drei Monate bewähren, wird es eine Dauerlösung. „Doch wenn wir feststellen, dass es vorne und hinten nicht passt, wird die Testphase vorzeitig beendet.“

  • Auf der WP-Facebookseite wird das Thema "Neue Ampelschaltung" in Siegen kontrovers diskutiert. Folgende Meinungen müssen nicht die Ansicht der Redaktion widerspiegeln.

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