Siegen. . Nach Beziehungskrise: Messerstich in den Oberschenkel soll keine Absicht gewesen sein, so die 38-Jährige vor dem Landgericht Siegen.
Was trieb die 38-jährige M. dazu, am 16. November 2016 in eine fremde Wohnung einzudringen und den Bewohner mit einem Messer anzugreifen? Nachdem am Mittwoch nur die Anklage verlesen wurde, schilderte die Angeklagte nun unter Tränen ihre Sicht der Dinge. Das Gericht bekam die Geschichte einer Beziehung zu hören, die bestens die Vorlage für einen Fernsehfilm der Woche im Kommerzfernsehen bilden könnte.
Wochenlanges Beziehungsdrama
Der Wohnungsinhaber war offensichtlich der neue Freund oder Liebhaber der langjährigen Lebensgefährtin der Angeklagten. Zumindest gegenüber einem Polizeibeamten hatte die Lebensgefährtin S. dies auch bestätigt. M. hatte über einen längeren Zeitraum den entsprechenden Verdacht gehabt. Nach ihrer Aussage hatte S. aber jede Beziehung zu dem Mann bestritten, der lediglich ein Gesprächspartner in schwierigen Zeiten gewesen sei. Die beiden Frauen hatten sich nach der Einlassung 2010/11 bei der Arbeit kennengelernt, lebten seit 2011 zusammen. Die Partnerschaft sei eigentlich immer harmonisch gewesen, von einer „kleinen sexuellen Krise“ 2013 abgesehen, „deshalb bin ich damals fremdgegangen“.
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Das sei aber geklärt gewesen, bis S. im Sommer 2016 eine weitere Krise geltend gemacht und um eine Trennungszeit gebeten habe. Für M. brach nach eigener Darstellung eine Welt zusammen. Sie habe den Job im Siegerland gekündigt, sei zu ihrer Mutter ins Ruhrgebiet gezogen. Bis November folgten diverse Versöhnungen und neue Trennungen, von unterschiedlichen Seiten initiiert. Letztlich aber hätte immer S. ihre Liebe beteuert und die Angeklagte zur Rückkehr bewogen.
Am Morgen des Tattags will M. ihre Gefährtin und das spätere Opfer bei einer Umarmung erwischt haben. S. habe mehrfach berichtet, sie habe nichts mit dem Mann und werde von ihm bedrängt. „Ich konnte aber keine Abwehr bei ihr sehen“, erzählte M., die nach Hause fuhr. Als S. mit einem Teddybär von der Tankstelle auf dem ,ich liebe dich’ stand, nach Hause kam, „habe ich den Bären zerrissen und sie rausgeworfen, ich war oft genug ausgezogen“. Dann kaufte M. sich eine Flasche Whisky, „der Fehler meines Lebens.“. S. sei verschwunden, „aber nur bis zu einem Parkplatz und hat von da vier Stunden SMS geschickt“. Sie sei später wieder aufgetaucht, im Schlafzimmer verschwunden, habe M. dann ein Verhältnis mit einer Bekannten vorgeworfen.
Entsetzt über die Tat
Es kam zum Streit, zum erneuten Rauswurf der S. und einem Besuch der Polizei, die M. vorwarf, der Freundin das Mobile gestohlen und deren Reifen zerstochen zu haben. Dann fuhr sie erregt und betrunken zur Adresse des Liebhabers, um ihre Freundin zu sehen, zu retten und zu beschützen. Sie habe nach „meinem Hasi, so nannte ich sie“, gerufen und das Messer nur mitgenommen, um die Tür aufzumachen, „ich wollte niemanden verletzen. Ich bin selbst entsetzt!“, versicherte die Angeklagte.
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Die anderen Beteiligten werden erst im Juni vernommen. Die S. soll aber gegenüber der Polizei gesagt haben, schon lange unter der Aggressivität und der Dominanz der Angeklagten gelitten zu haben.
An das eigentliche Eindringen in die Wohnung des Opfers will die Angeklagte kaum Erinnerungen haben. Fotos vom völlig zerstörten Zustand der von ihr eingetretenen Tür sorgten bei ihr für große Überraschung. Auch die Kollision mit dem Streifenwagen auf dem Rückweg will sie praktisch nicht bemerkt haben.
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