Siegen. . Sechs Monate lang fahren Verwaltungsmitarbeiter, Dozenten und Bürger mit einem Elektroauto durch Siegen, um Anforderungen für die Zukunft auszuloten.
Die Stadt Siegen baut ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz aus. Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der Universität sowie Bürger und Unternehmen erproben in einer sechsmonatigen Testphase die Nutzbarkeit eines Elektroautos im Alltag. Dazu hat sich die Stadt in das laufende Forschungsprojekt „Remonet“ der Universität eingeklinkt. „Wir möchten testen, welche Infrastruktur nötig ist, um Elektromobilität langfristig sinnvoll zu fördern“, sagt Gerald Kühn, Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung.
Warum macht Siegen mit?
Die Verwaltung sieht Elektromobilität als Chance und Zukunftsprojekt. „Wir suchen immer konkrete gemeinsame Projekte von Stadt und Uni“, sagt Kühn. Es gehe um Standortqualitäten; darum, Fachkräfte an eine moderne Stadt zu binden. Außerdem, so Projektleiter und Wirtschaftsförderer Dominik Eichbaum, übernehme Siegen damit Verantwortung für Klimaschutziele vor Ort – in dieser konkreten Form ein Alleinstellungsmerkmal in Südwestfalen.
„Wir stellen fest, dass immer mehr Menschen sich für das Thema E-Mobilität interessieren“, so Gerald Kühn. Ressentiments gegenüber der Technologie sollen abgebaut werden, „wir wollen hoffentlich zeigen, dass es auch mit E-Autos geht. Und was passieren muss, damit es noch besser geht.“
Wie läuft das Projekt ab?
Mitarbeiter der Verwaltung werden den Wagen des Typs Mercedes B-Klasse, den das Autohaus Bald zur Verfügung gestellt hat, für ihre täglichen Dienstfahrten nutzen. Jens Kamieth, stellvertretender Bürgermeister: „Wie weit kommt man damit? Wie lange lädt es? Wie komme ich mit dem Handling zurecht?“
Einen Tag pro Woche werden Dozenten der Universität den Wagen fahren, um zu testen, ob sich das Fahrzeug für den Pendelverkehr zwischen den Standorten Haardter Berg und Unteres Schloss eignet. Ideen zu Elektro-Shuttles lägen schon länger in der Schublade. Außerdem werden Kapazitäten für Bürger und Unternehmen freigehalten. „Man muss es mal gefahren haben“, sagt Dominik Eichbaum. „Die Beschleunigung, die Lautlosigkeit – eine andere Form von Empfinden.“ Was übrigens gut in die Lärmschutzpläne der Stadt passt.
Was soll erforscht werden?
Das Ziel der Bundesregierung, eine Million Elektroautos bis 2020, wird kaum erreicht. „Aber wir wollen den Vorgang beschleunigen“, sagt Dr. Jürgen Daub vom Remonet-Forschungsprojekt der Uni Siegen. Ziel sei es eben, die Elektromobilität in Städten auf breiter Fläche zu etablieren. Auch Daub hat ein Mentalitätsproblem bei den Menschen identifiziert: „Man setzt sich nicht einfach rein.“ Hoffentlich werde diese Hürde durch das Projekt abgebaut.
Zum Beispiel könnten Fuhrparke analysiert werden, ob es sich lohnt, Teile auf Elektro umzustellen. „80 Prozent des täglichen Verkehrs liegen unter einer Distanz von 50 Kilometern“, sagt Hans-Georg Castellan, einer der Partner von Remonet. Dafür reicht die Reichweite eines modernen Akkus mit 200 Kilometern locker.
Bürger, die Interesse haben, das Fahrzeug zu testen wenden sich an emobility@siegen.de
Henne oder Ei, Ladestation oder Elektroauto – was kommt zuerst?
Derzeit gibt es etwa zehn Ladestationen im Bereich Siegen-Weidenau – der „Flickenteppich wird dichter“, sagt Jürgen Daub.
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Im Grunde sei es ein Henne-Ei-Problem: Braucht man genug Ladestationen, damit die Leute Elektroautos fahren, oder braucht es genug Elektroautos, um eine Ladestation aufzustellen? Überall aufstellen geht nicht, weil die Betreiber nichts an den Geräten verdienen. Bislang werden sievom öffentlichen Stromnetz oder Sponsoren wie den SVB oder dem Autohaus Bald gespeist.
Der nächste Entwicklungsschritt der Technik wird übrigens sein, dass die Bordcomputer der Elektroautos dem Fahrer die nächste Ladestation anzeigen.
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