Siegen. . Das traurige Schicksal von Hund Peter aus dem Tierheim Siegen machte ihn zum Medienstar – trotzdem fand das misshandelte Tier lange kein neues Zuhause. Jetzt lebt er im Rheinland. Wir haben ihn besucht.
Peters neues Königreich ist riesig. Tabu sind nur das Sofa und das Stück im Garten, wo die Krokusse sprießen. Peter buddelt nämlich gern. „Und sieht dann aus wie ein Erdferkel“, erklärt Jutta Müller* und lacht. Dabei wuschelt sie dem Hund zu ihren Füßen liebevoll durchs dichte schwarz-weiße Fell. Peter schaut zurück aus braunen Kugelaugen, seine kleine Zahnlücke lugt hervor.
Anfang Juli 2015 meldet das Siegener Tierheim den grausamen Fund. Auf einem Schotterplatz zwischen Kreuztal und Welschen Ennest findet ein Jäger einen verwahrlosten Hund. Das Tier wiegt nur noch wenige Kilogramm, das Fell ist verfilzt und voller Maden, die Augen verklebt, die Krallen eingewachsen, die Muskulatur quasi nicht mehr vorhanden. Er wurde dort abgelegt zum Sterben, da waren sich alle sicher. „Wir haben damals nicht daran geglaubt, dass er überlebt“, sagt Tierheimleiter Tobias Neumann in einem späteren Interview. Es dauert drei Stunden, bis sie das Fell des Tieres von Maden und Kot befreit hatten.
Doch Peter futtert und flirtet sich zurück ins Leben. Erobert die Herzen im Sturm. Auch das von Jutta Müller. „Die Lebensfreude, die er ausstrahlt ist einmalig.“ Sie nennt ihn Paddy. „Weil das y hinten weicher klingt.“ Obwohl das mit dem Gehorchen noch nicht so richtig klappt. „Wir fechten gerade aus, wer der Chef im Haus ist.“
Hund wird zum Medienstar
„Ist das der Hund aus dem Fernsehen?“, fragt eine Frau neulich beim Metzger. Ja, ist er. Denn Peters traurige Geschichte wurde zu einem Medienereignis. RTL, WDR, das Sat.1-Frühstücksfernsehen – und der Hundeprofi Martin Rütter, alle waren sie da. Auch die Westfalenpost berichtet mehrfach. Beiträge, die das Tierheim bei Facebook postete, erreichen teilweise zwei Millionen Menschen. Auch der Tierschutzverein profitiert: Ihn erreicht eine bislang einmalige Spendenwelle. Das Futter wird palettenweise angeliefert.
Geschichte mit Happy End
Hund Peter wurde erst im Dezember vermittelt
Dennoch dauerte es bis Ende Dezember, bis der Hund vermittelt wird. Peter ist ein liebevolles, anschmiegsames Tier, benötigt aber sehr viel Aufmerksamkeit. Er reagiert empfindlich auf Kleintiere und kann nicht lang allein gelassen werden. Außerdem schreckt er vor Männern zurück. „Ich glaube, er wurde von einem Mann misshandelt“, sagt Jutta Müller. Sie lebt allein und kann als Architektin viel von zu Hause aus arbeiten. Während sie also zeichnet und rechnet, rollt sich Peter zu ihren Füßen zu einem schwarz-weißen Fellknäuel zusammen.
Das Rätsel um den ehemaligen Besitzer ist ungeklärt. Ein ungutes Gefühl für Jutta Müller: „Wer weiß, was in so einem vorgeht?“ Deshalb möchte sie nicht mit richtigem Namen und nicht mit ihrem Wohnort in der Zeitung stehen. „Ich glaube allerdings, Peter hatte einmal ein liebevolles Zuhause. Denn er kennt die Grundregeln. Er bettelt zum Beispiel nicht bei Tisch.“ Und beim Hundefriseur hat er sogar beim Föhnen still gehalten.
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*Name von der Redaktion geändert.