Siegen. . Das Schicksal des misshandelten Hundes aus Siegen rührte Millionen Menschen. Es gab eine Welle der Hilfsbereitschaft. Täglich werden Pakete mit Spenden im Tierheim angeliefert.

Peter tanzt. Er liebt diese Stelle, da am Rücken über den Hüftknochen. Seine Pflegerin krault, Peter schiebt ihr immer wieder sein schwarz-weißes Hinterteil hin. Jaaaa, genau da.

Vor knapp drei Wochen wurde der kleine Hund auf einem Schotterplatz zwischen Littfeld und Welschen Ennest gefunden. Abgemagert, ausgetrocknet, verfilzt, das Fell voller Maden, dem Tode näher als dem Leben. Irgendjemand hatte ihn dort zum Sterben abgelegt. Zwar ermittelt jetzt auch die Kripo, aber die Wahrscheinlichkeit, den Besitzer zu finden, ist gering.

Der verwahrloste Hund Peter erholt sich im Tierheim Siegen.
Der verwahrloste Hund Peter erholt sich im Tierheim Siegen. © WP

Fünf Kilogramm nahm Peter zu. Hauptsächlich Flüssigkeit, weil er vollkommen dehydriert war. „Es ist ein Wunder, dass er sich so schnell entwickelt“, sagt Tierheimleiter Tobias Neumann (34). Das liege wohl auch an Peters Alter. „Wäre er älter, hätte er das nicht überlebt.“ Die Muskeln an den Hinterläufen fehlen noch, und auch am Rücken und auf dem Kopf. Das entwickelt sich aber wieder. Das Fell wächst langsam nach, nur an manchen Stellen blitzt noch rosa Haut hervor. In der Sonne muss Peter deshalb aufpassen. Auch der Schwanz ist noch nackig. Das hindert Peter nicht daran, eifrig damit zu wedeln. Er ist ein freundlicher kleiner Hund, der das Vertrauen in die Menschen nicht verloren hat.

Neumann dokumentierte damals Peters schrecklichen Zustand, schickte die Fotos an die Presse und lud die Bilder bei Facebook hoch. Was dann passierte, war „der Wahnsinn“, sagt Neumann. Das Fotoalbum im Netz schauten sich mehr als 2,5 Millionen Menschen an. „Hamburg, Berlin, Stuttgart, München. Es gab Reaktionen aus ganz Deutschland.“ Dafür sorgten auch die vielen Kamerateams und Reporter. Das Sat.1-Frühstücksfernsehen war da, die Bild-Zeitung, das ZDF...

Das Schicksal rührt unfassbar viele Menschen. Täglich kommen Pakete mit Spenden an. Darunter eine Palette Dosenfutter, eine Palette Trockenfutter, ein Hundepool und säckeweise Knabbereien. „So viel, dass Peter schon teilen kann“, sagt Neumann. Von Peters trauriger Geschichte profitieren somit auch andere Tiere. „Wir konnten in den letzten Tagen wieder viele Hunde vermitteln“, erklärt Neumann. So wie Peters Zwingernachbar Linus, der Pudelmix wird am Freitag abgeholt. Allerdings sind die Zwinger derzeit auch extrem voll. Knapp 80 Hunde suchen ein Zuhause, mehr geht nicht. „Das liegt wohl auch an der Ferienzeit.“

80 Anfragen für Peter

Auch regelmäßiges Kuscheln gehört dazu, wenn man wieder ganz gesund werden möchte.
Auch regelmäßiges Kuscheln gehört dazu, wenn man wieder ganz gesund werden möchte. © WP

Mehr als 80 Tierfreunde möchten Peter ein neues Zuhause geben. „Da werden wir zunächst eine Auswahl treffen und dann einige zum Kennenlernen einladen.“ In vier Wochen könnte es schon so weit sein. Dem neuen Besitzer müsse bewusst sein, dass Peter immer an seiner Geschichte zu knabbern habe. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn Hunde, die einmal so eine Hungerzeit durchgemacht haben, entwickeln sich zu wahren Fressmaschinen. „Sie müssen dann alles wegsperren. Auch den Hausmüll, die gehen dann an alles dran“, erklärt Tobias Neumann. Außerdem werde Peter viel Aufmerksamkeit brauchen. „Er schmust gern und darf nicht lang allein gelassen werden.“ Das Gefühl der Isolation sei für den kleinen Kerl unerträglich.

Bliebe noch die Frage nach der Rasse? Es könnte ein Pon sein, so Neumann, ein Polnischer Hütehund. Wobei, wenn man sich anschaut, wie gern er kuschelt, könnte Peter auch ein Siegerländer Schmusehund sein.

Peters Schicksal ist kein Einzelfall:
- Vor Kurzem wurde eine Katze mit gebrochener Hüfte aufgenommen und fünf Katzenbabys, die an Katzenschnupfen leiden. Ein Auge musste sogar entfernt werden.
- Letzte Woche wollte ein Mann seine Kaninchen abgeben, weil er am nächsten Tag in den Urlaub fahre. Allerdings nicht zur Pflege, sondern für immer.

Mehr von Peter gibt es auf unserer Facebook-Seite und natürlich beim Tierheim Siegen. Hier berichtet regelmäßig, die Tierheimreporterin Lotte.