Siegen. . Nach einigen Tagen im Tierheim Siegen hat der mutmaßlich misshandelte Hund Peter ein paar Gramm zugenommen. Ob er überleben wird, ist nicht sicher.

Als Leiter des Tierheims Siegen hat Tobias Neumann schon manche misshandelten Tiere gesehen. Der Hund, den seine Mitarbeiter seit wenigen Tagen versuchen aufzupäppeln, ist aber in einem besonders erbärmlichen Zustand. Bis auf die Knochen ist das Tier abgemagert, in seinem verfilzten Fell machten sich Maden breit. Das Tier war so geschwächt, dass es nicht mehr stehen konnte.

Ein Jagdpächter hatte den Hund am vergangenen Donnerstag auf einem Schotterparkplatz am Waldrand zwischen Krombach und Welschen Ennest gefunden. Vermutlich hatte der Eigentümer das Tier entsorgt. „Dass der Pächter ihn gefunden hat, ist großer Zufall“, sagt Neumann. „Normalerweise wäre er dort elend verreckt und der Fuchs hätte ihn wohl geholt.“

Mitarbeiter nennen Tier jetzt Peter

So sah Peter aus, nachdem er von den Maden befreit wurde. Er musste geschoren werden. (Foto: Tierheim Siegen)
So sah Peter aus, nachdem er von den Maden befreit wurde. Er musste geschoren werden. (Foto: Tierheim Siegen) © wp

Der Jäger verständigte die Polizei und das Ordnungsamt Kreuztal. Die städtische Behörde wandte sich ans Tierheim. Zwei Mitarbeiterinnen machten sich auf den Weg. Was sie vorfanden, übertraf die schlimmsten Befürchtungen. Der Hund lag entkräftet auf der Seite. Er versuchte ein wenig Wasser zu trinken. Im Tierheim wartete schon die Tierärztin, die mit ihrer Helferin drei Stunden benötigte, bis das verfilzte Fell von Kot und Maden befreit war. Was zum Vorschein kam, schockierte ein zweites Mal: Ein Tier, nur noch Haut und Knochen, ohne den Ansatz eines Muskels, geschweige denn eines Fettpölsterchens, die Krallen fast in den Pfoten eingewachsen.

Da der Hund überhitzt und fast ausgetrocknet war, wurde er mit Infusionen versorgt. Seine mit Maden besiedelten, über den Körper verstreuten Wunden, wurden gereinigt und versorgt. „Wir haben ihn Peter genannt“, sagt Neumann. Ob Peter überleben wird, sei unklar. „Es ist nicht abzusehen, inwieweit die Organe geschädigt wurden.“ Derzeit ist das Tier inkontinent. Aber immerhin: Es trinkt, frisst und kann sich bewegen. In die Sonne darf Peter nicht. Ihm fehlt noch das schützende Fell.

Der Hund ist in einem derart schlechten Zustand, dass nicht einmal Rasse oder Alter zweifelsfrei festzustellen sind. „Vielleicht ist es ein Hütehund-Mischling“, sagt Neumann, der das Alter zwischen drei und sieben Jahren schätzt. „Normalerweise kann man das an den Zähnen sehen. In Peters Fall ist das wegen des sehr schlechten Zustands nicht mehr möglich.“

Wer den Hund besaß, ist unklar

Dass der Hund ein Ausreißer ist, glauben die Mitarbeiter des Tierheims nicht. „Es sprechen zu viele Fakten dagegen. Er ist gechipt, aber nirgendwo registriert“, so Neumann. „Dieses Häufchen Elend muss das Produkt monatelanger bewusster Quälerei oder absoluter Vernachlässigung sein.“ Er vermutet, dass das Tier in einem Keller gehalten wurde. „Als die Wärme kam, kamen auch die Maden. Möglicherweise hat der Besitzer ihn dann entsorgen wollen, weil es ihm zu eklig wurde.“ Die Recherchen nach dem Eigentümer blieben ohne Erfolg. „In Deutschland gibt es leider keine Registrierungspflicht für Chips.“ Eines konnte die Tierärztin feststellen: Der unter die Haut implantierte Chip stammt aus den USA. „Vielleicht wurde er importiert“, spekuliert Neumann.

Ob Peter jemals eine Familie finden wird, falls er überlebt? „Es wird sehr schwierig, ihn zu vermitteln“, sagt Neumann. Das Tier wird bis zu seinem Lebensende Medikamente benötigen.

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