Siegen. . Ein Siegener (34) soll sich bei WhatsApp als Claudia (13) aus gegeben und Mädchen dazu gebracht haben, ihm Nacktfotos und Videos von Erbrochenem zu schicken. Dieser Missbrauchsfall wird derzeit vor dem Landgericht verhandelt.

Ein Mann aus Siegen muss sich seit Donnerstag wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vor dem Siegener Landgericht verantworten. Die Anklage wirft ihm vor, Mädchen im Alter von 9 bis 11 Jahren unter anderem über WhatsApp angeschrieben und sich als „Claudia“ ausgegeben zu haben. Dann soll er den Kindern Nacktfotos geschickt haben. Laut Anklage verlangte er im Gegenzug Nacktfotos seiner Chatpartnerinnen. Auch bei Skype und in Internetforen trieb sich der Mann herum.

Christian F. hat zugegeben, 2013 und 2014 mindestens vier Mädchen zu sexuellen Handlungen genötigt zu haben. Er ließ sich Nackt- und „Posier“-Bilder sowie Videos schicken. „Sie haben die Kinder also im Wesentlichen als Objekte gesehen, die Ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigen sollten“, fasst die Vorsitzende Richterin Sabine Metz-Horst zusammen. „Ja“, antwortet der Angeklagte.

Christian F. ist 34 Jahre alt, groß und schlank, wortkarg. Der Siegener lebte zuletzt im Westerwald und sitzt seit einem halben Jahr in U-Haft. Er hat die Taten weitgehend zugegeben. Nach eigenem Bekunden hat er mit 15 Mädchen gechattet. Vorher habe er gleichaltrige Partnerinnen gesucht, „dann wurden sie immer jünger“.

Mädchen gedroht wegen verbotener Videos

Er gab sich als 13-jährige Claudia aus, forderte Fotos an, schickte selbst Bilder an die Opfer: „Als Beispiel, was sie dann machen sollten“. Wollten sich die Mädchen nicht in aufreizenden Posen fotografieren, setzte er sie unter Druck, gab sich für den Vater oder den älteren Bruder von „Claudia“ aus. Zum Teil drohte er den Mädchen mit Strafanzeigen, weil sie jetzt verbotene Videos besäßen. Einem Opfer soll er gedroht haben, sie zu vergewaltigen, ihr und ihrer Familie die Finger abzuschneiden.

Das stimme nicht, verneint der Angeklagte, der aber zu gibt, Mädchen gezwungen zu haben, vor der Kamera zu urinieren und die Ausscheidungen zu trinken. Oder, sich den Finger bis zum Erbrechen in den Hals zu stecken. Er habe solche „Brech-Videos“ haben wollen, gibt er zu.

Erregung und Macht seien seine Motive gewesen, sagt F. emotionslos: „Ich wollte wissen, wie weit die Mädchen für mich gehen.“ Angefangen habe alles 2013. Im März war er wegen Besitzes von Kinderpornos zu vier Monaten Haft verurteilt worden. Danach habe er begonnen, aktiv zu werden. Er saß von Oktober 2013 bis Februar 2014 die vier Monate ab. Eine Woche nach der Entlassung suchte er wieder Kontakte. Er schickte Bilder, die er von Mädchen erhalten hatte, herum, verkaufte Videos. All das streitet er am Morgen zunächst ab, gibt es später aber zu.

Vater führt Polizei auf die Spur

Im Sommer 2014 zog er in den Westerwald. Angeblich, um dort ohne Internet keiner Versuchung ausgesetzt zu sein. Dort wurde er verhaftet. Im Juni hatte ein misstrauischer Vater bei ihm angerufen und nach „Claudia“ gesucht. Das gab den Ausschlag für die Fahndung. Heute tue ihm alles leid, sagt Christian F.. „Ich habe keine Worte dafür“, es sei alles „krank“ gewesen.

Am 12. März steht das psychiatrische Gutachten an. Das Urteil soll eine Woche später fallen.