Meschede. . Der Werler Gefängnisarzt und „Tatort“-Gerichtsmediziner Joe Bausch hielt bei der Zertifikatsverleihung der Oberstufenakademie der Abtei Königsmünster in Meschede einen Gastvortrag. Er selbst bezeichnete sich als „höchst mittelmäßigen Schüler“.
Öffentliche Auftritte sind für einen Prominenten wie Joe Bausch kein Problem. Nach der Anfrage, vor Schülern der Oberstufenakademie der Abtei Königsmünster in Meschede zu reden, zögerte der Anstaltsarzt der JVA Werl und bekannte „Tatort“-Pathologe. „Um Gottes Willen!“, gibt der 60-Jährige passend zur Umgebung am Rednerpult der Abtei-Aula seine Gefühlswelt wieder. „Du sollst Schülern etwas sagen, die sich an Wochenenden und abends freiwillig Dinge aneignen?“
Bausch trifft auf seltene Spezies von Schülern
23 Abiturienten aus Westfalen erhalten an diesem Tag ein Zertifikat der Oberstufenakademie. Sie haben an Abendveranstaltungen und mindestens sechs Wochenendseminaren teilgenommen - und darin ihre „Talente und Begabungen vertieft und ausgeweitet“, erklärt Akademie-Leiter Bruder Benedikt Müller. Joe Bausch möchte „diese seltene Spezies von Schülern“ gerne kennenlernen - was dem nach eigenem Bekunden höchst mittelmäßigen Schüler („ein leuchtendes Beispiel war ich nicht“) das Ja zur Teilnahme erleichtert hat. Zum Glück, können die Zuhörer bei der Zertifikatsverleihung hinterher sagen.
Höchst unterhaltsam und überhaupt nicht wortkarg wie der Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth im WDR-Tatort berichtet der Wahl-Westfale und gebürtige Eifeler aus seinem Leben. Von dem schon in der Kindheit geprägten Berufsziel Bauer oder Priester; von dem Hausarzt der Familie Bausch, der dafür gesorgt hat, dass der junge Hermann-Joseph aufs Humanistische Gymnasium ging. Von seinem Vater, der auf das Studium der Theaterwissenschaften seines Sohnes angesprochen immer „irgendwas mit Augsburger Puppenkiste“ sagte. Vom abgebrochenen Jurastudium, von skandalträchtigen Theater-Inszenierungen und vom „Herumreisen“ in der Welt. „Die Zeit des Sich-Ausprobierens möchte ich nicht missen“, sagt der Gastredner in der Aula der Abtei Königsmünster und nennt seinen Antrieb: Neugier.
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Man geht verschiedene Wege in seinem Leben, schreibt der 60-Jährige den Abiturienten ins Stamm- oder besser: Klassenbuch. Bei ihm seien es manche Umwege und Irrwege gewesen. Inklusive Scheitern. Aber Bausch ist nie „liegen geblieben“, wie er es nennt. Nach Abschluss des Medizinstudiums hat er ein Vorstellungsgespräch im Justizvollzugskrankenhaus Fröndenberg geführt. „Die Verantwortlichen sagten mir, das sie vor mir gewarnt worden seien. Mein Auftreten zeuge von einer verdächtigen Nähe zum Gefängnis-Klientel.“
Seit 27 Jahren als Arzt an der JVA Werl
Bausch erhielt mit der Absage den Tipp, sich als Vertretungsarzt an der JVA Werl zu bewerben, bis er etwas Richtiges gefunden habe. Daraus sind jetzt 27 Jahre geworden. „Mir macht es Spaß, im Knast zu arbeiten“, sagt der Buchautor und Schauspieler. Aber: „Du kannst es nur, wenn Du keine Vorurteile hast und den Patienten mit Empathie begegnest.“ Er spricht von Humanität, von Menschenwürde, aber auch von Momenten, in denen ihm der Job im Gefängnis schwer fällt.
Was kann der bekannte Werler 40 Jahre jüngeren Menschen mit auf den Weg geben? Joe Bausch findet die Antwort in seinem Lebensmotto: „Es gibt einen Weg, den nur du gehen kannst. Frag nicht immer, wohin dich der Weg führt. Geh ihn einfach.“