Grafschaft. . Am 2. November besteht die Palliativstation am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft seit genau einem Jahr. „Die Auslastung ist zunehmend gut“, zieht Dr. Karim Osseiran (Foto), Leiter der Station, ein Fazit. „Wir könnten aber noch mehr Patienten versorgen.“

Das Problem sei, dass Patienten zu wenig bzw. zu spät zugewiesen würden. „Mit der Palliativmedizin muss man sie viel früher abholen, um sie von Symptomen zu entlasten“, sagt Dr. Osseiran mit Nachdruck. Da sich die Palliativmedizin aus der Hospizbewegung heraus entwickelt habe, trage sie den Ruf der Sterbemedizin mit sich – zu Unrecht. „Wir haben zwar mit schwerstkranken Patienten zu tun und befassen uns auch mit dem Tod, aber die Palliativmedizin ist eine Versorgungsmedizin.“

Auch aufgrund des Schwerpunktes der Klinik, wodurch unheilbar kranke Patienten – mit einem Krebsleiden oder anderen schweren Lungenkrankheiten – in Grafschaft behandelt werden und dabei immer schon palliativmedizinische Ansätze eine Rolle gespielt haben, hatte sich der Aufbau einer Palliativstation angeboten.

Trotz der fachlichen Ausrichtung in Grafschaft können dort aber alle fortgeschrittenen internistischen Erkrankungen palliativmedizinisch versorgt werden, betont Dr. Osseiran. Und während bei Krebspatienten allen die Erkenntnis gegenwärtig ist, dass diese frühzeitig versorgt werden müssen, sei bei allen anderen weit vorangeschrittenen internistischen Erkrankungen noch viel Aufklärungsarbeit nötig.

Dass die Grafschafter mit der Palliativmedizin auf einem zukunftsweisenden Weg sind, ist sich Dr. Karim Osseiran sicher. „Der Bedarf ist jetzt schon da und er wird noch steigen. Die Bevölkerung wird immer älter und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen schwer krank werden und palliativmedizinisch versorgt werden müssen.“

Erst nach einem Gutachten hatte sich das Krankenhaus im vergangenen Jahr zu dem Schritt entschieden, die neue Station aufzubauen. In diesem Gutachten wurde eine Unterversorgung für den südlichen Hochsauerlandkreis im Bereich Palliativmedizin festgestellt. Die nächsten Palliativstationen gibt es in Arnsberg und in Siegen.

Fünf Betten wurden daraufhin im November vergangenen Jahres in einem extra umgebauten Bereich des Krankenhauses für die Palliativmedizin bereitgestellt. Mediziner, Pflegepersonal und 13 ehrenamtliche Helfer vom Hospizverein haben entsprechende Fortbildungen besucht. 90 Patienten pro Jahr haben die regionalen Kostenträger – die Krankenkassen, die für die regionale Versorgung zuständig sind – genehmigt. Das war aber nur der erste Schritt.

„Die Zusagen der Kostenträger haben gezeigt, dass sie die Notwendigkeit sehen“, erklärt Dr. Osseiran. „Der nächste Schritt ist, dass wir in den Betten-Bedarfsplan aufgenommen werden.“ Und bereits mit dem Aufbau der neuen Station hatte man in Grafschaft auch schon deren Erweiterung im Hinterkopf. „Das hängt jetzt aber erst einmal von der Entwicklung in Bad Fredeburg ab – in welche Richtung wir uns vergrößern“, so der Mediziner.

Würde der Standort Bad Fredeburg nicht bestehen bleiben, müsste zunächst die Akutversorgung vor Ort gesichert werden. Dann würden die Grafschafter vermutlich zunächst die Abteilung Innere Medizin erweitern.