Meschede/Eslohe. . Angesichts steigender Unfallzahlen durch überhöhte Geschwindigkeit wird es im Hochsauerlandkreis nicht beim „Blitz-Marathon“ bleiben. Die Polizei kündigte verstärkte Kontrollen in den nächsten Monaten an.

Finanziell hat Herhagen nichts gebracht. Gerade einmal 50 Euro fließen als Bußgelder in die Landeskasse. Aber es ging auch nicht ums Geld beim „Blitz-Marathon“, betonte Josef Jakobi, Leiter der Direktion Verkehr in der Kreispolizeibehörde: „Die Botschaft soll ankommen, nicht die Rechnung. Wenn ich das Verhalten der Autofahrer etwas ändern kann, dann ist schon viel erreicht.“ An 68 Kontrollstellen im HSK wurde von Dienstag an bis Mittwoch um 6 Uhr die Geschwindigkeit gemessen.

Nein, der Blitzer-Marathon ist kein Aktionismus und auch keine Schikane. Besonders im HSK müsste es diesen Marathon sogar viel häufiger geben. Denn 90 Unfälle mit Verletzten haben sich von Januar bis Mai im Kreisgebiet ereignet. Dabei war überhöhte Geschwindigkeit die Ursache – eine Steigerung um 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es wird wieder verstärkt gerast auf den heimischen Straßen.

Die Zahlen werfen kein gutes Licht auf die Autofahrer. Fast sieben Prozent mehr Unfälle zeigt die Polizeistatistik für die ersten fünf Monate des Jahres im HSK. Landesweit ist es knapp ein Prozent. Sieben Menschen starben 2012 bereits im HSK auf den Straßen. 2011 waren es drei. Die Zahlen lassen sich leider fortsetzen: 465 Verunglückte und Verletzte bislang im Straßenverkehr. Das ist ein Zuwachs von bald 19 Prozent. Der Landestrend zeigt einen Rückgang um 3,3 Prozent.

Es wird deshalb im Kreis in den nächsten Monaten viele, viele weitere Geschwindigkeitsmessungen geben. Das kündigte Josef Jakobi gestern für den Verkehrsdienst an. „Alles, was wir an Personal haben, wird sich auf die Einhaltung der Geschwindigkeit konzentrieren – aufnichts anderes “, so der Polizeioberrat: „Wir müssen Präsenz zeigen.“

Beim Marathon bezog die Polizei dort Posten, wo sie sonst nicht kontrolliert. In 96 Mails und 48 Anrufen waren Bürger dem Aufruf gefolgt. So stand die Polizei dann zum Beispiel in der Ortsdurchfahrt in Herhagen. Michael Kaiser hatte die Polizei darauf aufmerksam gemacht. Seitdem die Straße saniert ist, wird hier wieder schneller gefahren: „Die kommen hier manchmal im Tiefflug rein.“ Auch hier wirkten die Kameras (und die Veröffentlichung zuvor in der Zeitung, das geblitzt wird) abschreckend. 250 Fahrzeuge fuhren binnen zwei Stunden durchs Dorf, zwei Fahrer wurden mit 62 bzw. 65 km/h geblitzt.

Szenenwechsel vom Dorf in die Stadt. In Meschede hat sich gerade eine „Heizerszene“ entwickelt, wie sie Verkehrssicherheitsberater Rolf Schemme nennt: Junge Leute, die in der Innenstadt zwischen den Ampeln ihre Autos und Motorräder kurzzeitig auf eine hohe Geschwindigkeit „aufreißen“. Seine Beobachtung: Aggressionen würden zunehmend auf der Straße ausgelebt.

Schemme kontrollierte an der Pulverturmstraße, einer Tempo-30-Zone, die von 14 000 Fahrzeugen wöchentlich befahren wird. Anwohner Peter Wullenweber sagt: „Vor allem morgens bei Schulbeginn ist es extrem.“ Selbst durch abgestellte Autos drosselt hier kaum einer das Tempo. Im Gegenteil: Schon häufig wurden parkende Wagen gerammt, immer mit anschließender Unfallflucht.

Am Dienstag fuhren in zwei Stunden 400 Fahrzeuge durch. Zehn Prozent waren zu schnell, der Schnellste mit 56 km/h. Mit der Erziehung von Autofahrern, sagt Rolf Schemme, „werden noch Generationen von Polizisten zu tun haben.“