Meschede. . Wochenlang lag ein 53 Jahre alter Mann unbemerkt tot in seiner Wohnung im Norden von Meschede. Entdeckt wurde er durch die Beharrlichkeit seiner Nachbarin. Die hat jetzt allerdings Streit mit dem Vermieter: Es geht um die Räumung der Wohnung.
Das gibt es also auch in Meschede. Einen Toten, der nicht vermisst wird. Um den 13. Mai herum muss in einem Mehrfamilienhaus im Mescheder Norden ein 53 Jahre alter Mann gestorben sein. Entdeckt wurde er am Ende durch die Beharrlichkeit seiner direkten Nachbarin Karina Czapla. Ihr waren Einkaufstüten aufgefallen, die einfach nicht weggeräumt wurden. An Pfingsten wollte ihr Vater die selbst in den Müll werfen.
Da krabbelten die ersten Maden heraus. Dann begann der Gestank: „Das hörte einfach nicht auf. Es wurde immer schlimmer.“ Eine andere Hausbewohnerin meinte, der Mann sei wohl im Heim. Der Gestank nahm zu. Vergangenen Donnerstag kam die Frau nach Hause und fand plötzlich Fliegen und Maden in ihrer eigenen Wohnung vor: „Es war fürchterlich.“ Die Tiere krabbelten in ihrem Wohnzimmer aus einem Loch aus der Telefonsteckdose und des Kabelfernsehers. Und sie kamen unter Leisten aus einer Abstellkammer hervor. Beide Räume grenzen an die Wohnung des Nachbarn.
„Ein Fall für einen Tatortreiniger“
Karina Czapla klebte die Löcher zu, alarmierte das Ordnungsamt: Dort hieß es, der Gestank sei eine Sache zwischen ihr und dem Vermieter. Als sie nachmittags von der Arbeit kam, war es unerträglich geworden: So fürchterlich war der Geruch. Sie rief die Polizei. Die ließ schließlich über den Schlüsseldienst die Wohnung öffnen. Vermutlich vier bis fünf Wochen lag der 53-Jährige dort tot. Der Mann starb eines natürlichen Todes.
Der Geruch blieb, die Fliegen kamen weiter: „Ich halte das nicht mehr aus. Wie soll ich hier leben?“ Um die Vermietung kümmert sich eine Verwaltungsgesellschaft in Hamburg. Karina Czapla schaltete Rechtsanwalt Martin Schubert ein. Dieser forderte die Hamburger auf, „unverzüglich Abhilfe“ zu schaffen. Die Antwort blieb aus. Das Ordnungsamt war am Dienstag vor Ort: „Der Mitarbeiter hat nur an der Tür gerochen“, sagt Czapla. Und: Sie müsse sich weiter mit dem Vermieter auseinander setzen. Am Mittwoch schickte der Vermieter seinen Hausmeister. Der Aufforderung von Czapla, die Wohnung des Toten zu räumen, kam er nicht nach – das könne wegen einer möglichen Erbschaft noch dauern.
Stadt Meschede will jetzt vermitteln
Und für das Fliegenproblem hatte er nur die Bemerkung übrig: „Was machen Sie so viel Panik? Das sind doch nur Fliegen.“ Karina Czapla sagt: „Ich bin psychisch am Ende.“ Bestatter Mertens gibt ihr Recht: „Die Wohnung ist ein Fall für einen Tatortreiniger.“ Das sind Spezialisten dafür. Anwalt Schubert wird wieder tätig: Seine Mandantin wird die Miete kürzen und ins Hotel ziehen. Das Argument eines angeblichen Erbes sei „absoluter Unsinn“: „Der Vermieter muss den Mangel beseitigen, der auf die andere Wohnung überschlägt.“
Bürgermeister Uli Hess versprach rasche Hilfe: „Wir werden versuchen zu vermitteln“, sagte er. Dass die Wohnung nicht sofort aufgebrochen wurde, erklärt er damit, dass der Verstorbene in der Vergangenheit manchmal wochenlang unterwegs gewesen sei. Er will im Rathaus noch einmal dafür sensibilisieren, „im Zweifelsfall sofort die Polizei zu alarmieren“.