Meschede. Der sauerländische Autozulieferer Honsel hat Insolvenz angemeldet. Allein am Produktionsstandort Meschede sind knapp 2000 Mitarbeiter betroffen. Die IG Metall gibt Hedge-Fonds Schuld an der Misere.

Zur Frühschicht hatte es bereits Gerüchte gegeben, die Spätschicht und die Angestellten bekamen am Nachmittag eine offizielle Information: Honsel hat Insolvenz angemeldet. Allein in Meschede sind knapp 2000 Mitarbeiter betroffen.

Der Betrieb läuft wie bisher weiter, es besteht Hoffnung auf allen Seiten, dass das Unternehmen gerettet werden kann: „Honsel hat aufgrund seiner hohen Innovationskraft und seiner starken Marktposition nach wie vor gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft“: So sieht es Stefan Eck, der Sprecher des Vorstands.

IG-Metall glaubt nicht an endgültiges Aus

Damit steht er nicht allein: Auch die IG Metall hält es „für unwahrscheinlich, dass bei Honsel die Lichter ausgehen.“ Der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Patrick Sensburg erklärte: „Ich glaube nicht, dass alles aus ist. Hier besteht auch eine Chance, Fehler und Schwachstellen aufzudecken und einen Neuanfang zu erreichen.“ Bürgermeister Uli Hess sagte: „Honsel wird von der Automobilindustrie gebraucht. Ich denke, dass man schnell eine wirtschaftliche Perspektive finden wird, die auch Bestand hat.“

Fakt ist: Bei Honsel brummt es, die Auftragslage war gut, am Ende fehlte allerdings das Geld, um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten. Aus Sicht der IG Metall steht der Schuldige für diese Situation fest: „Der Finanzinvestor Ripplewood als Mehrheitsgesellschafter und die beteiligten Hedge-Fonds lassen Honsel und die Beschäftigten jetzt im Regen stehen“ , meint Wolfgang Werth, der Bevollmächtigte der Gewerkschaft. Die bisherigen Inhaber hätten einen großen Investitionsstau in Meschede verursacht, neue Produkte gestartet, ohne ausreichende Finanzmittel zur Verfügung zu stellen und auch eine Refinanzierung im Juli 2009 sei viel zu kurz gegriffen gewesen. Werth: „Da wurden 50 Millionen zur Verfügung gestellt, von denen 40 Prozent direkt an Unternehmensberatungen abgeflossen sind.“

Auftragsbücher sind voll

Aus seiner Sicht ist die Insolvenz auch eine Chance, „dass man so einen Finanzinvestor los wird.“ Die IG Metall habe die Hoffnung, dass sich ein strategischer Investor finde, der langfristige Entscheidungen treffe. Die Voraussetzungen dafür seien da: „Die Auftragslage ist gut, Honsel ist für sein Know-How bekannt und die Belegschaft, die jetzt seit vier Jahren unter hoher nervlicher Anspannung leidet, ist weiter hoch engagiert.“ In Betriebsversammlungen in Meschede und Nuttlar sollen die Betroffenen am Mittwoch informiert werden.

Zum Insolvenzverwalter ist der Rechtsanwalt Dr. Frank Kebekus aus Düsseldorf vom Insolvenzgericht in Arnsberg bestellt worden. Er gilt als ein erfahrender Sanierungsexperte. Honsel hatte nach eigener Darstellung zuletzt noch intensiv um ein neues Restrukturierungskonzept gerungen. Freitagnacht aber gingen erste Faxe an die Zulieferer heraus, dass sich die finanzielle Situation zugespitzt hatte. Nach einer Aufsichtsratssitzung gestern Morgen folgte am Nachmittag der Antrag beim Insolvenzgericht in Arnsberg. Der Aufschwung in der Automobilbranche habe nicht ausgereicht, obwohl das Unternehmen sich im vergangenen Jahr umfassend operativ und finanziell neu aufgestellt habe, heißt es in der Pressemitteilung von Honsel.

Bürgermeister Uli Hess drückt es anders aus: „Hauptverursacher ist eine Heuschrecke, die Geld aus dem Unternehmen gezogen nach dem Motto: Da müssen wir den Kaufpreis aus dem laufenden Betrieb heraus finanzieren.“ Die Insolvenz sei überraschend, aber aufgrund der Entwicklung der vergangenen Monate fast schon zu erwarten gewesen. Hess: „Man muss es jetzt als Chance sehen.“