Meschede. In Meschede hat die Polizei einen toten Mann gefunden. Vermieter und Nachbarn sind erschüttert. Was bisher dazu bekannt ist.

Nach dem Fund eines toten Mannes am vergangenen Donnerstag (2. 5.) in der Mescheder Straße zum Siepen hat die Polizei die Ermittlung an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Das sei ein normales Vorgehen bei einem ungeklärten Todesfall, erklärte Polizeipressesprecher Michael Schemme. Dort jedoch ist der Fall bereits zu den Akten gelegt. „Eine Obduktion wird nicht angeordnet“, so Thomas Poggel, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft.: „Wir haben keine Hinweise auf einen unnatürlichen Tod.“

Das sagt die SBG als Vermieter

Trotzdem ist Peter Simon, Vorstand der Siedlungs- und Baugenossenschaft (SBG), und damit Vermieter des Toten erschüttert. Zehn Jahre habe der 60-jährige Mann in dem Neun-Parteien-Haus gelebt. Dass er nun zwei Monate dort tot gelegen haben soll, macht auch ihn betroffen. Das komme allerdings immer mal wieder vor, so Simon, „auch bei uns.“ 1800 Wohnungen verwaltet die SBG in Meschede, Schmallenberg, Eslohe, Bestwig und Finnentrop. Die Genossenschaft legt viel Wert auf gegenseitige Hilfe und gute Nachbarschaft. „Doch das kann schwierig sein, besonders dann, wenn der Betroffene sehr zurückgezogen lebt.“

Unsere Genossenschaft legt viel Wert auf gegenseitige Hilfe und gute Nachbarschaft. Doch das kann schwierig sein, besonders dann, wenn der Betroffene sehr zurückgezogen lebt.“
Peter Simon - Vorstand der SBG

Peter Simon, Vorstand der SBG Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede 
Peter Simon, Vorstand der SBG Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede  © WP | Ute Tolksdorf

Mehr Single-Haushalte

Simon schätzt, ohne es durch Zahlen belegen zu können, dass es in der jüngsten Vergangenheit häufiger solche tragischen Funde gegeben habe als früher, dass Menschen allein und unbemerkt sterben. „Einfach, weil mehr Menschen in Single-Wohnungen leben.“ Er bestätigt, dass es einen ähnlichen Todesfall in einem Nachbarhaus gab. Da allerdings habe der Mann nur wenige Tage über die Feiertage des Jahreswechsels in seiner Wohnung gelegen, bis er gefunden wurde.

Meist würden die Mieter misstrauisch, wenn man den Nachbarn plötzlich nicht mehr sehe oder Rollos nicht bewegt, sagt auch Thomas Poggel, „spätestens wenn es riecht.“ Das passiere natürlich im Sommer schneller als im Winter. Caritas und Diakonie schlügen direkt Alarm, wenn beispielsweise Essen auf Rädern nicht angenommen würde. Doch das war jetzt bei dem 60-Jährigen kein Thema.

Hilfe angeboten

Die SBG hat den Nachbarn Gespräche und Hilfe angeboten. „Und einige haben das auch schon genutzt“, sagt Simon. „WIr sind alle sehr betroffen.“ Die Servicemitarbeiter begleiteten die Mieter, die ja gleichzeitig Mitglieder der Genossenschaft sind, durch den gesamten Zyklus des Wohnens, also vom ersten Kontakt bei der Wohnungsbewerbung über die Zeit des Wohnens bis zum Auszug.

„Der Tod gehört zum Leben“, sagt Simon und passiere auch in den Wohnungen der SBG. „Wenn jemand bewusst sehr zurückgezogen lebt, ist das nicht Entdecken seines Todes über einen längeren Zeitraum sehr traurig, aber möglich.“

Fund am 2. Mai

Die Straße „Zum Siepen“ in Meschede ist eine beschauliche Wohnsiedlung. Personen aus dem direkten Umfeld der Wohnsiedlung wählten am Donnerstag, 2. Mai, um etwa 18 Uhr den Notruf, da sie einen Bewohner eines SBG-Mehrfamilienhauses schon länger nicht gesehen hatten.

Der Bewohner öffnete jedoch auch der herbeigerufenen Polizei nicht seine Tür. Vor Ort musste von einer medizinischen Notlage ausgegangen werden, weshalb die Polizei die Feuerwehr alarmierte, um die Türe öffnen zu lassen. Um kurz vor sieben war die Tür dann offen und die Retter konnten die Wohnung betreten.

Traurige Gewissheit

Leider kam für den Bewohner jede Hilfe zu spät. Die Rettungskräfte fanden den Vermissten tot in der Wohnung vor. Ersten Erkenntnissen zufolge, so die Polizei, müsse der Mann bereits zwei Monate dort gelegen haben.

Kriminalpolizei ist Standard

Die Kriminalpolizei kommt immer bei unklaren Todesfällen hinzu.
Michael Schemme - Sprecher der Polizei im Hochsauerlandkreis

„Das ist für uns Standard, dass wir bei unklarer Todessache die Kriminalpolizei hinzuziehen, um die Ursache abschließend klären zu können“, so Schemme weiter. Solche Einsätze gebe es auch im Hochsauerlandkreis häufiger, als man vermute. Ein besonders krasser Fall hat sich vor über zehn Jahren in Hagen zugetragen: Dort lag eine Frau jahrelang in ihrer Wohnung, bevor Einbrecher sie fanden. Nichtsdestotrotz sei die Situation für alle Beteiligten immer sehr tragisch, so Schemme.

Nachbarn sind schockiert

Die Nachbarn zeigen sich schockiert. Ein Bewohner des Hauses, der nicht genannt werden möchte, erklärt gegenüber dieser Zeitung, dass der Verstorbene allein und sehr zurückgezogen gelebt habe. „Er war immer sehr freundlich und ihm war es wichtig, dass sich die Nachbarn gegenseitig helfen. Er hat auch schon mal die Tonnen für andere herausgestellt. Dass es dann gerade so jemanden auf so eine Art treffen muss …“

Der Anwohner erklärte auch, dass süßlicher Leichengeruch im Hausflur wahrnehmbar gewesen sei: „Ich dachte, im Keller liegt eine tote Katze.“ Als die Wohnung des Verstorbenen geöffnet wurde, hätten sich Nachbarn aufgrund des Gestanks übergeben müssen.

Der Mescheder kritisiert die Nachbarschaft: „Vor gut einem Jahr passierte im Nachbarhaus etwas Ähnliches, dort lag auch jemand wochenlang tot in seiner Wohnung. Das spricht nicht wirklich für gegenseitige Aufmerksamkeit.“

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