Bestwig. Ingo Krey hat mit seinem Highway Man in Bestwig schweißtreibende Zeiten hinter sich. Über Ärger, Glück, Portionsgrößen und den Kanzler.

Was er denkt, wenn er heute auf der Bundesstraße unterwegs ist und in Velmede an jenem Haus vorbeifährt, in dem 20 Jahre sein Highway Man untergebracht war? Ingo Krey lächelt. „Hin und wieder kommt da schon noch ein bisschen Wehmut auf. Schließlich haben wir dort eine geile Zeit gehabt und vieles erlebt, an das man sich heute immer noch gerne zurückerinnert“, sagt er. Krey macht aber gleichzeitig auch keinen Hehl daraus, dass sich angesichts des Gebäudezustandes seine Tränen „in absolut überschaubaren Grenzen halten“. Da freue er sich lieber über das gute Verhältnis zu seinem aktuellen Verpächter Stefan Schleich von der WGB Mainzer Wohnungs- & Gewerbe-Bau GmbH.

Das erste Kapitel in der Geschichte seines Highway Man

Die erfolgreichen 20 Jahre in Velmede sieht Krey heute als erstes Kapitel in der Geschichte seines Highway Man an. „Dieses Kapitel ist abgeschlossen“, sagt er. Kapitel zwei hat für den Burger-Mann aus der Gemeinde Bestwig vor ziemlich genau einem Jahr mit der Neueröffnung seines Restaurants im Bahnhofsgebäude begonnen. Ein Umzug - gerade einmal 1300 Meter die Bundesstraße rauf.

Eine Entscheidung, die sich gelohnt hat. „Auch, wenn das viel Schweiß und Nerven gekostet hat“, sagt Krey. Erst der Umzug - gewerblich und privat. Dann der Ansturm nach der Neueröffnung. Wochenlang waren Gäste ohne Reservierung chancenlos, einen freien Tisch zu bekommen. Inzwischen ist der Hype abgeklungen. Normalität und Alltag sind eingekehrt. Spontanbesuche längst wieder möglich. „Vorher einmal durchzurufen ist aber trotzdem nicht verkehrt“, sagt Krey. „Sicher ist sicher“. Es gebe halt solche und solche Tage.

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Am Konzept haben Ingo Krey und seine Frau Carla nach dem Umzug nichts geändert. „Never change a running system“, sagt der erfahrene Gastronom. Burger, Schnitzel, Steaks, Fingerfood! Hier und da wird zwar schon seit Jahren immer mal wieder an der Karte gefeilt. Aber eben nur minimal. Cheeseburger stehen auch am neuen Standort auf Platz 1 der meistverkauften Gerichte. Gefolgt vom Champignon- und vom Pfefferrahmschnitzel. „Und Steaks gehen ja sowieso immer“, sagt Krey.

Zuletzt viel gerechnet

So wohlbedacht der Umzug seinerzeit war. Ein Wagnis war er dennoch. Was wird aus den Stammkunden? Was aus den Stammtischen? Heute, nach gut einem Jahr haben Ingo und Carla Krey Antworten auf diese Fragen: Sie sind allesamt mit umgezogen. Und neue Gäste sind hinzugekommen - aus Ramsbeck, aus Olsberg, aus Nuttlar. „Viele sagen, dass wir ja jetzt näher dran sind, zentraler und mit ausreichenden Parkmöglichkeiten“, weiß Krey aus den Gesprächen mit ihnen.

Mittlerweile passt alles wie Arsch auf Eimer. Wenn nicht alles am richtigen Platz steht und optimal eingerichtet ist, machst du am Abend hunderte unnötige Meter. Und wenn ich spazieren will, dann tue ich das lieber im Wald.
Ingo Krey - Inhaber des Highway Man

Wie alle anderen Gastronomen haben auch Ingo und Carla Krey zuletzt viel gerechnet. Rechnen müssen! Grund ist die zwölfprozentige Erhöhung der Mehrwertwertsteuer zu Beginn des Jahres. Im Highway Man sind jene 12 Prozent 1:1 auf die Preise der Gerichte aufgeschlagen worden. „Herzlichen Dank an unseren vergesslichen Doppelwumms-Olaf“, schickt Krey einen Gruß ins Kanzleramt und stellt - stellvertretend für seine gesamte Branche - klar: „Von diesen 12 Prozent hat kein Gastronom auch nur einen einzigen Cent mehr in der Tasche. Die gehen direkt nach Meschede“, ergänzt er mit Blick aufs Finanzamt. „An Qualität und Portionsgröße etwas zu ändern, war für uns keine Option“, betont Krey.

Gäste zeigen Verständnis

Wichtig seien ein gepflegtes Ambiente, gute geschulte Servicekräfte und eben Qualität und keine „Kinderportionen“, weiß Krey als erfahrener Gastronom. „Wer sich heute entscheidet auszugehen, der ist auch gewillt, nicht auf jeden Euro zu schauen“, sagt er. Entsprechend hätten die allermeisten Gäste Verständnis für die Preiserhöhung. Ärgerlich sei diese erzwungene Preiserhöhung für die Gastronomen gerade in der heutigen Zeit natürlich trotzdem. „Es ist die höchste, die es in der Geschichte des Highway Man jemals gegeben hat.“

Personalstamm so groß wie schon lange nicht mehr

Doch zurück zum Erfreulichen: Ruhe ist endlich wieder bei der Personalsituation eingekehrt. Aus jahrelanger Erfahrung weiß Ingo Krey zwar, dass das schnell wieder ganz anders aussehen kann. Aber mit zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Service ist der Personalstamm so groß wie schon lange nicht mehr.

In aller Ruhe vorgeknöpft

Nur eines musste sich Krey nach der Neueröffnung und dem damit verbundenen Ansturm später nochmal in aller Ruhe vorknöpfen. Seine Küche. Die ist nämlich viermal so groß wie vorher. „Mittlerweile passt aber alles wie Arsch auf Eimer“, sagt er. „Wenn da nicht alles am richtigen Platz steht und optimal eingerichtet ist, machst du am Abend hunderte unnötige Meter. Und wenn ich spazieren will, dann tue ich das lieber im Wald“, sagt Ingo Krey und lacht.

Seinen Platz und den besten für seinen Highway Man hat Krey indes gefunden: Bundesstraße 139. „Eine bessere Entscheidung hätten wir gar nicht treffen können“, lautet sein Fazit nach einem Jahr an der neuen Adresse.