Wehrstapel. Philipp Bette und Rolf Gelhorn übernahmen Kfz-Werkstatt bei Meschede. Die erste Zeit der Selbstständigkeit stellte sie auf die Probe.

Im Oktober 2022 übernahmen Philipp Bette (41) und Rolf Gelhorn (58) die etablierte Kfz-Werkstatt von Mark Luckey in Wehrstapel. In dieser kurzen Zeit haben die beiden Geschäftspartner schon eine Menge erlebt. Eine lange Freundschaft, persönliche Herausforderungen und viele Stammkunden prägten ihren Weg.

Lesen Sie auch

Kupplung und Schwungrad am Audi A4

Das Geschäft florierte von Anfang an. Austausch von Kupplung und Schwungrad an einem Audi A4 - An die erste große Reparatur in ihrer gemeinsamen Werkstatt erinnern sich die beiden Kfz-Meister noch ganz gut. Die Kfz-Werkstatt profitiert von treuen Stammkunden, die sie von ihrem Vorgänger übernommen hatten, sowie von eigenen Kunden, die sie aus ihren vorherigen Unternehmungen mitbrachten. Nicht zu vergessen sind an dieser Stelle auch die beiden Ehefrauen Katharina Bette und Birgit Gelhorn, die die Buchhaltung erledigen.

14 Tage Wartezeit

Aktuell warten Kunden gute 14 Tage auf einen Termin. Im Herbst und Frühjahr, wenn die Reifen gewechselt werden, dauert es länger. Anfangs nahm der TÜV Nord zweimal in der Woche Fahrzeuge in der Werkstatt ab, nun kommen die Prüfingenieure fünfmal pro Woche. „Für die Kunden ist es eine bequeme Sache, weil sie die Mängel direkt beheben lassen können“, erklärt Bette.

Ältere Autos werden repariert

Die Kunden sind verunsichert, weil sie nicht wissen, welches Auto sie sich zulegen sollen.
Philipp Bette

In der Werkstatt beobachten Bette und Gelhorn derweil einen weiteren Trend: Immer mehr Kunden entscheiden sich dafür, ihre älteren Autos reparieren zu lassen. Fahrzeuge werden auf Vordermann gebracht, die vor ein paar Jahren vielleicht dem Export überlassen oder beim Händler in Zahlung gegeben worden wären. „Die Kunden sind verunsichert, weil sie nicht wissen, welches Auto sie sich zulegen sollen.“ Gelhorn fügt hinzu: „Aber auch die gestiegenen Kosten überall spielen eine Rolle.“ Nach der damalig gezahlten Abwrackprämie und die auslaufende Förderung für E-Autos hielten viele länger an ihrem Kfz fest.

Philipp Bette (41) und Rolf Gelhorn (58) haben eine Kfz-Werkstatt in Wehrstapel übernommen.
Philipp Bette (41) und Rolf Gelhorn (58) haben eine Kfz-Werkstatt in Wehrstapel übernommen. © WP | Ilka Trudewind

Lange Freundschaft

Die Freundschaft zwischen Bette und Gelhorn geht schon weit zurück. Schon seit Jahrzehnten kennen sie sich, ihre Wege kreuzten sich bereits in einem Motorsportclub in Ramsbeck, wo auch Bettes Eltern aktiv waren. Die Idee, gemeinsam eine Werkstatt zu eröffnen oder zu übernehmen, entstand in einer Werkstatt in Winterberg. Dort waren beide für eine kurze Zeit parallel beschäftigt. Als dann das Angebot von Luckey kam, schien alles zu passen: Größe, Lage, Ausstattung - alles stimmte für die beiden Unternehmer, die nun in Wehrstapel zudem auch Wohnmobile reparieren, Oldtimer pflegen und Motoren und Getriebe instand setzen.

Der erste Angestellte

Der 1. April markiert nun einen weiteren Meilenstein: Der erste Angestellte fängt in Wehrstapel an. Diese wichtige Entscheidung trafen die Geschäftspartner bereits im vergangenen Jahr. Den Gesellen hatte Bette in dem Betrieb in Winterberg ausgebildet.

Herzstillstand: Ehefrau lag im Koma

Doch der Erfolg kam nicht ohne Hindernisse. Nur wenige Wochen nach der Übernahme wurde die Werkstatt Opfer eines Einbruchs. Obwohl nur eine geringe Menge Bargeld gestohlen wurde, hinterließ der Vorfall einen bitteren Nachgeschmack. Doch das größte Unglück ereignete sich im Privatleben von Philipp Bette, als seine Ehefrau Katharina einen Herzstillstand erlitt. Bette reanimierte seine Frau 24 Minuten lang, bis der Rettungswagen kam. Vier Tage lag die zweifache Mutter im Koma. Die Ärzte bereiteten die Familie auf mögliche bleibende Schäden vor, doch Katharina Bette erholte sich vollständig, was als wahres Wunder angesehen werden kann.

An der Werkstatt hängt ein Defi.
An der Werkstatt hängt ein Defi. © WP | Ilka Trudewind

Defibrillator an der Werkstatt

Diese persönliche Tragödie brachte jedoch auch eine Erkenntnis mit sich: „Unsere Freunde sind da, wenn wir sie brauchen“, sagt Rolf Gelhorn, der in dieser schwierigen Zeit die Stellung in der Werkstatt hielt. Außerdem haben die Inhaber einen Defibrillator an Werkstatt (Poststraße 8 am Bahnübergang) installieren lassen.

Defibrillator an der Kfz-Werkstatt Bette und Gelhorn in Wehrstapel.
Defibrillator an der Kfz-Werkstatt Bette und Gelhorn in Wehrstapel. © WP | Ilka Trudewind

Es ist eins von drei Geräten, die das „Lächelwerk“ für die Orte Heinrichsthal und Wehrstapel finanziert hat. Die weiteren Geräte hängen am heilpädagogischen Kindergarten „Arche“ in der Schulstraße und an der Schützenhalle der St.-Josefs-Schützenbruderschaft. Das Lächelwerk ist ein Verein, der sich für Menschen in Not, schwerkranke Kinder und die Defi-Infrastruktur im Sauerland einsetzt.