Meschede. Die Nebenkosten für alle Mieter steigen deutlich. Auch bei der Mescheder SBG verdoppeln sich die Kosten - was die Genossenschaft rät.
Dieses Jahr müssen sich Mieter auf hohe Nebenkosten-Abrechnungen gefasst machen. Allein beim größten Vermieter in der Region, der Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede beträgt die Steigerung rund 100 Prozent. Wie man dort seine Mieter schützt, erläutert Vorstand Peter Simon.
Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um die Heizkosten in Ihren Gebäuden einzudämmen?
Grundsätzlich erneuern wir Heizungsanlagen seit vielen Jahren und legen großen Wert auf energetische Sanierung unserer Häuser. Neben neuen Fenstern sorgen wir auch für Wärmedämmung an vielen Objekten. Aktuell entwickeln wir für ausgesuchte Haustypen mit Fachplanern individuelle Sanierungsfahrpläne, die als Blaupause für andere Objekte gelten könnten. Außerdem werden unsere Heizungsanlagen, auch die vom Mieter selbst betriebenen Gasthermen, regelmäßig durch unsere Partner aus dem Heizungshandwerk gewartet und bei Bedarf eingestellt.
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Informieren Sie Ihre Mieter übers richtige Heizen?
Ja, alle erhalten zum Einzug und zuletzt im Kundenbrief von uns Tipps zum Energiesparen, eine bebilderte Broschüre in mehreren Sprachen. Das Wichtigste ist, bedarfsgerecht zu heizen und entsprechend zu lüften. Dazu stellen wir auch Thermo-Hygrometer zur Verfügung, die neben der Temperatur die relative Luftfeuchtigkeit messen. Es nutzt ja niemandem etwas, wenn alle die Heizung runterdrehen und sich im Winter Schimmel bildet.
Haben Sie die Abschläge erhöht?
Die Erhöhung der Vorauszahlungen ist rechtlich ohne Zustimmung der Mieter nur im Rahmen der Nebenkostenabrechnung möglich. Die Vorauszahlungen sind allerdings nahezu vollständig so berechnet, dass zumindest keine großen Nachzahlungen entstehen sollten.
Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale lassen sich durch die Absenkung 5 bis 12 Prozent der Heizkosten sparen. Haben Sie die Nachttemperatur in den Wohnungen abgesenkt und wenn ja, wann?
Wir haben viele Mieter, die im Schichtdienst arbeiten, die sollen natürlich auch nachts ausreichend heizen können. Eine nächtliche Absenkung führte in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen. Da, wo das möglich war, wurden Anpassungen durch die Handwerksbetriebe vorgenommen. Dies gilt aber nur für die an die zentrale Heizungsanlage angeschlossenen Wohnungen. Bei den mit Gasetagenheizung betriebenen Wohnungen hat das jeder Mieter selbst in der Hand und kann das über die zentrale Regelungseinheit in der Wohnung steuern.
Haben Sie ein Härtefall-Management eingeführt, falls Mieter mit den hohen Heizkosten nicht klarkommen?
Mieter innerhalb unserer Genossenschaft sind ja sozusagen „Miteigentümer“. Schon seit jeher sind unsere Mitarbeiter daher ganz nah an den Mietern. Mieter können sich jederzeit bei Zahlungsproblemen oder sonstigen Sorgen rund um die Wohnung an uns wenden. Wenn die Mieter Kontakt aufgenommen und gehalten haben, konnten wir in der Vergangenheit auch immer eine Lösung wie zum Beispiel Ratenzahlungen oder ähnliches finden.
Wie sahen die letzten Abrechnungen aus? Gab es Nachforderungen?
Die Abrechnungen im Jahr 2023 für das Jahr 2022 waren im Bereich der Heizkosten für unsere Mieter sehr positiv. Von 763 Abrechnungen ergab sich nur in 26 Fällen eine Nachzahlung. Demnach hatten ca. 96 Prozent der Mieter ein Guthaben in der Heizkostenabrechnung.
Um welche Summe werden die Nebenkosten jetzt steigen?
Allein bei den Heizkosten sind es etwa 100 Prozent. Wir haben unsere Mieter darüber informiert, dass der zuletzt sehr günstige Gaslieferungsvertrag - mit einem Gasarbeitspreis von 1,61 ct/kWh - zum 31. Dezember auslief. Unsere gemeinsame Ausschreibung mit den Wohnungsunternehmen im HSK, Wittgenstein und Siegen hat als günstigsten Anbieter die Hochsauerland-Energie ermittelt. Der Arbeitspreis für Gas beläuft sich darin auf 5,65 ct/kWh und der Vertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. Dezember 2025. Zuzüglich der Zuschläge, wie Entgelte, Umlagen und Steuern, aber auch der weiteren Kosten der Wärmeversorgung für Wartung, Strom und Schornsteinfegergebühren ergibt sich eine Steigerung der Kosten in Höhe der genannten 100 Prozent. Preissteigerungen aufgrund der hohen Inflation, aber auch durch die Anpassung des Mindestlohnes haben wir in fast allen Bereichen der abrechnungsfähigen Betriebskosten. Auch das trifft unsere Mieter in den Nebenkostenabrechnungen
Werden Sie jetzt die Nebenkosten-Abrechnung entsprechend anpassen?
Weil es zuletzt recht hohe Gutschriften aus der Wärmekostenabrechnung für 2022 gab, haben wir uns entschlossen, dies vorerst nicht zu tun. Eine Neukalkulation der Vorauszahlungen werden wir selbstverständlich bei den anstehenden Abrechnungen der Nebenkosten für 2023 vornehmen. Wer es wünschte, konnte das aber auch jetzt schon veranlassen. Insgesamt liegen aber unsere Nebenkosten deutlich unter denen, die der deutsche Mieterbund als Durchschnittswert herausgibt.
Raten Sie Ihren Mietern, Heizkosten-Abschläge proaktiv zu erhöhen?
Ja, mit Infoschreiben vom 11. Dezember 2023 haben wir das empfohlen und den Mietern die Möglichkeit gegeben, sich freiwillig dazu zu melden. In wenigen Fällen ist das dann auch passiert.