Schmallenberg. Ärger im Stadtrat: Die Sanierung des Holz- und Touristikzentrums sprengt mit 3,75 Mio. Euro Gesamtkosten das Schmallenberger Budget.
3,3 Millionen Euro waren für die Sanierung des Holz- und Touristikzentrums eingeplant. Mit den neuen Erkenntnissen über mögliche Baumängel wird es für die Stadt Schmallenberg deutlich teurer. Die Verwaltung rechnet mit 3,75 Millionen Euro. Der Freigabe der zusätzlichen 450.000 Euro hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung zwar zugestimmt, für die Politiker ist die Sache damit aber noch nicht beendet.
Schock-Nachricht im Technischen Ausschuss
Im Technischen Ausschuss hatte Petra Brockmann vom Gebäudemanagement der Stadt die Schock-Nachricht erstmals überbracht: An mehreren Stellen habe man im Rahmen der Sanierung den Schwellenbereich freigelegt. Dabei seien starke Feuchtigkeits- und Fäulnisschäden zutage gekommen. „Alle bestehenden Glasfassadenelemente lagern auf nicht mehr tragfähigen Schwellenhölzern“, hatte Brockmann erklärt. Was nicht geplant war: Diese müssten nun dringend auch erneuert werden.
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Energetisch wird es besser
Der Technische Beigeordnete, Andreas Dicke, erklärte im Stadtrat, dass neben den Schwellen auch die aufsteigenden Hölzer betroffen seien. Die nun geplante Konstruktion mit hochwertigen Hölzern solle dafür sorgen, dass das Wasser von der Wand abgeleitet werde und außerdem die Fassade besser vor Wind geschützt sei. Die 450.000 Euro für die Sanierung sei eine Kostenschätzung. „Das ist schmerzvoll, aber die einzig sinnvolle Lösung.“
Günstigere Alu-Lösung verworfen
Alternativ war eine günstigere Alu-Lösung ins Spiel gebracht worden, die 90.000 Euro gespart hätte. Dann, so Dicke, könne man aber kaum noch vom Holz- und Touristikzentrum sprechen. Auch Bürgermeister Burkhard König plädierte für die Holz-Lösung, Kombinationen mit verschiedenen Materialien würden immer teurer. „Das ganze Gebäude ist aus Holz gebaut, Aluminium würde den Charakter völlig verändern.“ Außerdem fürchtet die Stadt, dass sie damit auch die Urheberrechte des Architekten verletzten könnte. „Das Gebäude hat so, wie es sich jetzt darstellt, eine Reihe an Preisen erhalten.“
Verdeckte Baumängel?
Ob die 450.000 Euro tatsächlich fix sind, wollte Rudolf Ewers (BfS) wissen. Falls das nicht der Fall sei, so versprach der Bürgermeister, werde man sich erneut zusammensetzen. Stefan Wiese (UWG) fragte nach, ob für diese Schäden jemand verantwortlich gemacht werden könne. Darauf hofft die Stadt, wie der Bürgermeister unterstrich, denn für verdeckte Baumängel gebe es sehr lange Verjährungsfristen. „Wir prüfen das im Haus.“
Allerdings wisse man auch aus den Erfahrungen in Bad Fredeburg, dass man dafür einen langen Atem brauche. Und beim Kurhaus sei der Mangel, ein Fehler in der Deckenkonstruktion, der 2017 auffiel und zu einem Baustopp führte, immerhin direkt aufgefallen. Die Stadt prozessierte und erhielt 186.000 Euro Entschädigung.
Ärger über zusätzliche Kosten
Politik und Verwaltung brachten ihren Ärger über die zusätzlichen Kosten zum Ausdruck. „Das ist viel Geld - das tut richtig weh!“, sagte Hannah Roßwinkel von den Grünen. Dem pflichtete Jens Winkelmann (CDU) bei. Es sei sehr ärgerlich, dass sich die Kosten nun so verteuerten. Rudolf Ewers kritisierte, dass an dem Gebäude über Jahrzehnte nichts gemacht worden sei. Dem widersprach Andreas Schulte (CDU): „Nur an der Schwelle ist hier nicht ordentlich gearbeitet worden.“ Allerdings sei es wichtig, das jetzt richtig zu machen, „sonst verschieben wir das Problem nur.“ Die Chancen auf Regress stünden nicht schlecht: Eine normale Gewährleistung betrage vier bis fünf Jahre, bei verdeckten Mängeln gebe es 35 Jahre Garantie, hieß es in der Ratssitzung.
Neue Förderung möglich
Einen positiven Aspekt konnte die Verwaltung immerhin noch nennen: Dadurch, dass jetzt auch die Fenster ausgetauscht werden, verbessere sich die Energiebilanz des Gebäudes. „Dadurch sind weitere Fördermittel möglich.“ Der Stadtrat stimmte der überplanmäßigen Ausgabe von 450.000 Euro einstimmig zu. „Das war sicherlich keine leichte Entscheidung“, bedankte sich der Bürgermeister.