Schmallenberg. Der Umbau des Holz- und Touristikzentrums wird deutlich teurer. Feuchtigkeit zieht offenbar seit Jahren ins Gebäude. Die Details.
„Es ist ein Schock“, sagte Petra Brockmann vom Gebäudemanagement der Stadt Schmallenberg. Sie überbrachte jetzt im Technischen Ausschuss die schlechte Nachricht, dass bei der umfangreichen Sanierung des Holz- und Touristikzentrums in Schmallenberg nach Ansicht der Kommune erhebliche versteckte Baumängel offen gelegt wurden. Das bedeutet nach einer ersten Einschätzung Mehrkosten in Höhe von 450.000 Euro.
Im April 2023 wurde mit den Rückbau- und Abbrucharbeiten begonnen. Inzwischen sind zwei Anbauten erreichtet, sodass derzeit die Montagearbeiten der Fenster - und Türelemente sowie die Stellung der Innenwände erfolgen. „Auch die technischen Gewerke (Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektro) befinden sich in der fortgeschrittenen Ausführungsphase“, heißt es in der Vorlage der Stadtverwaltung.
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„Beim Ausbau eines Fensterelements in der Ausstellungshalle musste für den Einbau einer Fluchttür der Schwellenbereich freigelegt werden“, erklärte Petra Brockmann den Ausschussmitgliedern. Dabei seien starke Feuchtigkeits- und Fäulnisschäden zutage gekommen. Auch an anderen Stellen wurden die Fassadenbereiche freigelegt, um die Schwellenhölzer zu überprüfen. „Diese weisen die gleichen Schäden auf. Daraus lässt sich herleiten, dass alle bestehenden Glasfassadenelemente auf nicht mehr tragfähigen Schwellenhölzern lagern.“ Die Gebäudemanagerin hatte einen verfaulten Balken zur Anschauung mitgebracht und auch zahlreiche Fotos gezeigt.
„Die Abdichtung dieser Fußpunkte seien beim damaligen Bau nicht ordnungsgemäß ausgeführt worden“, erklärte Petra Brockmann weiter. Man könne von großem Glück sprechen, dass die Fassade bislang nicht nach vorn weggerutscht wäre. Auch mit Blick auf die damaligen Pläne werde schnell deutlich, dass die damaligen Vorgaben offensichtlich nicht eingehalten wurden.
Eine mögliche Lösung mit erster Kostenschätzung habe der baubegleitende Architekt der aktuellen Umbaumaßnahmen, Ansgar Bültmann, bereits erarbeitet. Überplanmäßige Haushaltsmittel für eine neue Holzkonstruktion müssten dafür in Höhe von 450.000 Euro aufgebracht werden. Eine alternative Aluminiumkonstruktion würde etwa 375.000 Euro kosten.
Viele Fragen sind nun zu klären. „Versteckte Baumängel - verjähren die?“, stellte Alexander Gödeke (CDU) in den Raum. Wer damals seine Unterschrift unter diese Ausführung gesetzt hätte, müsse doch haftbar gemacht werden können. „Wir haben aber ach 30 Jahre lang nichts gemacht, das fällt un sjetzt auf die Füße“, kritisierte Rudolf Ewers (BFS).
„Das sind grobe, fahrlässige Mängel bei so entscheidenden Elementen“, ärgerte sich Michael Eiloff (CDU). Mit Blick auf die Skizze für die Abdichtung der Außenfassade im Schwellenbereich stellte Wolfgang Krämer als sachkundiger Bürger die Frage: „War das denn damals überhaupt Stand der Technik?“ Dazu Petra Brockmann: „Wir werden das alles klären, dafür müssen wir in die Historie des Baurchts gehen.“ Krämer schlug auch vor, über eine Hybridkonstruktion aus Holz und Aluminium nachzudenken aufgrund der Langlebigkeit und des geringeren Pflegeaufwands. Dazu, genauso wie zu der Lösung komplett aus Aluminium, müsse zunächst geklärt werden, ob das mit dem Urheberrecht vereinbar wäre.
„Wir werden da bis ins kleinste Detail gehen“, versprach Petra Brockmann. Die Situation sei aber auch für die Verwaltung ganz neu, daher habe man diese offenen Punkte noch nicht klären können.
Bereits bei der Bestandsaufnahme im Rahmen der Sanierungsvorbereitung seien im gesamten Gebäude teils erhebliche Konstruktionsmängel (zum Beispiel offene Fugen, fehlerhafte Dachausführung usw.) sowie unzureichende Brandschutzmaßnahmen erkannt worden, heißt es weiter in der Verwaltungsvorlage.
Die Sanierung des Holz- und Touristikzentrums mit Anbauten sollte ursprünglich 3,3 Millionen Euro kosten. Ein Jahr Bauzeit wurde angekündigt. Mit der nunmehr erforderlichen Erneuerung der Außenfassade würden die Gesamtkosten rund 3,75 Millionen Euro betragen. Das Thema soll auch im Stadtrat am Donnerstag (1. Februar) um 17.30 Uhr im Kleinen Saal der Stadthalle auf der Tagesordnung stehen.