Meschede. Halbzeit der kurzen Tage: Die längste Nacht des Jahres ist vorbei. Experten erklären, was Winterblues ist und was man gegen ihn machen kann.

Kurze Tage, lange Nächte, dazu viele Regentage und kalte Temperaturen - das ist der Winter im Hochsauerland. Oft ist es grau und ungemütlich, am liebsten würde man es sich nur noch mit einem warmen Getränk auf dem Sofa gemütlich machen. Dazu kommen der Weihnachtsstress und der Arbeitsstress rund um den Jahreswechsel. Das zermürbt die Gemüter - auch in Meschede. Immer wieder sind Menschen von einem Winterblues befallen. Wer sich aufmuntern will: Die Wintersonnenwende ist in diesem Jahr in den frühen Morgenstunden des 22. Dezember. Ab dann werden die Nächte wieder länger.

Was ist ein Winterblues?

Das weiß Hubertus Martin, Sachgebietsleiter für den sozialpsychatrischen Dienst und die Betreuungsbehörde beim Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises. „Man spricht von einem Winterblues, wenn eine Person von einer saisonalen, leichten depressiven Verstimmung betroffen ist“, erklärt er. Betroffene Menschen fühlen sich antriebslos und wollen sich am liebsten im Haus verkriechen. Oft, so die AOK, schauen Betroffene melancholisch auf das Jahr zurück - sie können aber immer noch positive Gefühle empfinden.

Hubertus Martin ist Sachgebietsleiter für den sozialpsychatrischen Dienst und die Betreuungsbehörde beim Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises.
Hubertus Martin ist Sachgebietsleiter für den sozialpsychatrischen Dienst und die Betreuungsbehörde beim Gesundheitsamt des Hochsauerlandkreises. © WP

Das ist der wichtigste Unterschied zu einer saisonalen Depression: Diese äußert sich mit deutlich ausgeprägteren Symptomen, einem Leidensdruck des Betroffenen und wird oft mit Schlafstörungen (zu viel oder zu wenig Schlaf) sowie Heißhungerattacken im Wechsel mit Apetitlosigkeit begleitet. „Wichtig ist, dass eine Depression definitiv einer fachärztliche Behandlung bedarf“, warnt Hubertus Martin. „Wer sich unsicher ist, ob er nur eine depressive Verstimmung oder doch eine Depression hat, sollte mindestens das Gespräch beim Hausarzt suchen.“ Denn eine unbehandelte Depression - auch eine saisonale - kann schnell zu einer chronischen Erkrankung werden.

Woher kommt der Winterblues?

Ein Winterblues wird häufig von Lichtmangel herbeigeführt. „Der Lichtmangel sorgt für eine Veränderung im Hormonhaushalt: Das Glückshormon Serotonin ist zu wenig vorhanden, das Schlafhormon Melatonin zu viel“, erklärt Hubertus Martin. Auch ein Vitamin-D-Mangel - ebenfalls oft ausgelöst durch zu wenig Tageslicht - kann einen Winterblues begünstigen.

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Der Vitaminhaushalt sollte aber bestenfalls vom Hausarzt im Vorhinein gecheckt werden, um ihn korrekt zu supplementieren. Auch ein Gespräch mit dem Apotheker des Vertrauens kann hier helfen, um das richtige Präparat zu finden, rät Hubertus Martin.

Was hilft gegen den Winterblues?

Maria Boskamp ist selbstständige Sporttherapeutin und Coachin aus Meschede - sie ist Expertin dafür, was Körper und Seele gut tut. „Kurz gesagt: Rausgehen hilft und auf sich selbst achten.“ Wer also vom Winterblues befallen ist, sollte an die frische Luft gehen und sich dort bewegen. „Dabei ist es egal, ob die Sonne scheint oder ob es regnet - Bewegung im Tageslicht hilft immer.“

Maria Boskamp ist Sporttherapeutin und Coachin aus Meschede.
Maria Boskamp ist Sporttherapeutin und Coachin aus Meschede. © Privat | Maria Boskamp

Generell helfe Bewegung immer dabei, den Körper und auch den Geist zu regulieren, weiß Maria Boskamp - bestenfalls ganzjährig, nicht erst, wenn es einem im Winter nicht so gut gehe. Viele Menschen, gerade im Winterblues, könnten aber von dem Aufwandsgedanken, der oft damit verbunden ist, abgeschreckt werden. Das müssen sie aber gar nicht, sagt die Coachin - denn oftmals kann man Bewegung problemlos in den Alltag einbauen. Ihr Tipp für eine schnelle Dosis Bewegung, die glücklich macht: „Einfach mal die Lieblingsmusik anmachen, aufdrehen und dazu tanzen.“

Achtsamkeit hilft bei der Kontrolle über die eigenen Gedanken

Und auch für die Entspannung hat Maria Boskamp eine einfache Achtsamkeitsübung parat, die jeder einfach durchführen kann. „Man sucht sich einen ruhigen Ort, ganz ohne Ablenkungen wie den Partner, die Arbeitskollegen, das Smartphone oder Hund und Katze. Man setzt sich gemütlich hin, bestenfalls schließt man die Augen.“ Und dann konzentriert man sich auf seine Atmung: Entweder man spricht sich den Rhythmus vor, oder aber man zählt die Atemzüge. „Der Anker der Atmung hilft dabei, die Gedanken zu beruhigen und den Kopf frei zu bekommen.“

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Diese Übung kann, mit ein bisschen Training, schon nach wenigen Atemzügen zum Erfolg führen. Für einen Anfänger empfiehlt Maria Boskamp eine Durchführung von etwa fünf Minuten. „Man kann sich selbst und seine Gedanken mal mit etwas Abstand betrachten und sortieren. Das hilft bei Stress und Genervtheit enorm. Für ein paar Minuten steigt man aus dem Hamsterrad aus.“