Der Black Friday lockt mit sagenhaften Rabatten - auch in der Mescheder Fußgängerzone. So positionieren sich die Einzelhändler.

Black Friday, Black Days oder gleich Black Week - es soll Einzelhändler geben, die diese Worte schon nicht mehr hören können. Vom Online-Handel schwappt die Rabatt-Schlacht zunehmend in den stationären Einzelhandel. In der Mescheder Fußgängerzone sind es offensichtlich vor allem die Filialisten, wie Deichmann, Hunkemöller oder Kik, die den Black Friday als Werbemaßnahme für sich entdeckt haben. Aber auch die Modekette Cruse mit Sitz in Arnsberg und Möbel Knappstein haben ihn sich auf die Fahne geschrieben.


Lesen

Kathrin Hedrich, vom Möbel Knappstein-Marketing.
Kathrin Hedrich, vom Möbel Knappstein-Marketing. © Privat | Privat

Möbel Knappstein

Kathrin Hedrich vom Knappstein-Marketing sagt dazu: „Da sich der Black Friday in den letzten Jahren im stationären Einzelhandel zunehmend etabliert hat, bieten wir unseren Kundinnen und Kunden nicht nur am Black Friday besondere Angebote und Rabatte in allen Abteilungen, sondern geben ihnen eine Woche lang die Möglichkeit, in Ruhe und nach Herzenslust einzukaufen.“ Als Einzelhändler vor Ortsei der stationäre Handel „natürlich am wichtigsten, zusätzlich bieten wir die Möglichkeit im neuen Online-Shop, per Click & Collect, 24/7 einzukaufen.“

Andreas Knappstein vom gleichnamigen Möbelhaus .
Andreas Knappstein vom gleichnamigen Möbelhaus . © Becker/IHK | Becker/IHK

Ihr Chef, Andreas Knappstein, ergänzt: „Der Black Friday ist eine Idee aus Amerika und eng verknüpft mit dem Thanksgiving. Er ist Anlass, Danke zu sagen und die Vorweihnachtszeit einzuläuten.“ Anfangs habe sich sein Unternehmen mit der US-Idee im Online-Verkauf etwas schwergetan, aber mittlerweile sei der Black Friday fest im Werbekalender verankert. „Schon früh überlegen wir uns, was wir in der Black Week über eine ganze Woche als Sonderofferte anbieten können.“ Das könne auch in Meschede schon mal anders sein als in Schmallenberg. Vor allem bei Angeboten direkt aus dem Möbelhaus, also Möbel, Heimtextilien oder Teppiche, die noch vor Weihnachten geliefert werden könnten.

Volker Stratmann mit seinen Mitarbeiterinnen Melanie Klinger und Martina Gies. 
Volker Stratmann mit seinen Mitarbeiterinnen Melanie Klinger und Martina Gies.  © WP | Ute Tolksdorf

Schuhhaus Stratmann

Volker Stratmann vom gleichnamigen Schuhhaus hält nicht viel von dieser Rabattschlacht so kurz vor dem Weihnachtsgeschäft. Statt Schwarz dekoriert er sein Schaufenster mit weißen Schneeflocken. „Mir gefällt der Hype nicht, der um dieses Event betrieben wird.“ Auch der Einzelhandel müsse mit Preisen kalkulieren. „Prozente gerade in dieser Zeit so kurz vor Weihnachten halte ich für unfair den Kunden gegenüber, die gerade erst etwas Winterliches gekauft haben.“ Außerdem habe die Modebranche mit einem weiteren Problem zu kämpfen: Die Saison verschiebe sich immer weiter nach hinten. „Bisher brauchte in diesem Winter kaum jemand warme Schuhe, Pullover oder Mäntel. Wenn ich das jetzt alles schon reduzieren würde, kann ich in Zukunft gleich ganz darauf verzichten - ohne große Verluste.“

Daniela Langer ist Innenstadtbeauftragte der Werbegemeinschaft Meschede.
Daniela Langer ist Innenstadtbeauftragte der Werbegemeinschaft Meschede. © WP | Laura Nowicki

DL Moden

Das sieht Daniela Langer von DL-Moden am Ruhrplatz direkt gegenüber ähnlich. Die Beauftragte der Werbegemeinschaft für die Innenstadt ist froh, dass ihre Kundschaft auch gar nicht danach fragt. Sie gebe ganzjährig Rabatte für Stammkunden. „Aber auch ich fände es unfair, meinen Käufern gegenüber, jetzt schon zu reduzieren.“ Gerade erst habe sie wieder neue Ware bekommen. „Die kann ich doch nicht direkt verschenken!“ Außerdem gebe es unter dem Label „Black Friday“ auch manche Mogelei - gerade im Internet. „Gerade bei Elektro-Geräten. Wenn man da mal genauer hinsieht, erhält man mit dem Rabatt erst den Originalpreis, den die Ware zwei Wochen vorher auch schon gekostet hat.“

Petra Golly von der Verbraucherzentrale in Arnsberg.
Petra Golly von der Verbraucherzentrale in Arnsberg. © VZNRW | Verbraucherzentrale NRW

Das sagt die Verbraucherberatung

Wachsam sein - gerade im Internet - das rät auch Petra Golly von der Verbraucherberatung Arnsberg. „Von Schnäppchen-Angeboten an Aktions-Tagen sollten sich Kunden grundsätzlich nicht unter Druck setzen lassen“ betont sie. Oft änderten Händler ihre Angebote und Preise mehrmals am Tag. Preisvergleiche in Suchmaschinen lohnten häufig mehr als das schnelle Sonderangebot. Und konkret warnt sie vor Käufen beim Händler Amazon: „Kaufen Sie nur über sichere Bezahlmöglichkeiten!“

Schnäppchenjäger sollten im Übrigen auch den örtlichen Handel mit in den Vergleich nehmen. Auch dieser biete während der Rabattaktionen oft gute Angebote und liefere zudem vielfach zusätzlich kompetente Beratung und Service. „Zu beachten ist hier aber, dass man kein gesetzliches Widerrufsrecht hat und ein Vertrag in der Regel nicht einfach rückgängig gemacht werden kann. Sollte man sich ein Umtausch- oder Rückgaberecht vorbehalten wollen, empfiehlt es sich, das vertraglich beim Kauf mitzuvereinbaren.“

Petra Streich gehört dem Vorstand der Werbegemeinschaft an.
Petra Streich gehört dem Vorstand der Werbegemeinschaft an. © WP Meschede | Ute Tolkdorf

Paul und Pauline

Auch Petra Streich vom Damen- und Kindermodegeschäft Paul und Pauline engagiert sich seit Jahren im Vorstand der Werbegemeinschaft. Und auch sie nimmt nicht am Black-Friday-Hype teil. „Für mich ist das immer noch vor allem Internet-getrieben“, sagt sie. „Ich weiß nicht, ob wir stationären Einzelhändler es auf Dauer durchhalten können, uns dagegen zu wehren.“ Bei den Filialisten sehe man ja schon, in welche Richtung es gehe. Doch gerade für Modeartikel sei es komplett unwirtschaftlich, schon Mitte November die Winterware zu reduzieren. „Manchmal wünsche ich mir den klassischen Winterschlussverkauf im Januar zurück.“