Meschede. Magen-Darm-Welle: An Mescheder Schule sind fast alle Kinder an Brechdurchfall erkrankt. So reagieren Schulamt und HSK-Gesundheitsamt.

An einer Mescheder Grundschule fehlen drei Viertel der Kinder, weil sie vor allem an Noroviren erkrankt sind. Die Schule greift in Absprache mit dem Schulamt und dem Gesundheitsamt zur Notlösung und schickt die Kinder in den Distanzunterricht.

Schulleitung ratlos

Passiert ist das jetzt an der St.-Johannes-Grundschule Eversberg, wie Schulrätin Martina Nolte bestätigt. „Die Schulleiterin Christina Plett und ich waren angesichts der vielen Krankheitsfälle ziemlich ratlos“, berichtet sie. In einer Klasse hätten nur noch vier Kinder am Unterricht teilgenommen. „Wir haben uns dann in Absprache mit Dr. Klaus Schmidt vom Kreisgesundheitsamt dazu entschlossen, die Kinder nach Hause zu schicken, um die Infektionskette zu unterbrechen.“

Die St.-Johannes-Grundschule in Eversberg leidet unter einer Infektionswelle.
Die St.-Johannes-Grundschule in Eversberg leidet unter einer Infektionswelle. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

33 Fälle dokumentiert

Der Leiter des Kreisgesundheitsamtes bestätigt den Fall. 33 Noroviren-Erkrankungen seien in Eversberg offiziell dokumentiert. Die Betroffenen leiden unter heftigem Erbrechen und Durchfall. Zusätzlich können Bauch-, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Mattigkeit und Fieber auftreten. „Noroviren sind meldepflichtig, wenn sie in Gemeinschaftseinrichtungen auftreten und extrem ansteckend“, erklärt Schmidt. Selbst das Einatmen der Viren könne schon zu einer Erkrankung führen. „In Seniorenheimen werden die Patienten isoliert“, erklärt Schmidt. Das sei natürlich im häuslichen Umfeld nicht möglich und auch nicht nötig. Was helfe, sei eine sorgfältige Handhygiene. „Und es ist wichtig, dass Kinder erst zwei Tage nach dem letzten Brechdurchfall wieder in die Schule geschickt werden.“ Erst dann seien sie nicht mehr infektiös.

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Infusion nur im Einzelfall

Während der Erkrankung sei es wichtig, dass die kleinen Patienten möglichst viel von dem, was sie trinken, auch bei sich behalten. Nur in Einzelfällen sei es aber wichtig, dass sie eine Infusion erhielten. „Im Alter von sechs bis zehn Jahren ist Brechdurchfall nicht mehr so gefährlich wie im Kleinkindalter“, beruhigt der Mediziner.

Lokaler „Hotspot“

Noroviren träten in der Herbst- und Wintersaison vermehrt auf. Der Fall in Eversberg und Wehrstapel sei zwar heftig, aber bisher noch ein Einzelfall. Weitere ähnliche Infektionen seien ihm nicht bekannt. „Zum 1. Oktober hatten wir im ganzen HSK 23 meldepflichtige Vorkommnisse, beispielsweise in Heimen oder Kitas.“ Das sei noch überschaubar. „Wir hatten schon Jahre, in denen die Zahl deutlich über dreistellig angewachsen war.“ Im konkreten Fall sehe er das aber nicht. Das sei eher ein lokaler „Hotspot“ gewesen.

Dr. Klaus Schmidt ist Leiter des Kreisgesundheitsamtes in Meschede.
Dr. Klaus Schmidt ist Leiter des Kreisgesundheitsamtes in Meschede. © WP | Ute Tolksdorf

Schule reagiert

Auf der Seite des „Hotspots“ versuchen Christina Plett und Martina Nolte den Schaden in der Schule zu minimieren. Ein Erregersteckbrief, Noro- und Rotaviren, informierte über die wichtigsten Verhaltensweisen. „Wir haben kurzzeitig auch über Salmonellen nachgedacht“, berichtet die Schulrätin, weil so viele Kinder erkrankt waren. Das habe man dann aber schnell ausschließen können, weil eine Lehrerin, die auch erkrankt war, nachweislich nichts in der Schule gegessen hatte. Auch Corona grassiere an den Schulen. Aber dies sei ja mittlerweile wie eine normale Grippe zu behandeln.

Notbetreuung angeboten

Natürlich habe die Schule trotzdem eine Notbetreuung für gesunde Kinder angeboten. „Das ist mir sehr wichtig“, betont Martina Nolte. Für berufstätige Eltern sei es ja eine ziemliche „Katastrophe“, wenn von einem Tag auf den anderen die Schule ausfällt. Die Schulrätin kennt das Problem der kranken Kinder und deren Eltern auch aus der Sicht der Arbeitgeberin. „Ich bin die Letzte, die sagt, dass jemand trotzdem zur Arbeit kommen soll, wenn das Kind fiebert, aber ich wünsche mir, dass nach ein oder zwei Tagen die Betreuung eines normal erkrankten Kindes geregelt ist. Und ich wünsche mir, dass beide Elternteile dabei gleichermaßen in die Pflicht genommen werden.“ Regelmäßige Krankschreibungen seien da kaum einem Arbeitgeber zuzumuten.

Das Luftbild zeigt die Grundschule Wehrstapel. Auch dieser Standort war betroffen.
Das Luftbild zeigt die Grundschule Wehrstapel. Auch dieser Standort war betroffen. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Das sagen die Krankenkassen

Hinsichtlich der zulässigen Höchstdauer einer solchen betreuungsbedingten Freistellung wird in der Praxis ein Zeitraum von drei Arbeitstagen bis zu zwei Wochen angenommen, schreibt die Techniker Krankekasse. Die genaue Bestimmung der Zeitdauer sei stark einzelfallbezogen und mit gewissen Rechtsunsicherheiten behaftet. Unter anderem werde dabei auch die Dauer der Betriebszugehörigkeit berücksichtigt, „teilweise wird eine Orientierung an der Kurzzeitpflege nach dem Pflegezeitgesetz von bis zu zehn Tagen pro Elternteil angenommen“.

Für berufstätige Eltern sei es ja eine ziemliche Katastrophe, wenn von einem Tag auf den anderen die Schule ausfällt.
Martina Nolte, Schulrätin

Aufgaben im Distanzunterricht

Übrigens: Nur weil eine Klasse am Freitag (10.11.) komlett nach Hause geschickt wurde und es in den übrigen den Eltern freigestellt war, um die Infektionskette zu unterbrechen, fiel in Eversberg trotzdem nicht der Unterricht aus. Gesunde Kinder erhielten Aufgaben über die Lern-App Anton. „Das regelt jede Schule auf ihre Weise“, sagt Nolte. Seit Corona seien ja glücklicherweise die Formen des Distanzunterrichts flächendeckend aufgebaut. „Das sollte keine Schwierigkeiten mehr darstellen. Ich bin sicher, das bekommen die Schulen hin.“