Wenholthausen. Immer, wenn es regnet, kommen auf Monikas Ferienhof in Wenholthausen Erinnerungen hoch. Nach dem Sommer 2021 ist Angst vor Hochwasser groß.

Wenn abends der Regen aufs Dachfenster des Schlafzimmers prasselt, ist an Entspannung nicht mehr zu denken. Zu präsent sind für Astrid Lübke von Monikas Ferienhof in Wenholthausen noch die Folgen des Starkregens am 14. Juli des Jahres 2021. Um ein Haar hätte er sie die Existenz gekostet.

Machtlos hatte sie mit ihrer Familie mit ansehen müssen, wie das Wasser das Erdgeschoss ihres beliebten Feriendomizils im Wenneweg flutete. Zentimeter für Zentimeter. Seitdem ist die Angst vor einem erneuten Hochwasser groß. Sie wolle nicht sagen, dass sie ein Trauma habe, sagt Astrid Lübke. Das klinge immer sofort so gewaltig. Wenn aber nicht traumatisch, dann seien die Erlebnisse vom 14. Juli 2021 für sie und ihre Familie mindestens prägend gewesen.

„Dann geht einem alles wieder durch den Kopf“

„Wenn es heute zu regnen beginnt, geht einem alles wieder durch den Kopf“, sagt Astrid Lübke. Aus drei Richtungen und aus den Abflüssen war das Wasser an jenem Tag durchs Haus und vorn wieder heraus geschossen. Freunde, Verwandte, Bekannte, Gäste und Mitarbeiter des Ferienhofs hatten gemeinsam alles versucht, um die Fluten zu stoppen - mit Sandsäcken, Handtüchern, OSB-Platten und Schneeschiebern. Erfolglos!

Astrid Lübke an der Mauer hinter der eine Treppe zur teuren Pooltechnik führt. Nach dem Hochwasser haben die Lübkes die Mauer erhöht. Heute ist sie 20 Zentimeter höher als damals das Wasser am der Wand stand.
Astrid Lübke an der Mauer hinter der eine Treppe zur teuren Pooltechnik führt. Nach dem Hochwasser haben die Lübkes die Mauer erhöht. Heute ist sie 20 Zentimeter höher als damals das Wasser am der Wand stand. © Frank Selter

Seitdem erwischt sich Astrid Lübke immer wieder dabei, wie sie vom Frühstücksraum des Ferienhofs einen kritischen Blick in Richtung Wenne wirft, wenn es mal wieder über Stunden geregnet hat. Wenn alles gut ist, kann man den Bach von hier aus gar nicht erkennen. Wehe aber, das Wasser der Wenne lässt sich auf diese Entfernung erblicken. Dann könnte es erneut kritisch werden für den Hof. Einmal sei das seit dem Hochwasser 2021 der Fall gewesen. Nur einmal! Glücklicherweise! Aber das hat schon gereicht!

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Denn genau so hatte das Drama damals auch seinen Lauf genommen. „Wenn sich das Wasser auf den Wiesen zwischen Bachbett und Gebäude nicht langsam wieder zurückzieht, geht das nicht gut aus“, hatte Astrid Lübke seinerzeit gedacht. Und damals ging es eben nicht gut aus. Seitdem sieht sie die idyllisch plätschernde Wenne, die für die spielenden Ferienkinder eigentlich ein Segen ist, mit anderen Augen.

Mehrere tausend Euro für Spundwände

Aus Angst vor einem erneuten Hochwasser haben die Lübkes natürlich gehandelt und investiert. Für mehrere tausend Euro gab die Familie Spundwände in Auftrag. Bereits vor langer Zeit. Eigentlich sollten sie längst da sein. Geliefert worden sind sie leider immer noch nicht. Die Spezialfirma kommt mit den Aufträgen nicht hinterher.

Eine Tafel erinnert an den schlimmen Sommer 2021. Zeigt, wie hoch das Wasser damals stand.
Eine Tafel erinnert an den schlimmen Sommer 2021. Zeigt, wie hoch das Wasser damals stand. © Frank Selter

Denn seit der Flutkatastrophe im Sommer 2021 sind die Lübkes mit ihrer Angst alles andere als allein. Angefertigt werden die bestellten Spundwände exakt auf die Bedürfnisse des Wenholthauser Ferienhofs. Sie sollen die komplette untere Etage absichern. Jede Tür und jedes Fenster wird seine Wand bekommen. Passen muss am Ende alles millimetergenau. „Sonst sucht sich das Waser durch jeden noch so kleinen Spalt erneut seinen Weg“, weiß Astrid Lübke.

20 Zentimeter mit beruhigender Wirkung

An der Mauer an der Treppe, die zur Pooltechnik im Keller führt, haben die Lübkes bereits selbst Hand angelegt. Statt 20 Zentimeter ist die Mauer nun 80 Zentimeter hoch. „Und damit 20 Zentimeter höher als das Wasser damals an der Wand stand“, sagt Astrid Lübke. Das werde wohl reichen. 20 Zentimeter mit beruhigender Wirkung.

Sie ändern allerdings auch nichts an Astrid Lübkes Gefühlen, wenn mal wieder ein Unwetter angekündigt wird. Seit Juli 2021 sehe man solche Nachrichten - ebenso wie die Wenne - mit anderen Augen. Astrid Lübke hat seitdem zwei Wetter-Apps auf dem Handy. Ihr Mann Thorsten sogar drei. Sicher ist sicher!

Ein zermürbende Zeit

Rund eine halbe Million Euro waren erforderlich, damit es nach dem Hochwasser auf Monikas Ferienhof weitergehen konnte. „Als ich die Zahlen damals gesehen habe, ist mir echt übel geworden“, sagt Astrid Lübke. Zwei Gutachter der Versicherung waren nach der Flut auf dem Hof - ein Elementar-Gutachter und ein Inventar-Gutachter. „Die Angst, dass sich die Versicherung querstellen würde, war groß“, erinnert sich Astrid Lübke. Denn bei der LVM war der Ferienhof zu diesem Zeitpunkt gerade einmal sechs Wochen versichert - am 1. Juni hatten die Lübkes den Versicherer gewechselt. Doch die LVM zahlte anstandslos. „Sonst wäre der Ferienhof heute vermutlich Geschichte“, sagt Lübke und spricht von einer zermürbenden Zeit, bis man endlich Gewissheit gehabt habe.

Rotz und Wasser geheult

Zentimeter für Zentimeter flutete die braune Brühe damals das Erdgeschoss des Ferienhofs.
Zentimeter für Zentimeter flutete die braune Brühe damals das Erdgeschoss des Ferienhofs. © Privat

Inzwischen ist wieder der normale Alltag eingekehrt. Acht Monate nach der Flut hatte Monikas Ferienhof - der übrigens nach Astrid Lübkes Schwiegermutter benannt ist - wiedereröffnet. An einer Wand im sanierten Flur erinnert ein Luftbild an den Tag der Flut. Es zeigt den Hof, wie er mitten im Wasser steht. „Einige unserer Gäste haben schon davor gestanden und Rotz und Wasser geheult“, sagt Astrid Lübke. Diese Zeiten seien für sie glücklicherweise vorbei. Aber die Angst, die sei geblieben!