Wenholthausen. Nach sieben Monaten Schufterei auf Monikas Ferienhof in Wenholthausen geht es endlich weiter. Die Lübkes haben den Neuanfang genutzt.

Sieben Monate haben die Lübkes in Wenholthausen mit zahlreichen Helfern geschuftet und geackert - teilweise rund um die Uhr, von morgens neun bis abends neun. Jetzt sind sie fast am Ziel. Am 22. Februar wird ihr beliebter Ferienhof nach dem Hochwasser zum ersten Mal wieder geöffnet sein. An den tragischen 14. Juli 2021 erinnert dann nur noch eine große Tafel auf dem Flur, mit Bildern die zeigen, wie das gesamte Anwesen unter Wasser steht, ergänzt um den Spruch „Das Leben fragt dich nicht, ob du stark sein willst. Das Leben zwingt dich dazu, stark zu sein“.

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Die Lübkes waren stark. Sehr stark! „Aber so langsam haben wir wirklich keine Lust mehr“, sagt Monika Lübke und lacht. Sie sei froh, dass endlich bald wieder der ganz normale Alltag einkehre. Und dem Rest der Familie geht es nicht anders. Sieben Monate lang haben Lübkes ihre ganze Kraft in den Wiederaufbau von „Monikas Ferienhof“ gesteckt. „Jetzt freue ich mich darauf, endlich mal wieder Spielgeräte aus dem Weg zu räumen, wenn ich mit dem Trecker auf den Hof will“, sagt Thorsten Lübke. Und darauf, abends endlich mal wieder das Knallen von Türen zu hören. Auf Trubel im Haus. Auf die Gesichter glücklicher Kinder und zufriedener Eltern.

Komplett ausgebucht

Thorsten Lübke sorgt für den letzten Feinschliff am neuen Whirlpool.
Thorsten Lübke sorgt für den letzten Feinschliff am neuen Whirlpool. © Frank Selter

Bis es soweit ist, gibt es zwar noch eine ganze Menge zu tun. Angesichts dessen, was hinter den Lübkes liegt, darf man das, was nun noch fehlt, aber wohl als Kleinigkeiten einstufen. Aktuell arbeitet Thorsten Lübke am letzten Feinschliff für den neuen Whirlpool. Der Raum, der zuletzt als provisorisches Esszimmer, Büro und Wohnzimmer herhalten musste, gleicht noch einem Stuhllager. Oberschränke müssen noch an die Wand. Der Pool muss noch fertig gemacht, das lange Büfett für den Frühstücksraum noch geliefert werden. Aber alles ist in Planung. Alles in Arbeit. Bis zur großen Neueröffnung in wenigen Tagen wird all das fertig sein.

Über die Karnevalstage ist Monikas Ferienhof komplett ausgebucht. Das gleiche gilt für die Osterferien. Und die Buchungszahlen für die Sommerferien können sich ebenfalls schon sehen lassen. Bereits jetzt hat die Hälfte der Gäste, die am 14. Juli das Hochwasser miterleben mussten, einen erneuten Aufenthalt gebucht. Monika und Astrid Lübke gehen davon, dass es noch mehr werden. Alles andere würde sie wundern. Sicher ist auch: Die Hochwasser-Gäste werden große Augen machen, wenn sie zum ersten Mal wieder auf „Monikas Ferienhof“ kommen.

Neuanfang genutzt

Alles ist neu. Alles ist schick. Vieles ist anders. Denn Lübkes haben den Neuanfang auch genutzt, um ihren Gästen den Aufenthalt noch angenehmer zu gestalten als ohnehin schon. So können etwa Massagen bei der Reservierung nun direkt mitgebucht werden. Der Kindergarten des Hauses wartet mit nigelnagelneuen Spielgeräten auf und neben dem neuen Whirlpool gibt es auch eine neue Dampfsauna.

Astrid Lübke in ihrem provisorischen Büro. Über Karneval und Ostern ist der Ferienhof bereits komplett ausgebucht.
Astrid Lübke in ihrem provisorischen Büro. Über Karneval und Ostern ist der Ferienhof bereits komplett ausgebucht. © Frank Selter

Die Lübkes klagen nicht, wenn sie auf die vergangenen sieben Monate zurückblicken. Ganz im Gegenteil. Sie freuen sich vielmehr darüber, dass nach dem Hochwasser alles reibungslos geklappt hat, dass die Versicherung keinen Scherereien gemacht hat, dass auf alle Handwerker stets Verlass war und darüber, dass immer Helfer zur Stelle waren, wenn sie gebraucht wurden - und zwar nicht nur an den ersten Tagen und Wochen nach der Flut, sondern bis zuletzt in den gesamten zurückliegenden sieben Monaten.

Stille beim Anblick der überfluteten Hofes

„Das alles war wirklich spitzenmäßig und dafür sind wir unendlich dankbar“, sagt Astrid Lübke. Ebenso wie für all die Spenden, die die Familie aus allen Richtungen erreicht haben. Gern erinnert sich Astrid Lübke auch noch an eine Tagung der Familotel-Gruppe zurück, zu der ihr Ferienhof gehört. Bei der einwöchigen Zusammenkunft am Chiemsee war das Hochwasser-Schicksal der Lübkes ein eigener Tagesordnungspunkt. Mucksmäuschenstill sei es gewesen als die Bilder an die Wand geworfen wurden, sagt Astrid Lübke.

Ben testet die nigelnagelneuen Spielgeräte, die nach dem Hochwasser angeschafft worden sind.
Ben testet die nigelnagelneuen Spielgeräte, die nach dem Hochwasser angeschafft worden sind. © Frank Selter

Innerhalb der Gruppe hatte sich das Schicksal von „Monikas Ferienhof“ bereits frühzeitig herumgesprochen. Und das nicht nur innerhalb Deutschlands. Betriebe aus Ungarn, der Schweiz, Italien, Österreich und den Niederlanden - alle hatten sie sich nach dem Hochwasser bei den Wenholthausern gemeldet, um ihnen Mut zuzusprechen und um ihre Hilfe anzubieten. Man sei wie eine große Familie, sagen die Lübkes. Und in einer Familie hält man eben zusammen - in guten wie in schlechten Zeiten.

Und für die nächsten schlechten Zeiten - das nächste Hochwasser - haben die Lübkes bereits Vorsorge getroffen: Wenn die Wenne hinterm Haus das nächste Mal bedrohlich über die Ufer tritt, werden sie mit Spundwänden zumindest den Schwimmbadbereich schützen können. Denn allein dort hatte das Hochwasser einen Schaden von 250.000 Euro an der teuren Technik angerichtet.

Sicher ist sicher

„Der ganze Hof wird sich nicht schützen lassen“, weiß Thorsten Lübke. Auch deshalb nicht, weil das Wasser am 14. Juli nicht nur von außen ins Haus gedrungen war, sondern auch von unten. Aber mit den Spundwänden im Schwimmbadbereich habe man dann zumindest ein deutlich geringeres Schadensausmaß. 35 Zentimeter hoch hatte das Wasser am 14. Juli im Haus gestanden. Die bestellten Spundwände haben eine Höhe von 60 Zentimetern. „Sicher ist sicher“, sagen die Lübkes. In erster Linie haben sie aber die Hoffnung, dass dieses moderne Stecksystem niemals zum Einsatz kommen muss.

  • Im Zuge der Renovierung haben die Lübkes eine große Ahnentafel mit Fotos erstellt, die nun den Flur ziert.
  • Ein Blick darauf macht deutlich: Das Hochwasser am 14. Juli 2021 war nicht die erste Katastrophe, die die Familie Lübke zu verkraften hatte: Im Jahre 1951 vernichtete ein Großbrand weite Teile Hofes.
  • Und im Jahr 1952, dem Jahr, als zum allerersten Mal Sommerfrischler auf dem Hof in Wenholthausen weilten, hatte es schon einmal ein Hochwasser gegeben.