Eslohe. Angst vor Hochwasser müsse man sicherlich nicht haben, Respekt aber schon, sagt Eslohes Feuerwehrchef Christof Hoffmann. Er kann beruhigen.
Gemeindebrandinspektor Christof Hoffmann ist Chef der Feuerwehr in der Gemeinde Eslohe. Nach dem Hochwasser im Sommer 2021 kann er die Angst der damals Betroffenen vor einer Wiederholung nachvollziehen. Er kann allerdings auch beruhigen. Wir haben mit ihm über das Thema „Angst vor Hochwasser“ gesprochen.
Herr Hoffmann, ist die Angst vor Hochwasser begründet.
Christof Hoffmann: Das ist so eine Sache. Ich denke, richtige Angst vor Hochwasser muss man sicherlich nicht haben - einen gewissen Respekt aber durchaus. In aller Regel geht es bei einem Hochwasser in erster Linie ja um materielle Schäden und glücklicherweise seltener um Leben und Tod. Das Hochwasser, wie wir es im Sommer 2021 bei uns in der Gemeinde hatten, war in dieser Dimension eine Ausnahme. Ich bin seit fast 40 Jahren in der Feuerwehr und habe so etwas noch nie erlebt. Ich gehe davon aus und hoffe, dass wir so etwas in dieser Form so schnell auch nicht wieder erleben werden. Sicher sein, kann man sich da allerdings leider nie.
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Wie kann ich mich denn am Besten vor Hochwasser schützen?
Die Anschaffung von Spundwänden - wie im Fall von Monikas Ferienhof - ist auf jeden Fall eine gute und richtige Entscheidung. Wer in der Nähe von Gewässern wohnt, könnte auch darüber nachdenken, sich mit Sandsäcken abzusichern. Grundsätzlich ist auch der Einbau einer Rückstauklappe sinnvoll. Denn bei Hochwasser besteht nicht nur die Gefahr, dass das Wasser durch Fenster und Türen eindringt, sondern sich auch von unten ins Gebäude drückt. Im Rheinland haben viele Anwohner, die immer wieder von Hochwasser betroffen sind, inzwischen ihre Kellerräume gefliest und gekachelt. Wenn das Wasser zurückgegangen ist, ist es danach oftmals mit Saubermachen getan und der Schaden entsprechend gering. Das setzt natürlich voraus, dass ich keine wertvollen Sache im Keller lagere.
„Vorher ist das alles vergebene Liebesmüh“
Der Schutz vor Hochwasser ist die eine Sache. Aber wann ist denn der Punkt gekommen, bei Hochwasser die Feuerwehr zu rufen?
Meistens melden sich die Menschen, wenn das Wasser rund einen halben Meter im Keller steht. Oftmals ist es aber so, dass wir auch als Feuerwehr machtlos sind, wenn das Wasser weiter steigt. Das Auspumpen macht erst dann Sinn, wenn kein Wasser mehr nachkommt. Vorher ist das alles vergebene Liebesmüh. Was aber natürlich niemanden davon abhalten soll, in einem solchen Fall die Feuerwehr zu rufen. Die Erfahrung hat aber auch gezeigt, dass es bei Hochwasser meistens viele Einsatzstellen gleichzeitig gibt. Weil wir als Feuerwehr aber eben nicht überall gleichzeitig sein können, gilt es, die Einsätze dann nach und nach abzuarbeiten. Wichtig ist, dass Betroffene bei Hochwasser bzw. extremem Starkregen die Kellerräume meiden. Jeglicher Aufenthalt dort kann lebensgefährlich sein, wenn sich Türen oder Tore aufgrund des hohen Wasserdrucks nicht mehr mit körperlicher Kraft öffnen lassen und man selbst durch die starke Strömung mitgerissen werden kann.
Ab wann muss man sich mit dem Blick aufs Wetter denn überhaupt Sorgen machen?
Vorab: Ich kann die Angst der Familie Lübke nach den Erlebnissen im Sommer 2021 absolut nachvollziehen. So etwas möchte niemand ein zweites Mal erleben. Bei normalem Regen besteht aber sicherlich kein Grund zur Sorge. Und auch bei längerem Regen, heißt es nicht, dass die Situation kritisch werden muss. Man muss sich immer vor Augen führen, dass es beim Hochwasser 2021 mehr als 24 Stunden am Stück geregnet hat - und das mit bis zu 200 Litern auf den Quadratmeter. Das kommt glücklicherweise nur selten vor. Trotzdem haben viele Kommunen - darunter auch Eslohe - reagiert und investieren in den Hochwasserschutz. Dazu zählen unter anderem diverse Renaturierungsmaßnahmen, um den Gewässern mehr Platz zu geben. Man muss aber ganz klar sagen, dass das nur ein kleiner Beitrag ist. Verhindern wird das ein Hochwasser im Zweifelsfall nicht. Aber es kann natürlich zur Entspannung der Lage beitragen.
- Wer Angst vor Hochwasser hat, ist gut beraten, entsprechende Vorsorge zu treffen und sich auf den Ernstfall vorzubereiten. Zu den Tipps der Feuerwehren und des Katastrophenschutzes zählen unter anderem die folgenden Maßnahmen:
- Besorgen Sie sich Sandsäcke, Schalbretter, wasserfeste Sperrholzplatten und Silikon.
- Stellen Sie sicher, dass gefährliche Stoffe oder Chemikalien nicht vom Wasser erreicht werden können.
- Bringen Sie Möbel oder teure elektrische Geräte wie Computer in die oberen Räume.
- Sichern Sie den Heizöltank gegen den Auftrieb durch das Wasser, indem Sie ihn zum Beispiel an der Wand verankern oder mit Ballast beschweren.
- Schalten Sie elektrische Geräte und Heizungen in Räumen, die volllaufen können, ab. Denken Sie an die Stromschlaggefahr. Schalten Sie den Strom gegebenenfalls über die Sicherung komplett aus.
- Und ganz wichtig: Bleiben Sie ruhig und besonnen!