Reiste. Nach heftigen Tumulten beim Reister Markt 2022 sind vor Gericht nun Opfer und Polizei zu Wort gekommen. Es sei „unfassbar“ gewesen.

Die juristische Aufarbeitung der Tumulte beim Reister Markt 2022 nimmt kein Ende. Erneut hat sich jetzt das Amtsgericht Meschede mit den heftigen Geschehnissen befasst, die sich am 28. August 2022 zu vorgerückter Stunde auf dem Kirmesgelände abgespielt hatten. Dabei soll ein 39-jähriger Mescheder zunächst einem 17-Jährigen völlig unvermittelt eine Kopfnuss verpasst und sich später mit Händen und Füßen gegen die Maßnahmen der Polizei gewehrt haben.

Für den 39-Jährigen war es bereits der zweite Termin auf der Anklagebank: Beim ersten im August hatte er zwar ein Geständnis angekündigt. Das war allerdings so dürftig ausgefallen, dass ein in Aussicht gestellter Deal am Ende platzte. Nun sollten beim zweiten Termin, der ursprünglich gar nicht geplant war, weitere Zeugen Licht ins Dunkel jener Nacht bringen. Um es vorweg zu nehmen: Es ist in Teilen gelungen. Ein Urteil hat es allerdings immer noch nicht gegeben. An einem kurzfristig anberaumten dritten Prozesstag wird nun ein weiterer Zeuge gehört und es wird ein Video präsentiert, das zumindest einen kleinen Teil der Tumulte zeigt.

„Das kam aus dem Nichts“

Einer der Zeugen, die am zweiten Prozesstag gehört wurden, war unter anderem jener junge Mann, der um 1.45 Uhr in der Nacht zum Opfer des Angeklagten geworden sein soll. Dabei handelt es sich um einen 17-jährigen Wenholthauser, der nach eigenen Angaben gerade auf dem Heimweg war, als es zu dem Vorfall kam. Er sei unvermittelt gegen einen Wohnwagen gedrückt worden und habe eine Kopfnuss verpasst bekommen. „Das kam aus dem Nichts“, so der 17 Jährige.

Ob es der Angeklagte war, der auf ihn losging, konnte der Wenholthauser vor Gericht allerdings nicht bestätigen. Dafür sei es zu dunkel gewesen, es sei zu schnell gegangen und außerdem habe er durch die Wucht der Kopfnuss kurzzeitig nicht gewusst, wo oben und unten war. Einer seiner Kumpels, der ebenfalls als Zeuge geladen war, ist sich hingegen „recht sicher“, dass es sich bei dem Angeklagten um den Täter handelt.

Unkooperativ und aggressiv

Die Kopfnuss ist aber keineswegs der einzige Vorfall, der den 39-Jährigen auf die Anklagebank gebracht hat. Nur rund 15 Minuten später hatte die Gruppe um das Wenholthauser Opfer den Mann am Autoscooter wiedererkannt und die Polizei auf ihn aufmerksam gemacht. Was sich auf dem Kirmesplatz abspielte, als die Beamten den Mann zur Rede stellen und seine Personalien feststellen wollten, beschrieb einer der Polizisten vor Gericht als „unfassbar“.

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Der Angeklagte sei von vornherein unkooperativ und aggressiv gewesen. Nach und nach schaukelte sich die Situation offenbar immer weiter hoch. Immer wieder mischten sich Umstehende mit ein. Und dann sei ein Tumult entstanden, den man sich nicht vorstellen könne, wenn man nicht selbst dabei gewesen sei, so der 33-jährige Beamte, der an jenem Abend gemeinsam mit einem Kollegen als Präsenzstreife auf dem Reister Markt eingesetzt war.

„Das hat sich explosionsartig entwickelt“

Wie berichtet, hatte die Polizei aufgrund der Eskalation Verstärkung nachfordern müssen, um der Situation Herr zu werden. „Das hat sich explosionsartig entwickelt“, schilderte ein weiterer Beamter vor Gericht. Nur mit Hilfe des eingesetzten Sicherheitsdienstes sei es am Ende gelungen, den aufgebrachten Mann zu Boden zu bringen und ihn dort zu fixieren. Gezielt mit den Fäusten nach den Beamten geschlagen - wie es ihm zunächst vorgeworfen worden war - hatte der 39-Jährige zwar nicht. Gleichwohl hatte er sich aber heftig gewehrt und seine Kumpels dazu aufgefordert, der Polizei ihre Personalien nicht preiszugeben. Immer wieder waren die Einsatzkräfte zudem bei ihrer Arbeit von Umstehen geschubst worden, schilderten sie sie.

„Wir waren froh, dass wir da weg waren“

Aus einiger Entfernung hatte auch die Clique des jungen Wenholthausers die Eskalation am Autoscooter beobachtet. „Wir waren froh, dass wir da weg waren“, betonte der 17-Jährige. Es sei heftig gewesen, wie die Gruppe um den Angeklagten auf die Polizei losgegangen sei. Zwischenzeitlich hätten sogar zwei Beamte auf dem Boden gelegen, beschrieb sein Freund die Szenen. Derweil hätten einige der Männer den abgestellten Streifenwagen zum Schaukeln gebracht. Und es sei viel geschrien worden. Was genau, das konnten die Zeugen nicht sagen. „Es war ja nicht auf Deutsch.“

Fortsetzung folgt

Vier bis sechs Monate auf Bewährung hatten Staatsanwaltschaft und Gericht dem einschlägig vorbestraften 39-Jährigen nach einem Rechtsgespräch mit seinem Verteidiger in Aussicht gestellt - vorausgesetzt, er lässt sich geständig ein. Dazu war der Mescheder allerdings nicht bereits, wie er über seinen Anwalt mitteilen ließ. Fortsetzung folgt!