Meschede. Schauspieler Steffen Nitsche ist Gruselkünstler. Er erzählt, was seine Arbeit ausmacht und gibt Tipps für ein schaurig-schönes Halloween.
Eigentlich hat Steffen Nitsche eine angenehme Sprechstimme, warm mit einem melodischen Klang. Wenn er in seine Rolle schlüpft, rutscht sie einige Oktaven tiefer, verliert ihre Freundlichkeit und gewinnt dafür einen britischen Akzent. Steffen Nitsche ist Verwandlungskünstler – und begeistert damit schon seit 2009 als Grusel-Schauspieler jeden Herbst, wenn das Fort Fun Abenteuerland in Bestwig zum Fort Fear Horrorland wird.
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Eigentlich macht er viel mehr: Er ist als Zauberer bekannt, spielt im Fort Fun auch in der Western-Show, zu Weihnachten und ist auch über NRW hinaus immer wieder in verschiedensten Rollen unterwegs. „Aber Halloween ist einfach was Tolles“, sagt Nitsche. „Ich freue mich, dass das auch hier immer mehr zelebriert wird.“
Denn für ihn geht es um viel mehr als ums Erschrecken: „Nach dem Jumpscare - dem Schreckmoment - gibt es diesen Moment, in dem man aufatmet, realisiert und so eine Art Glücksgefühl hat. Das möchte ich erreichen.“ Im Fort Fear ist es das Gleiche: Während es natürlich immer wieder Schreckmomente gebe, gehe es um viel mehr. Jeder Charakter habe seine eigene Geschichte und werde durch den Schauspieler oder die Schauspielerin zum Leben erweckt. Besonders „auf der Straße“, also außerhalb der eigentlichen Gruselattraktionen, sei das Schauspielern und die Interaktion untereinander und mit den Gästen unendlich wichtig.
Gruselschauspieler sein: Viel mehr als nur „Buh!“ rufen
Das klassische „Buh!“ gibt es dabei nicht: Denn jeder Charakter bietet ganz individuelle Möglichkeiten, das Publikum zu erschrecken und zu gruseln – passend zur Rolle. „Natürlich haben wir auch viele Regeln. Das Team wird oft wochenlang geschult“, erzählt Steffen Nitsche. Denn für ein ausgeglichenes Gruselabenteuer müsse man sich an bestimmte Vorschriften halten: Kein Anfassen, zum Beispiel, oder auch, dass man mit Kindern anders umgehe als mit Erwachsenen. „Man muss ein Gefühl dafür bekommen, wem man wie viel zumuten kann, und wen man wie zu packen bekommt.“
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Außerdem sollten sich die Schauspieler trotzdem stets an die Drei-Sekunden-Regel halten: Schnell hin, erschrecken, aus dem Bereich raus in drei Sekunden. „Je nachdem, wie die Erschreckten reagieren, kann man schonmal die Selbstverteidigungsreflexe auslösen – das muss ja nicht sein, dass man dann eine abbekommt.“
Angefangen mit Ballonen
Mittlerweile ist Steffen Nitsche ein wahrer Gruselprofi. Angefangen hat es damals als Ballo-Künstler auf Anfrage des Mescheder Stadtmarketings. Nach und nach füllte sich dann sein Repertoire, mit Kostümen und Rollen und Fähigkeiten. Heute springt er problemlos von Rolle zu Rolle – zumindest in der Stimme ist dann der ursprüngliche Steffen Nitsche nicht mehr zu finden. Und die Kostüme und seine Make-up-Künste tun da ihr übriges. „Manche Kinder blicken da natürlich durch. Da ist es dann auch meine Aufgabe, die Rolle nicht zu entzaubern.“ Er tritt zum Beispiel zwei Mal in der Woche in Willingen auf, in zwei verschiedenen Rollen am gleichen Ort: „Da habe ich irgendwann gesagt, dass die Charaktere Zwillingsbrüder sind – das erklärt den Kindern die Ähnlichkeit.“
Halloween-Tipps vom Grusel-Profi
Und immer noch ist Nitsche großer Fan von Halloween. Deswegen hat er der Redaktion auch einige Tipps für einen erfolgreichen Halloweenabend verraten.
Erstens: „Finger weg vom Schminkstift aus der Drogerie.“ Es gebe andere Möglichkeiten und Alternativen, die deutlich schönere Make-up-Looks kreieren könnten, die es ebenfalls schon günstig zu kaufen gebe. So könne man sich zum Beispiel leicht als Vampir schminken, indem man sich bleiches Make-up auftrage, und die Konturen an Wangen, Schläfen, Nase und Augen mit dunklem Lidschatten hervorhebe. „Dann vielleicht noch ein bisschen Kunstblut ans Kinn, und fertig ist der Vampir.“
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Zweitens: „Tragt euer Kostüm mit Verantwortung.“ Jedes Kostüm will ausgeführt werden, und ein bisschen Grusel gehört zu Halloween dazu. „Aber das richtige Erschrecken, überlasst den Profis“, appelliert Nitsche – denn gerade bei Fremden könnten Laien nicht einschätzen, was man ihnen zumuten könne.
Drittens: „Macht euch einen schönen Abend und genießt Halloween.“ Wer rausgehen möchte, sollte sich eine Halloweenparty suchen, um dort mit Gleichgesinnten zu feiern. Doch auch zu Hause kann man es sich zu Halloween schön machen: „Im Internet gibt es tolle Rezepte für gruseliges Essen, dazu einen Film – das würde ich genauso machen, wenn ich nicht arbeiten müsste.“
Außerdem hat er einen Wunsch: „Halloween kommt immer mehr, und immer mehr Kinder gehen rum und sammeln Süßes und Saures. Wer was für die Kinder bereitgestellt hat, sollte am besten sein Haus etwas dekorieren und damit darauf aufmerksam machen, dass es bei ihm oder ihr etwas zu sammeln gibt.“