Meschede/Bestwig/Eslohe/Schmallenberg. Die Kommunen im HSK sind nach dem Hackerangriff auf ihre IT weiter nur eingeschränkt arbeitsfähig. Sie bitten um Geduld und nennen Termine.

Die Stadt- und Gemeindeverwaltungen von Meschede, Eslohe, Bestwig und Schmallenberg sowie der Hochsauerlandkreis sind noch immer betroffen von den Folgen eines Hackerangriffs auf ihren zentralen IT-Dienstleister. Auch die Kommunen Meschede und Bestwig geben jetzt (3.11.) eine erste Prognose, wie lange das noch andauern kann.

Situation in Meschede und Bestwig

Man gehe davon aus, dass durch den Cyber-Angriff auf den zentralen Dienstleister Südwestfalen-IT (SIT) auch in der kommenden Woche vom 6. bis zum 12. November zahlreiche IT-Anwendungen nicht zur Verfügung stehen werden. Daher bleibe das Dienstleistungsspektrum der Stadt- und Gemeindeverwaltungen stark eingeschränkt.

Beim Hochsauerlandkreis sind aktuell keine kfz-Zulassungen möglich.
Beim Hochsauerlandkreis sind aktuell keine kfz-Zulassungen möglich. © Jürgen Kortmann

„Für persönliche Besuche sind die Rathäuser zu den gewohnten Zeiten geöffnet, auch telefonisch sind die Teams der Kommunalverwaltungen unter ihren persönlichen Durchwahlen erreichbar“, schreibt die Pressestelle. Dies gelte auch für die Stadt Meschede. Die Verwaltungen raten dazu, sich schon im Vorfeld eines persönlichen Besuchs telefonisch zu erkundigen, ob ein Anliegen aktuell bearbeitet werden kann.

Per E-Mail nicht erreichbar

Nicht erreichbar sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dagegen weiterhin per E-Mail. Mails, die an die heimischen Kommunen gesendet werden, kommen nach wie vor nicht an und sie werden voraussichtlich auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt zugestellt. Alle Kommunen bitten deshalb die Bürgerinnen und Bürger, die seit dem späten Sonntagabend, 29. Oktober, eine Mail an die jeweiligen Kommunalverwaltungen gesendet haben, ihr Anliegen per Post oder per Telefon erneut vorzutragen.

Man sei sich dessen bewusst, dass durch die Cyber-Attacke auf die SIT das Service-Spektrum für die Bürgerinnen und Bürger ganz erheblich eingeschränkt sei, unterstreichen die Bürgermeister Christoph Weber (Meschede) und Ralf Péus (Bestwig). Dabei gelte es aber auch zu beachten, dass dass es sich bei diesem Cyber-Angriff um ein Vorgehen von Kriminellen handele. Daher setze man auf das Verständnis der Bürgerinnen und Bürger – und die nötige Geduld, bis die IT für die Kommunen wiederhergestellt ist.

Stadtbücherei und Bürgerbüros

Da durch den Cyber-Angriff zahlreiche elektronische Dienstleistungen derzeit nicht zur Verfügung stehen, bleibt das Bürgerbüro im Rathaus Meschede am Samstag, 4. November, geschlossen.

Auch die Stadtbücherei ist von dem Angriff betroffen. Das heißt, es sind keine Ausleihen möglich, Bücher können nicht verlängert werden. Das Team teilt aber mit, dass keine Säumnisgebühren anfallen.

Hochsauerlandkreis ist nur telefonisch erreichbar

Auch der Kreis meldete (2. 11.), er sei nach wie vor nur telefonisch erreichbar. Nach den neuesten Informationen gehe man nun davon aus, dass die betroffenen IT-Anwendungen auch in der kommenden Woche (6. bis 12. November) nicht laufen werden. „Mails, die an den Hochsauerlandkreis gesendet werden, kommen nach wie vor nicht an und sie werden voraussichtlich auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt zugestellt“, berichtet die Pressestelle.

Nach dem Cyberangriff auf die südwestfälischen Kommunen ist auch die Homepage der Stadt Meschede weiterhin nicht erreichbar.
Nach dem Cyberangriff auf die südwestfälischen Kommunen ist auch die Homepage der Stadt Meschede weiterhin nicht erreichbar. © WP | Ute Tolksdorf

Auch der Kreis bittet deshalb die Bürgerinnen und Bürger, die seit dem späten Sonntagabend, 29. Oktober, eine Mail gesendet haben, ihr Anliegen per Post oder per Telefon erneut vorzutragen. Da Kfz-Zulassungen nach wie vor nicht möglich sind, bleiben die Zulassungsstellen in den Kreishäusern Arnsberg, Brilon und Meschede am Samstag, 4. November, geschlossen. Auch das Führerscheinwesen und das Ausländeramt seien betroffen.

Intern könne die Kreisverwaltung aber arbeiten, „die internen Systeme funktionieren, inklusive Mail.“

Die Situation in Schmallenberg

Schmallenberg meldete bereits am Dienstag (31.10), dass die Stadt trotz der Cyberattacke eingeschränkt handlungsfähig sei, da der Zugriff auf lokal gehaltene Daten weiterhin möglich ist. „Auszahlungen über die Finanzsoftware sind möglich. Eingegangene Rechnungen von Lieferanten, Handwerkern usw. können bezahlt werden“, so Bürgermeister Burkhard König.

Das Ratsinfosystem, die Jugendamt-Software sowie lokale Office-Anwendungen und die Drucksysteme funktionierten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rathauses und aller Nebenstellen können telefonisch kontaktiert werden.

Homepage funktioniert

In Schmallenberg funktioniere auch weiterhin die Homepage www.schmallenberg.de, so dass man dort neue Informationen zur aktuellen Lage zur Verfügung stelle. „Die Fachverfahren, die durch die S-IT bereitgestellt werden, funktionieren leider nicht. Es sei weiterhin von einem mehrtägigen Ausfall auszugehen. Hiervon betroffen sind das Bürgerbüro,Standesamt, Sozialamt/Jobcenter sowie das Bürgerservice-Portal. Online-Anträge sowie das Versenden und der Empfang von E-Mails sind nicht möglich.

Bürgermeister König: „Bitte haben Sie Verständnis, dass auch wir keinen Einfluss auf den Umfang und die Dauer dieses Ereignisses haben. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden alles tun was möglich ist, um die Anliegen der Bürgerinnen und Bürgern bearbeiten zu können und stehen ihnen für ihre Fragen gerne zur Verfügung.“

Nach der IT-Attacke am Montag (30.10.) waren beim Hochsauerlandkreis alle Mitarbeiter vom Homeoffice in die Büros beordert worden, weil von daheim aus überhaupt nicht gearbeitet werden konnte. Sollten die Probleme länger anhalten, bestünde die Möglichkeit, dass Überstunden und Urlaub abgebaut würden, sagte Pressesprecher Martin Reuther.

Abwarten auf eine Lösung

Bei der Stadt Meschede erklärte Pressesprecher Jörg Fröhling, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versuchten ihre Aufgaben so gut es ginge ohne IT-Zugang abzuarbeiten. Das sei natürlich beim Bauhof einfacher als in der Finanzbuchhaltung. Ziel sei es, so schnell wie möglich wieder alle Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger anbieten zu können. Das sei aber abhängig von einer Lösung der Südwestfalen-IT (SIT). Fröhling: „Momentan werden wir abwarten müssen.“

Was das beispielsweise bedeutet: Es können keine Fahrzeuge angemeldet und teilweise keine Auszahlungen geleistet werden. Wer in den Kommunen einen Sterbefall melden oder heiraten will, ist auf Papier-Formulare angewiesen. Die Verwaltungen des HSK sind Opfer eines massiven Hacker-Angriffs geworden.

Cyberangriff Montagnacht

Man sei in der Nacht zu Montag Ziel eines Cyberangriffs mit Ransomware (so genannte Erpressungstrojaner) geworden, der nun die Handlungsfähigkeit der kommunalen Verwaltungen beeinträchtige, hieß es dazu in einer Mitteilung des IT-Dienstleister SIT (Südwestfalen-IT).

Cyberangriff auf Verwaltungen in Südwestfalen - mehr zum Thema:

Ende der Probleme nicht in Sicht

Wann die Systeme wieder ohne Probleme laufen, war bis Redaktionsschluss nicht klar. Man arbeite mit Hochdruck daran. Beim Hochsauerlandkreis rechnet man damit, dass die Nachwirkungen des massiven Angriffs noch die ganze Woche andauern werden. „Wir gehen aktuell davon aus, dass der Ausfall uns noch weitere Tage beschäftigen wird“, prognostiziert Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. Jörg Fröhling, Pressesprecher der Stadt Meschede und der Hochsauerlandwasser (HSW), erinnerte an den massiven Angriff auf die HWS vor wenigen Wochen. Aber ein Angriff in einem solchen Ausmaß sei ihm bisher nicht bekannt. Noch sei nicht klar, wann die Stadt wieder ohne Einschränkungen arbeiten könne.

Das Rathaus in Eslohe, bittet darum, Termine zu verschieben.
Das Rathaus in Eslohe, bittet darum, Termine zu verschieben. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Auszahlungen zeitweise betroffen

Zeitweilig waren auch die Auszahlungen des Kreises betroffen. Dank der Unterstützung der Sparkasse Hochsauerland seien jedoch diese am Montagnachmittag wieder möglich gewesen. Bis Redaktionsschluss war die Kreisverwaltung nur telefonisch erreichbar, der Mailverkehr war ebenfalls betroffen. Wer in den nächsten Tagen sein Auto anmelden wolle, der habe ein Problem: „Keine Chance. Wir bekommen die Daten gar nicht erst ins System“, so Reuther.

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Telefonanlage in Meschede vom Netz

Die Stadt Meschede nahm die Homepage und die Telefonanlage vom Netz, weil man befürchtete, dass auch diese ein Einfallstor für die Hacker sein könnten. Diese läuft nun wieder. Mitarbeiter im Homeoffice und all diejenigen, die ohne Systemzugriff quasi arbeitslos waren, mussten laut Pressestelle Überstunden abbauen. Vor allem in den Bürgerbüros, Standesämtern und Sozialämtern der Kommunen hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinen Zugriff auf die Systeme, daher konnten keine Anliegen bearbeitet werden. Mails konnten nicht versendet und empfangen werden. Bürger müssten im Zweifelsfall leider direkt im Rathaus vorsprechen, um zu erfahren, ob und wann die Systeme zur Verfügung stehen und ihr Anliegen bearbeitet werden könnte, bat Pressesprecher Jörg Fröhling.

Das Rathaus in Schmallenberg: Hier funktionierte wenigstens die Telefonanlage.
Das Rathaus in Schmallenberg: Hier funktionierte wenigstens die Telefonanlage. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Telefonanlage in Schmallenberg funktioniert

Betroffen sind neben Meschede und der Verwaltung des Hochsauerlandkreises auch die Kommunen Bestwig, Eslohe und Schmallenberg. „Glücklicherweise sind wir telefonisch weiterhin erreichbar“, sagte Anke Sibert, Pressesprecherin der Stadt Schmallenberg. „Wer sich unsicher ist, kann sich gern telefonisch melden und erfragen, ob sein Anliegen bearbeitet werden kann.“ Auch die Homepage funktioniere - anders als beispielsweise in Meschede - uneingeschränkt - aktuelle Meldungen würden auch dort veröffentlicht.

Eslohe: Standesamtliche Trauungen nicht geplant

Auch bei der Gemeinde Eslohe funktionierte die Telefonanlage, allerdings war dort die Homepage nicht erreichbar. Eslohes IT-Spezialist Thomas Funke rät allen Bürgern und Bürgerinnen, mit aufschiebbaren Angelegenheiten zu warten. Standesamtliche Trauungen seien in Eslohe in dieser Woche nicht geplant.

Aufschiebbare Termine bitte verschieben

Eine Bitte, der sich auch die übrigen Kommunen anschließen: Bürgerinnen und Bürger, die einen aufschiebbaren Termin in einem der Rathäuser haben, sollten bitte zu Hause zu bleiben und sich in den nächsten Tagen um einen neuen Termin bemühen. Unaufschiebbares - wie Todesfälle - könne man in Meschede weiterhin melden, „diese werden dann schriftlich auf Formularen festgehalten und später nachgetragen“, berichtet Meschedes Pressesprecherin Angelika Beuter-Sielemann. Auch Hochzeiten wären theoretisch möglich. „Das bereiten die Kollegen vor.“ Allerdings war in Meschede für Montag keine Trauung angemeldet.

Die IT im Rathaus Bestwig ist ebenfalls betroffen.
Die IT im Rathaus Bestwig ist ebenfalls betroffen. © WP Meschede / | Mustafa Amet

Probleme beim Kreis

Auch beim Hochsauerlandkreis sind auf absehbare Zeit zahlreiche Dienstleistungen für die Bürgerinnen und Bürger nicht möglich, wie zum Beispiel die Kfz-Zulassung, die Führerscheinstellen, Elterngeld und das Ausländeramt. Auch die interne Kommunikation ist beeinträchtigt, da Mails nicht versendet und empfangen werden können und Homeoffice nicht möglich ist.

Die Kreisverwaltung sei aber aktuell weiter telefonisch erreichbar, informierte die Pressestelle. Auch die Notrufnummer „112“ könne weiterhin angewählt werden.

Ermittlungen beim Polizeipräsidium Dortmund

Ein abschließender Überblick, über das Ausmaß der Auswirkungen, liegt noch nicht vor, meldet auch das Polizeipräsidium Dortmund, das die Ermittlungen übernommen hat. Die betroffenen Rechenzentren wurden zur Schadensbegrenzung heruntergefahren. Die bei der Staatsanwaltschaft Köln angesiedelte Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime hat die Ermittlungen übernommen.

Die Kommunen bitten um Verständnis.

HINTERGRUND

Das Kreisgesundheitsamt teilt mit, dass die Termine der Schuleingangsuntersuchungen stattfinden. Die im Vorfeld mit den Erziehungsberechtigten abgestimmten Termine können durchgeführt werden.

Das Gleiche gilt für die Einbürgerungsveranstaltung, zu der für Dienstag, 31. Oktober, ins Kreishaus eingeladen wurde. Sie wird - wie geplant - um 14 Uhr im Großen Sitzungssaal stattfinden.