Eslohe. Auf dem Pausenhof der Realschule in Eslohe treffen zwei Gruppen junger Männer aufeinander - es kommt zur Schlägerei. Was ist dort geschehen?

Im März 2021 war der junge Mann Teil einer heftigen Schlägerei, wie sie in Eslohe nicht allzu oft vorkommt. Jetzt, zweieinhalb Jahre später, muss er sich dafür vor dem Jugendschöffengericht in Meschede verantworten.

Die Vorwürfe gegen den inzwischen 22-jährigen Wuppertaler wiegen schwer: Er soll in den frühen Abendstunden des 6. März 2021 gemeinsam mit zwei anderen Beteiligten drei junge Männer umkreist haben, um sie grundlos zu verprügeln. Sie sollen unvermittelt von hinten auf sie eingeschlagen und sie – auch am Boden liegend – getreten haben, so die Staatsanwaltschaft. Es geht um gefährliche Körperverletzung, Sachbeschädigung, versuchte Nötigung und Bedrohung.

„Bier, Wodka, Whisky, Gin - was man halt so trinkt“

Bereits im Mai war ein ebenfalls aus Wuppertal stammender Kumpel des jungen Mannes zu einer Geldbuße in Höhe von 1000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung sowie zu einer Wiedergutmachung in Höhe von 2000 Euro an sein Opfer verurteilt worden. Er hatte damals grundlos auf einen 17-jährigen Esloher eingeschlagen. So heftig, dass das Opfer unter anderem mit einer Mittelgesichtsprellung und einem Schleudertrauma zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben musste, um eine Gehirnblutung auszuschließen.

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Die beiden Wuppertaler waren Teil einer Gruppe, die sich an jenem Tag zum Trinken auf dem Pausenhof der Realschule versammelt hatte hatte. „Bier, Wodka, Whisky, Gin - was man halt so trinkt“, erklärte der 22-Jährige der Richterin. Die späteren Opfer hatten sich damals ebenfalls auf dem Schulhof verabredet.

Angeklagter meint: „Ich weiß nicht mehr viel“

Warum es gegen 18 Uhr zu der heftigen Eskalation kam, weiß im Nachhinein keiner der Beteiligten so Recht. Ebenso wie bei dem Prozess im Mai konnte der Angeklagte auch diesmal kein Licht ins Dunkel bringen. Und überhaupt: „Ich weiß nicht mehr viel. Das ist alles sehr lange her. Und außerdem war ich ziemlich betrunken“, so der 22-Jährige, der Vater eines vierjährigen Kindes ist. Immerhin: Ein bisschen erinnern konnte er sich dann doch. Nämlich daran, dass er an diesem Tag selbst niemanden geschlagen oder getreten habe.

Als der Streit ausbrach und eskalierte, sei er zunächst noch in einiger Entfernung gewesen. „Ich hatte mit meiner Freundin telefoniert. Die war sauer, dass ich schon wieder trinke“, erklärte der Wuppertaler. Am Ende des unerfreulichen Telefonats hätte er dann nach eigenen Angaben zwar gerne mitgemischt. Dazu war es aber wohl gar nicht erst gekommen, weil einer seiner Kumpels ihn zurückhielt, ihn zu Boden brachte und ihn dort fixierte, bis sich die Lage wieder beruhigt hatte.

Entsprechend sauer sei er auf seinen eigenen Freund gewesen. „Ich wollte den anderen doch nur helfen“, so der Wuppertaler. Wie diese Hilfe ausgesehen hätte, wenn er nicht zurückgehalten worden wäre, schilderte der Kumpel, der ihn damals zurückgehalten hatte. Demnach soll der 22-jährige bereits einen Fuß angehoben haben, um auf das am Boden liegende Opfer einzutreten.

Viele Fragen offen

Gleichwohl soll der junge Mann die beiden Opfer zu einem späteren Zeitpunkt zumindest noch einmal verbal angegangen sein, sie am Kragen gepackt und damit gedroht haben, dass alles noch viel schlimmer werde, wenn man sich an die Polizei wende. Das jedoch konnten selbst die beiden Opfer nicht bestätigen. Vielmehr soll der Wuppertaler ihnen mitgeteilt haben, seinen Namen zu nennen, wenn sie zur Polizei gehen. Warum? Das blieb im Prozess offen. Ebenso wie viele weitere Fragen. Denn nach Angaben eines der Opfer, sei der Wuppertaler sehr wohl von Anfang an dabei gewesen, als es zu Diskussionen kam, die am Ende in der Schlägerei gipfelten - und keineswegs erst später hinzugestoßen sein.

Wegen der vielen offenen Fragen wird sich die Justiz erneut mit dem Fall beschäftigen. Am 15. November wird es eine Fortsetzung vor dem Jugendschöffengericht geben - mit mindestens drei weiteren Zeugen.