Meschede. Der eigene Tod kann plötzlich kommen und es geht nicht der Reihe nach: Was Bestatter aus dem Stadtgebiet Meschede raten - von Kosten bis Details.

Über den Tod reden wir nur ungern. Das sollten wir aber. Zumindest darüber, wie wir gern mal beerdigt werden wollen. Und das schon früher als erst im hohen Alter. Soweit die Devise zweier Bestatter aus dem Stadtgebiet Meschede. Wir haben mit ihnen über Beerdigungen nach Corona, umweltfreundliche Möglichkeiten und das nötige Kleingeld gesprochen.

Großstädte sind teurer

Bestatter Bernd Mertens aus Meschede.
Bestatter Bernd Mertens aus Meschede. © Jürgen Kortmann

Bernd Mertens ist Inhaber des Bestattungshauses Mertens am Ittmecker Weg in Meschede. „Es sind noch immer die Erd- und Feuerbestattungen, die hier stattfinden“, erklärt er. „Und auf dem Land noch häufiger Erdbestattungen als in der Stadt.“ Das liege aber auch daran, dass in Großstädten ein Grab gut und gern so viel koste wie hier eine Beerdigung. „Wir sind hier auf der glücklichen Seite.“ Was mehr nachgefragt wird, Feuer oder Erde, unterscheide sich von Woche zu Woche.

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Etwa fünf- bis siebentausend Euro, so der Bestatter, sind nötig für eine entsprechende Vorsorge – da sind Blumen und Kaffeetrinken dann mit dabei. „Viele sagen, das ist sehr teuer. Das verstehe ich“, so Mertens. Allerdings bezahle man für Hochzeiten oder runde Geburtstage gern ähnliche Summen – „und die Verabschiedung soll doch auch so stattfinden, wie man es sich wünscht!" Bernd Mertens selbst weiß schon ganz genau, wie seine Beerdigung aussehen soll. „Es soll gefeiert werden“, sagt er.

Früh darüber nachdenken

Wann sollte also ein Plan für die eigene Beerdigung stehen? „Sobald Sie darüber nachdenken können“, sagt Mertens. Auch mit 20 Jahren könne ein Unfall geschehen, „das geht Ruck-Zuck.“ Wenn der Wunsch für die letzte Ehre dann – vielleicht sogar schriftlich – hinterlegt ist, hilft man auch denjenigen, die zurück bleiben. „Sie werden dann Wünscheerfüller.“

In so genannten Vorsorgeverträgen lassen sich die Wünsche für das Ableben bis ins kleinste Detail festhalten. „Dann ist alles besprochen und niemand kann gegen den Wunsch des Verstorbenen handeln“, erklärt Mertens. Vor ihnen brauche auch niemand Angst haben: „Viele haben das noch von früher drin, da sagte man, wenn die Unterschrift drunter ist, dann dauert’s nicht mehr lang“, erklärt Mertens. „Aber ich habe hier Verträge über 25 Jahre lang liegen.“ Letztlich sei es nur eine Sorge weniger, vor allem für die, die zurückbleiben.

Dioxine beim Verbrennen

Übrigens: Wer der Umwelt auch mit seiner letzten Tat etwas Gutes tun will, sollte die Erdbestattung statt des Feuers wählen. „Bei den 850 Grad Celsius, die der Ofen bekommt, werden aus Medikamenten im Körper giftige Dioxine“, erklärt Mertens. Substanzen, deren Großteil zwar mikroskopisch fein herausgefiltert werden, aber dennoch zum Teil als Feinstaub ihren Weg in die Luft finden. „Das tut der Umwelt eine ganze Ecke mehr weh, auch, wenn es vielleicht günstiger ist.“ Dementsprechend eigne sich die Erdbestattung – und Platz gibt es reichlich, hier im Sauerland. Und der Preis ist nebenbei für beide Möglichkeiten ungefähr der gleiche.

Teamfoto von links: Martina Klute, Linda Vogt, Udo Klute und Daniel Klute.
Teamfoto von links: Martina Klute, Linda Vogt, Udo Klute und Daniel Klute. © Privat

Beim Bestattungsinstitut Klute in Freienohl erkennt man entgegen Mertens’ Hinweisen einen klaren Trend: „Der Anteil der Feuerbestattungen ist in den vergangenen 20 Jahren sehr gestiegen, das Verhältnis Feuer zu Erd hat sich quasi umgekehrt“, erklärt Martina Klute. Das liege auch an der Art zu wohnen, Familien drifteten heute auseinander, um Gräber können sich nicht – wie es vor 20, 30 Jahren noch der Fall war – Kinder und Enkelkinder kümmern. „Die pflegefreie Beisetzung ist dann die Urne“, erklärt Klute. Der Sarg ist vorher natürlich dennoch nötig, sonst kommt die Verbrennung gar nicht in Gang.

Friedhof oder Friedwald?

Auch sie ist der Meinung, dass jeder Erwachsene sich schon früh darüber Gedanken machen sollte, wie sein letztes Fest eines Tages stattfinden soll. „Es geht nun einmal nicht der Reihe nach“, sagt sie. Daher sollte man grob wissen: Feuer oder Erde, Friedhof oder Friedwald, freier Redner oder Priester, groß oder klein. „Die Angehörigen wissen es ja nicht.“

Dann lohne es sich, für eine Preisvorstellung, einen Bestatter zu fragen. Grundsätzlich rät Martina Klute sogar zu einer Sterbegeldversorgung in Höhe von acht- bis zehntausend Euro. „Dann hat man freie Auswahl, was alles anbelangt. Und besser, am Ende bleibt etwas übrig, als dass die Angehörigen etwas drauflegen müssen.“ Es gibt viele Möglichkeiten, dem Thema Tod zu begegnen, und Klute hält es für sinnvoll, es nicht zu ignorieren. „Bevor es nachher die Oma ist, sollte man mit Kindern Beerdigung üben“, findet sie. Sie nach ihrer Meinung fragen, nach offenen Fragen. „Nur weil sich jemand Gedanken macht, stirbt er nicht eher oder später.“ Auch sie empfiehlt eine Bestattungsvorsorge.

Anderes ist wichtiger

Zum Thema Nachhaltigkeit erklärt sie, dass die meisten Särge mittlerweile sehr umweltverträglich sind. „Nur das Fahrzeug ist nicht verzichtbar.“ Dafür vermeide das Bestattungsinstitut E-Mail-Ausdrucke, „man fängt im Kleinen an.“ Und Dinge wie Luftballons auf der Beerdigung? „Das ist für die Umwelt nicht toll, aber manchmal ist anderes wichtiger“, sagt sie.

Und Martina Klute merkt, dass sich die Wünsche der Menschen mit der Coronapandemie geändert haben. „Vorher sahen viele von einem Kaffeetrinken ab, wollten nicht feiern.“ Mit Corona war es dann gar nicht mehr möglich, und plötzlich sprach man lange auf dem Friedhof. „Heute wollen viele auf jeden Fall ein Kaffeetrinken, auch größere“, schildert Klute ihre Erfahrungen. „Wir ermutigen die Menschen auch, andere Menschen einzuladen. Es ist die letzte Ehre. Das ist wichtig.“