Meschede. Wo könnten in Meschede weitere Flüchtlinge untergebracht werden? Ein denkbares Gebäude steht nicht zur Verfügung. Die Stadt hat andere Pläne.

Kommen weitere Flüchtlinge nach Meschede? Wo könnten sie dann untergebracht werden? Das ist der Stand, das sind die Pläne.

Die Jugendherberge Meschede, das ehemalige Haus Dortmund, wird nicht erneut für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Dazu hatte es auch im Hauptausschuss eine Anfrage gegeben. Entsprechende Befürchtungen in Meschede weist die zuständige Bezirksregierung in Arnsberg zurück.

Keine erneute Nutzung von Herberge in Meschede

Es gebe derzeit keine Überlegungen dazu, sagt Pressesprecher Christoph Söbbeler auf Anfrage. Zuletzt hatte es in der Nachbarschaft in Oeventrop Pläne gegeben, im ehemaligen Kloster eine so genannte Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) mit Platz für 450 Menschen einzurichten. Das scheiterte am Protest vor Ort: Die Menschen dort sahen sich mit der Einrichtung überfordert, der Eigentümer des Gebäudes zog daraufhin sein Angebot zurück.

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Das Land sucht ständig nach Unterkünften für Geflüchtete. Haus Dortmund war in der Zeit des Flüchtlingsandrangs von Juni 2015 bis Dezember 2016 als Notunterkunft für Asylbewerber genutzt worden. Etwa 800 Flüchtlinge hatten dort gelebt.

Auch Nihat Gümüs ist überrascht von den Befürchtungen in Meschede. Er bestätigt: Es gebe keine Pläne für eine erneute Flüchtlingsunterkunft. Gümüs hatte das damalige Haus Dortmund 2014 vom Deutschen Jugendherbergswerk gekauft. Als er es dann neu eröffnen wollte, kam die Flüchtlingskrise dazwischen und es wurden rasch Unterkünfte benötigt: Der Malteser Hilfsdienst mietete das Haus von Gümüs und übernahm im Auftrag der Bezirksregierung die Trägerschaft der Notunterkunft. Später konzentrierten sich die Malteser auf eine Zentrale Unterbringungseinheit in der ehemaligen Franz-Stahlmecke-Schule in Meschede und gaben dafür die Notunterkunft im Haus Dortmund auf – inzwischen ist die Schule längst abgerissen, dort entsteht ein kleines Neubaugebiet.

Die Jugend- und Gruppenherberge Meschede, nahe der B55, diente in der Vergangenheit als Notunterkunft für Flüchtlinge. Heute beherbergt sie wieder Besucher aus ganz Deutschland.
Die Jugend- und Gruppenherberge Meschede, nahe der B55, diente in der Vergangenheit als Notunterkunft für Flüchtlinge. Heute beherbergt sie wieder Besucher aus ganz Deutschland. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Das ehemalige Haus Dortmund ist seit 2018 wieder als Jugend- und Gruppenherberge geöffnet – mit enormem Erfolg, wie Gümüs sagt: „Wir haben ein volles Haus.“ 120 Gäste können dort wohnen, Besucher kommen aus ganz Deutschland und den Niederlanden, der Großteil aus NRW.

Bislang kein Hilferuf aus Meschede erforderlich

Auch die Stadt Meschede hat keine Überlegungen, die Jugendherberge womöglich zu nutzen, sagt Bürgermeister Christoph Weber: Das Gebäude sei dafür viel zu weit von der Stadt entfernt, um zum Beispiel die Schulen erreichen zu können.

Wobei Meschede auch, anders als andere Kommunen, derzeit keine Schwierigkeiten hat, Flüchtlinge unterzubringen. Weber verweist darauf, dass die Stadt keine so genannte Überlastungsanzeige bei der Bezirksregierung gestellt habe – diese Anzeige wäre quasi ein Hilferuf und würde möglicherweise dann einen zumindest zeitweisen Zuweisungsstopp nach sich ziehen können. Mit knapp 102 Prozent hat die Stadt Meschede ihre Aufnahmequote im Moment sogar übererfüllt, es gebe noch gewisse Unterbringungskapazitäten.

Die Stadt hat selbst Wohnraum zur Unterbringung von Flüchtlingen angemietet, viele Kapazitäten hatten sich durch das ehemalige Schwesternwohnheim am St.-Walburga-Krankenhaus und im ehemaligen Studentenwohnheim im „Campus“ ergeben. Dazu habe die Stadt auch über die Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede Räume angemietet, so Weber.

Turnhalle könnte umgenutzt werden

Für den Notfall, falls plötzlich Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden müssten, würde die Turnhalle an der St.-Walburga-Hauptschule in eine Gemeinschaftsunterkunft umgewandelt – absehbar sei dies aber nicht. Diese Überlegungen gibt es bereits, seitdem die Stadt mit Beginn der Flüchtlingswelle aus der Ukraine im Februar 2022 eine Stabsstelle gebildet hatte, um sich vorzubereiten. Damals wurden auch schon vorsorglich Betten angeschafft. Ganz kurzfristig umsetzbar wäre der Turnhallen-Plan am Schederweg ohnehin nicht: Durch die Baustelle an der Hauptschule und deren vorübergehenden Umzug nach Bestwig sind in der Turnhalle Schulmöbel eingelagert.

Bei Bedarf könnte die kleine Turnhalle (links am Bildrand) der Hauptschule im Schulzentrum der Stadt am Schederweg in eine Gemeinschaftsunterkunft umgewandelt werden - die Stadt Meschede wäre darauf vorbereitet.
Bei Bedarf könnte die kleine Turnhalle (links am Bildrand) der Hauptschule im Schulzentrum der Stadt am Schederweg in eine Gemeinschaftsunterkunft umgewandelt werden - die Stadt Meschede wäre darauf vorbereitet. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Seit März 2022 sind in Meschede 669 Geflüchtete aus der Ukraine eingetroffen. 180 von ihnen sind in der Zwischenzeit wieder verzogen. Aktuell leben noch 489 Flüchtlinge aus der Ukraine in Meschede, 380 von ihnen erhalten Sozialleistungen. Hinzu kommen weitere 341 Geflüchtete aus anderen Staaten, die Sozialleistungen beziehen: 52 von ihnen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz, 289 erhalten das Bürgergeld (vormals: Hartz IV).